April, April!

von Peter Löcke //

April April! Ein Mal im Jahr dürfen Politiker ihre Wähler und Medien ihre Leserschaft aufs Korn nehmen. Der pünktliche Scherz zum 1. April kann nicht nur im privaten Bereich auf eine lange Tradition zurückblicken. Vermehrt lässt sich eine Tendenz beobachten, dass aus der humoristischen Eintagsfliege längst ein Ganzjahres-Event geworden ist. Ein Überbietungswettbewerb an politischem Irrsinn. Das dachte sich vermutlich Friedrich Nachwahl-Merz im März, als er verblüfften CDU-Wählern ein billionenfaches „April April“ zurief. Was Merz kann, können auch andere. Es folgt eine TOP 5 an tollen Tollheiten der vergangenen Woche. Als Siegerin und unangefochtene Nummer eins in der Disziplin Bockschießen setzte sich wenig überraschend die Favoritin Annalena Baerbock durch.

Wir leben in einer Zeit der Ruchlosigkeit [1]. Das stellte Deutschlands scheidende Außenministerin auf der Konferenz „Europe 2025“ fest, um anschließend ihre Sprachlosigkeit und gesamtes UN-Vermögen unter Beweis zu stellen. Diplomatie? Bei der UN sei es „wichtig gerade im Hintergrund erodieren“. Nur habe leider das Wort Hinterzimmer in Deutschland einen „negativen Beigeschnack“. So Annalena beim Schnack auf dem Podium. Ich eruiere, dass diplomatisches Erodieren für mich einen negativen Beigeschmack hat. Vielleicht hätte ihr neuer bester Freund Armin Annalena auf dem Podium helfend zur Seite springen können. Schließlich kennt man sich von gemeinsamen Partys und Besuchen in Syrien. Nur scheint Armin gerade unter Verfolgungswahn zu leiden.

Er fühlte sich verfolgt. Das war Laschets Entschuldigung, warum er statt erlaubter 50 km/h fast doppelt so schnell fuhr [2] wie erlaubt. Ich sehe das aus mehreren Gründen positiv. Der Karnevalsprinz zeigt stets Humor, ob in Aachen oder im Ahrtal. Als erbitterter Gegner des Tempolimits beweist Laschet noch im hohen Alter Fahrtüchtigkeit durch zügiges Fahren plus Schulterblick. Apropos Zurückblicken? Die ganze Geschichte stammt aus dem Juli 2024 und kommt erst gerade an die Öffentlichkeit. Also Schwamm drüber! Das gilt auch für den Rückblick auf die Corona-Jahre.

Die Gesundheitsminister aus Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg, Clemens Hoch (SPD) und Manfred Lucha (Grüne), waren bei der SWR-Sendung „Zur Sache“ geladen. Die Sache, um die es ging, hieß Corona. Aufarbeitung? Alles, bloß das nicht. Dreiste Geschichtsklitterung trifft es besser. Hoch nimmt für sich in Anspruch, nie jemandem gesagt zu haben „Du musst dich impfen lassen, sonst grenzen wir dich aus!“ Das hat er in der Tat anders formuliert. „Ganz klar ist: Ab April kann es die Ersten geben, die nicht mehr arbeiten kommen dürfen.“ Solche und ähnliche Sätze stammen belegbar von Clemens Hoch. „Ungeimpfte sollen gar nicht feiern!“ Auch das sagte Clemens Hoch nicht, sondern nur seine Chefin Malu Dreyer. Das Erinnerungsvermögen seines Ministerkollegen Manfred Lucha ist noch erstaunlicher. Was blieb Lucha im Gedächtnis? So lange waren die Schulen in der Summe gar nicht geschlossen, Corona war schlimmer als die spanische Grippe und angesichts der Bilder aus Bergamo sei die Coronapolitik „gar nicht so schlecht geglückt“. Frechheit siegt. Dachte sich auch Bayerns Grünen-Chefin Katharina Schulze.

In dieser Rangliste auf Platz vier, landete „Katha“ Schulze in der Unterkategorie Orwellssprech auf Platz eins, indem sie einen verpflichtenden Freiheitsdienst in der Altersgruppe 18 bis 67 vorschlug [4]. Oder war es ein freiwilliger Pflichtdienst? Nun ist Katha in erster Linie für ungelenke TikTok-Tänze und Menschen ausgrenzende Reden im Landtag bekannt, aber sicher nicht für Freiheit. Und schon gar nicht sind Grüne für Patriotismus bekannt, den sie, so das geistige Oberhaupt der Partei, stets zum Kotzen fanden. Der Vorschlag von Katha Schulze muss ein verfrühter Aprilscherz gewesen sein. Es muss so sein.

Auf dem fünften und letzten Platz der März-Scherze landen die FDP und damit indirekt auch meine Wenigkeit, denn dieser Partei habe ich vor einem Monat meine Stimme gegeben. Warum? Ich weiß es doch auch nicht. Vermutlich, weil ich ein Wechselwähler bin, der Thunder-Strack-Zimmermann komplett ausblenden konnte, weil ich außerdem dachte, dass die FDP als Einäugige in der blinden Ampel noch Schlimmeres verhinderte, verbunden mit der Hoffnung, dass sie sich in der Opposition an Westerwelle-Werte erinnert. Pustekuchen, wenn man sich die Jungen Liberalen in Niedersachsen anschaut [5]. Die setzen nun in zartrosa Farben konsequent auf Quote bei Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund, auf Vielfalt und soziale Themen, auf Abgrenzung zu konservativen Parteien und eine ambitionierte Klimapolitik, die grüner ist als die der Grünen. Hallelujah! So dumm muss man erst mal sein. Das gilt für eine Partei, die sich selbst von drei Prozent in den Promillebereich transformieren möchte. Das gilt aber auch für die Naivität von Wählern wie mir.

Vielleicht ist das die Lösung. Statt in den Promillebereich abzugleiten angesichts all der Absurditäten und fortwährenden Aprilscherze, einfach mal über sich selbst und die eigene Dummheit lachen. Und sich nicht immer so ernst nehmen in Zeiten des ganzjährigen Aprilscherzes.

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Eine Antwort

  1. Mir ist nicht ganz klar, ob diese Sachverhalte so besonders sind und ob man jede Kapriole so wichtig nehmen sollte. Wenn man auf eigene Faust nach Süditalien fährt, sieht man nicht mehr Elend in der Bevölkerung als hierzulande. Vermutlich gibt es auch nicht weniger Korruption und Verschwendung von Steuergeldern. Wenn wir uns Süditalien weiter annähern wollen, warum nicht. Wir sollten keine Energie in diese Prozesse investieren und auch nicht an einen Kollaps glauben, der ist auch in weniger gut regierten Ländern in Europa seit Jahrzehnten mit wenigen Ausnahmen ausgeblieben. Dass die Kirche, selbst in turbulenten Zeiten, im Dorf bleibt, ist meine Beobachtung seit fünfzig Jahren. Die Russen sind nicht gekommen, es gab nie eine wirklich schlimme Weltwirtschaftskrise, keine Währungsreform, das Ozonloch geht gerade wieder zu, die Wälder leben und der Himmel ist uns noch nicht auf den Kopf gefallen. Die Herausforderungen, die sich uns als Gesellschaft stellen, sind für mich mehr im kulturellen als im materiellen Bereich. Mein positives Menschenbild lässt mich glauben, dass das zu meistern ist. Ich sage mir, ich kann zum Gelingen beitragen, wie jeder andere auch.

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