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Danke, Holger Ohmstedt!

von Peter Löcke //

Der mit jährlich acht Milliarden Euro durch Zwangsgebühren finanzierte öffentlich-rechtliche Rundfunk steht seit langem in der Kritik. Zu Recht in der Kritik. Überteuert, dekadent, korrupt, dazu mit einer deutlich linkslastigen bis linksextremen politischen Schlagseite. So die Hauptvorwürfe. Die Berichterstattung rund um den Corona-Komplex hat die Wut auf den sogenannten Staatsfunk auf eine neue Ebene gehoben. Ist das noch Journalismus oder nicht längst Regierungs-PR? Warum diffamieren ARD und ZDF kritische Journalisten und Bürger? Warum diffamieren sie ausgerechnet jene, die die Arbeit machen, zu der sie eigentlich selbst verpflichtet sind?

Es bleibt wichtig, den Finger in die öffentlich-rechtlichen Propaganda-Wunden zu legen. Ebenso wichtig ist es meines Erachtens, die Lichtblicke zu stärken. Die wenigen Journalisten, die mutig sind. In einer vergangenen Kolumne erwähnte ich Britta Spiekermann vom ZDF, die als einzige im BPK-Saal den Hollywood-Auftritt von Karl Lauterbach und Margarete Stokowski hinterfragte. Es gibt einen weiteren Lichtblick. Sein Name ist Holger Ohmstedt vom Norddeutschen Rundfunk. Er sprach am 29. November einen bemerkenswerten Kommentar in den Tagesthemen. Ohmstedt thematisierte die verlogene deutsche Energiepolitik und Doppelmoral. Das war ursprünglich auch mein Ansinnen für die neue Kolumne. Ich hätte mich nicht besser als Holger Ohmstedt ausdrücken können. Statt meine Meinung mit ähnlichen oder schlechteren Worten zu äußern, möchte ich daher Ohmstedts Kommentar transkribieren. Ehre, wem Ehre gebührt! Die Tagesthemen-Moderatorin Caren Miosga schien not amused. Ganz im Gegensatz zu mir.

„Will man während der WM einen Fußballvergleich bemühen, dann ist die deutsche Bundesregierung mit ihrer Energiepolitik in die Abseitsfalle geraten. Für eine Woche protestiert die deutsche Innenministerin putzig mit einem Stück Stoff am Arm gegen die Zustände in Katar. In der nächsten Woche verpflichtet sich die Bundesregierung bis zum Jahr 2041 für Milliarden Euro Gas aus eben diesem Wüstenland einzukaufen. 

In der Golfregion wird dieses Verhalten als Doppelmoral kritisiert. Einerseits den Wirtschaftsminister den Bückling vor dem Emir machen zu lassen, andererseits die Katarer bei jeder Gelegenheit zu maßregeln. Ich fürchte, wir haben uns an solche Widersprüche nach einem Amtsjahr dieser Koalition längst gewöhnt.

Wir schalten unsere Kernkraftwerke ab und kaufen Atomstrom dann teuer in Frankreich ein. Fracken wollen wir in Deutschland nicht, importieren aber begierig Fracking-Gas aus den USA. Neueste Kohlekraftwerke mit höchsten Umweltstandards werden wenige Jahre nach Betriebsstart stillgelegt, um deren Leistung mit Kohlestrom auch aus Ländern zu ersetzen, die Umweltschutz gar nicht im Blick haben. Die Energiebeschaffung kann nicht schmutzig genug sein. Hauptsache, der Dreck fällt nicht im eigenen Land an.

In vier Jahren werden jetzt also in Brunsbüttel nach tausenden von Seemeilen die mit Schweröl betriebenen LNG-Tanker aus Katar einlaufen. Sollte diese im Zeichensetzen so mutige Koalition dann noch im Amt sein, kann sie an der Mündung des Nordostsee-Kanals in die Elbe zur Begrüßung Regenbogenflaggen hissen.“
(Holger Ohmstedt / NDR / Kommentar in den Tagesthemen vom 29.11.2022)

Journalisten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks werden zu Recht kritisiert. Vermutlich auch ein Holger Ohmstedt aus Kontaktschuld-Gründen. Sein Arbeitgeber gewinnt nun Mal keine Popularitätspreise in der Bevölkerung. Es braucht nicht viel Phantasie, um zu erahnen, dass einem Holger Ohmstedt vom NDR wie auch einer Britta Spiekermann vom ZDF neben Kritik von außen zusätzlich innerbetrieblicher Gegenwind entgegenschlägt. Mutige Menschen sollten gestärkt werden. Danke, Herr Ohmstedt!

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder.

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19 Antworten

  1. Es gibt schon zu denken, dass ein solcher Kommentar Zuspruch findet. Hat eigentlich einer der hier zitierten Befürworter dieses Kommentars die sonstigen Aussagen dieses Herrn Ohmstedt hinterfragt? Er war einer der Ersten, die einen Öl- und Gasboykott gegenüber Russland gefordert und die Energiepolitik früherer Regierungen kritisiert hat. Leider ist solchen Heuchlern wie ihm diese Regierung gefolgt. Die Auswirkungen für die Wirtschaft und die Menschen in Deutschland sind das Ergebnis dieser Kehrtwende in der Energiepolitik. Die Regierung muss das jetzt ausbaden – und sich dann solch unqualifizierte Kritik gefallen lassen. Genau von ihm und allen anderen, die diese Entwicklung gefordert und befeuert haben. Woher, Sie kluger Herr Ohmstedt, soll denn jetzt die Energie kommen?
    Durch Fracking Flüssiggas fördern? Mit dieser Forderung sind Sie 10 Jahre zu spät. Das hilft uns aktuell überhaupt nicht (Ihnen schon mit Ihrer Wichtigtuerei). Mit Atomstrom? Den Ausstieg hat doch die vor-vorige Regierung beschlossen. Und die restlichen 3 Atomkraftwerke decken gerade mal 3% des Energiebedarfs.
    Solche Fachleute und Kommentatoren brauchen wir dringend in der jetzigen Situation. Also, Ihr Vorschlag: kein Öl/Gas aus Russland, kein Öl aus Katar, kein LNG aus den USA (da würden diese bei dieser großen Einnahmequelle sehr traurig sein). Also versuchen wir es in Ihrem Sinne doch mal mit Feuersteinen.

  2. Ich würde gerne an dieser Stelle freundlich darauf hinweisen wollen,
    dass tagtäglich überall auf der Welt
    einzelne Menschen schlicht und ergreifend
    friedlich und freundlich die Wahrheit aussprechen
    oder gar versuchen wahrhaftig, anständig, friedlich und freundlich
    ihr eigenes Leben zu gestalten und zu organisieren,
    dabei auf ihr gottgegebenes Selbstbestimmungsrecht freundlich hinweisen
    und es gegen die unzähligen Angriffe friedlich zu verteidigen versuchen.
    Was zu Diffamierung, Diskreditierung, gesellschaftlicher und/oder exiszenzieller Vernichtung, bis hin zu Gefängnisstrafen (das müssen Sie sich einmal wirklich durch den Kopf gehen lassen; ein friedlicher Mensch, der keinem anderen Menschen physischen Schaden zugefügt hat, sondern schlicht und ergreifend sein gottgegebenes Selbstbestimmungsrecht friedlich leben und sich gegen feindliche Angriffe friedlich zur Wehr setzen möchte, wird verfolgt, bestraft, eingesperrt oder dem Tode anheim gestellt!) oder Tod durch Mord führen kann.
    Sie finden einen Journalisten, der für ein Unternehmen arbeitet, welches von friedlichen Mitmenschen unter Androhung und Anwendung von Gewalt Teile ihres Privateigentums wegnimmt (was den Straftatbestand des Raubes erfüllen würde, wenn für alle Menschen im selben Land auch dieselben Regeln gelten würden) und ihn aus der Beute bezahlt (was den Straftatbestand des Stehlen und Hehlens erfüllen würde, wenn für alle Menschen im selben Land auch dieselben Regeln gelten würden) mutig, wenn er ein- oder zweimal die Wahrheit ausspricht?
    Ernsthaft?
    Mutig sind Eltern, die sich schützend vor ihre Kinder stellen, wenn diese misshandelt werden sollen und sich dann vor dem eiskalten Monster Staat mit seinem Zwangs- und Gewaltmonopol wiederfinden, der mit Geldstrafen, Haftstrafen und gar der Wegnahme der Kinder droht, wenn die Eltern nicht zulassen, dass ihre Kinder misshandelt werden (an den Schulen, insbesondere seit 2020). Schulzwang gibt es übrigens nur in China, Nord-Korea, Schweden und Deutschland, sonst NIRGENDWO auf der Welt, aber das nur am Rande.
    Mutig sind Frauen, die für ihr Selbstbestimmungsrecht aufstehen und z.B. das Kopftuch nicht aufsetzen, die sich dann vor ihrem eiskalten Herrschaftsmonster mit dem Zwangs- und Gewaltmonopol wiederfinden und nicht selten zu Tode gefoltert und ermordet werden.
    Mutig sind Mediziner, die sich nicht von Pseudowissenschaften vorgeben lassen, wie sie ihren Patienten helfen sollen und sich dann vor dem eiskalten Monster Staat mit seinem Zwangs- und Gewaltmonopol wiederfinden, der mit Hausdurchsuchungen, Berufsverbot, Enteignung, etc. droht.
    Und ja, mutig sind auch alle Journalisten, die sich wagen, dieses große Unrecht – ob im eigenen Land oder weltweit – der Herrschaftsgruppen in allen Staaten offen auszusprechen, die sich die dort lebenden Menschen über ihr Zwangs- und Gewaltmonopol zu Untertanen machen. Selbsternannte Eliten, die für nichts was sie persönlich tun persönlich haften müssen. Und wenn ein Journalist dann Verbrechen oder gar einen Mord oder Massenmorde von Regierungen aufdeckt, die politisch nicht gewünscht sind, wird er von dem jeweiligen gigantischen Zwangs- und Gewaltmonopol-Apparat eben den Rest seines Lebens in Einzelhaft zum Verrotten weggeräumt (siehe Julian Assange), wenn er nicht zuvor über Diffamierungen, Diskreditierungen, gesellschaftliche und/oder existienzielle Zerstörung zum Schweigen gebracht werden konnte. Politische Gefangene – überall gibt es sie. Warum? Weil nicht selten die Gesellschaften schweigen oder gar lüstern mitmachen, denunzieren, ausspionieren für die Herrscherklasse, den Zwangs- und Gewaltmonopolisten. In Deutschland scheint das wieder einmal zum neuen Volkssport zu werden. Unfassbar alles und doch geschieht es. Wieder.
    Wir leben in einer Welt, die jeden anständigen, friedlichen und freundlichen Menschen regelrecht zum Verzwifeln bringt.
    Das es überhaupt als mutig angesehen wird, wenn Menschen ihr gottgegebenes Recht auf Selbsteigentum nur schon im bloßen Aussprechen der Wahrheit wahrnehmen, das sollte zu Denken geben!
    Im Kleinen fängt es an und vermutlich sind meine Worte wieder zu klar, monothematisch oder was auch sonst immer für lustige Rechtfertigungsversuche für meine Zensur hier beim Club der klaren Worte angeführt werden. Andere Menschen von einem offen angebotenen Diskurs auszuschließen, ganz gleich wie absurd deren Meinungen auch für andere sein mögen, ist bereits Teil des Spiels der Anderen. Bedauerlich. Aber vielleicht fehlt hier eben noch der Mut.

  3. Ergänzung: “Noch reformierbar? NDR-Redakteure beklagen sich über Zensur, Klima der Angst, Einschüchterungsversuche und Verhinderung kritischer Berichterstattung.”
    Vor zwei Monaten berichteten u.a. die NachDenkSeiten über einen geleakten Mailverkehr zwischen kritischen Redakteuren des Norddeutschen Rundfunks und der “Chefetage”. Siehe
    https://www.youtube.com/watch?v=w2W3IhArYFU
    Holger Ohmstedt ist solch ein kritischer Redakteur des NDR.
    Allen Lesern und Kommentatoren des Clubs ein schönes Wochenende. Herzlichen Dank für Ihr Feedback.

  4. Ich möchte beide loben, Herrn Höcke und Herrn Ohmstedt. Herrn Ohmstedt aber noch zusätzlich ausdrücklich für seinen Mut, der möglichen Wutwelle des
    Arbeitgebers und dessen Pedellen und Parasiten entgegen zu argumentieren und wirken.

  5. Wenn man die offenbar dauerhaft prekären Beschäftigungsverhältnisse in den öffentlich rechtlichen Sendern mit befristeten Verträgen anschaut, erkennt man einschneidende Abhängigkeitsverhältnisse, ähnliches findet sich auch in der universitären Forschung. Es geht dabei nicht um wirtschaftliche Überlegungen sondern um die Möglichkeit Macht ausüben zu können. Man möchte „Ergebnisse“ steuern können. Einzelne haben die Kraft oder auch die Mittel, sich aufzulehnen, nehmen Nachteile für sich in Kauf. Es ist schön, dass es diese Einzelnen gibt, aber es ändert nichts daran, dass unsere Gesellschaft eine Entflechtung des sogenannten „Geisteslebens“, also Medien, Schulen und Hochschulen sowie des allgemeinen Kulturbetriebes von Wirtschaft und Staat braucht. Ein relativ einfacher Weg ist beispielsweise die Gründung von freien Schulen. Es liegt auf der Hand, dass damit eine Verbesserung der Lebensgrundlagen aller Menschen verbunden wäre. Immer wieder gegen die alten Strukturen anzurennen kostet viel Kraft, die im Aufbau von besseren Einrichtungen oder auch Abläufen gebraucht würde. Dafür wäre auch eine deutlich höhere geistige Beweglichkeit notwendig, da man sich eigene Ziele zu setzen hat und andere Menschen mitnehmen sollte. Das geht dann auch nicht mit einer Tastatur, sondern braucht die Tat, das ins Tun Kommen.

  6. Das wurde auch mal wirklich Zeit, ich frage mich wann kommen die anderen Journalisten endlich aus der Versenkung. Habt doch mal einfach Mut!!!

  7. Ja es war wirklich mal erfrischend anders.
    Sonst ist ja immer nachhaken der sogenannten Journalisten, immer ins Wort fallen und immer widersprechen…..
    Es gibt so Kandidaten da zippe ich sofort weg, diese ganze Verlogenheit geht einem nur noch auf den Sack und dafür bekommt man dann noch einen Vollstreckungsbescheid, weil man einmal die Gebühren nicht bezahlt hat.

  8. Wenn mein aufgrund seines Jahrzehnte langem Engagements für die Bundeszentrale für politische Bildung, durch Roman Herzog mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichneter Vater, nicht viel zu früh verstorben wäre, hätte er seine mit dieser Ehrung einhergehende staatsbürgerliche Verantwortung und Verpflichtung wahrgenommen. Entweder haette er die Auszeichnung zurückgegeben, weil die FDG O von der jetzigen Regierung quasi zu einer Diktatur umgebaut worden ist. Oder, er wuerde sie an einen mutigen Journalisten, wie z. B. Ralf Niemeyer weitergeben, der den Mut hat, sein Leben für dieses Land und seine Menschen einzusetzen. Es ist traurig, dass es angebracht ist, das so zu formulieren. Mein geliebter und geschätzter Vater wäre zutiefst erschüttert über das, was aus diesem Land geworden ist.

    1. Guten Tag Herr Schultz,
      das Bundesverdienstkreuz wird heute doch so ähnlich vergeben, als wäre es auch auf dem Jahrmarkt zu bekommen. Es ist voll und ganz nachzuvollziehen, dass Ihr verstorbener Vater erschüttert darüber wäre, wie ich auch, was aus unserem Land geworden ist. Wobei “das Land” überhaupt nichts dazu kann. Es sind die vorwiegend die an den Schaltstellen der Macht befindlichen Politiker, die so gut wie keine Ahnung von dem haben, für das sie zuständig sind und überdies das Geld mit vollen Händen an die falschen Länder, Personen oder Organisationen rausschmeißen. Leider werden wir kleinen Bürger dafür den Kopf hinhalten und die Geldbörse öffnen müssen.
      Dass den ganzen Irrsinn so Viele seit Jahren – gegen besseres Wissen – mitmachen (ÖRR, Printmedien, viel zu viele Journalisten, EKD usw. usw.) ist schwer verständlich.

  9. Ich kann mich einfach nur von Herzen bei Herrn Ohmstedt und anderen mutigen Menschen bedanken, die schlicht den Irrsinn der jetztigen Zeit benennen und hoffe, dass viele diesen folgen werden

  10. Ich hoffe, Herr Ohmstedt bekommt nun eine Dienstags-Kolumne bei der ARD. Dann kann er sich ja weiteren wichtigen Themen widmen, die Frau Miosga lieber verschweigen würde.

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