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Über das Vertrauen und das große Fressen

von Peter Löcke //

Liebe. Hoffnung. Glück. Es ist schwierig, über die wirklich großen Themen des Lebens zu schreiben. Solch Worte kommen mit einer zu großen Wichtigkeit daher. Bedeutungsschwanger, pathetisch und dennoch nicht greifbar. Vertrauen ist eines dieser Wörter. Immer wieder darf ich lesen, wie wichtig Vertrauen sei. Umgedreht wird zu Recht kritisiert, dass ein großer Vertrauensverlust, dass eine Erosion an Vertrauen in großen Teilen der Gesellschaft zu beobachten sei. Nur – was heißt das konkret?

Ein Schwenk in meine Jugend, in meine Schulzeit. Meine Klasse war neben Elternhaus und Sportverein mein kleiner Mikrokosmos, meine kleine, heile Welt. Diese heile Welt war ein halbes Jahr lang in Aufruhr. Warum? Ein Dieb trieb in der zehnten Klasse sein Unwesen. Dinge verschwanden, wurden entwendet, gestohlen. Ein neuer Zirkel oder Taschenrechner hier, kleinere Geldbeträge dort. Panik beim Klassenlehrer, Panik in der Elternschaft. Der Klassenraum wurde ständig abgeschlossen. Ranzen und andere Habseligkeiten ließ man nicht mehr unbeaufsichtigt. Das wirklich Schlimme war die durchgängige Atmosphäre des Misstrauens untereinander. Jeder Schüler war verdächtig, jeder Schüler wurde zum Ermittler. Keiner traute keinem, obwohl man sich über Jahre kannte.

Vielleicht hat meine kleine Schulanekdote nichts mit dem zu tun, was gerade in Deutschland passiert. Vielleicht aber auch alles. Das große Fressen, das gegenseitige sich Zerfleischen, hat begonnen. All jene, die sich lange gegenseitig beschützt haben, gehen in Deckung und zeigen nun mit dem Finger auf den jeweils anderen.

Die Politik sagt, wissenschaftlich falsch beraten worden zu sein. Die Wissenschaft sagt, nur beraten, nicht aber entschieden zu haben. Erste Leitmedien fungieren als Aufklärer und Ankläger, obwohl sie selbst auf die Anklagebank gehören. Ich beobachte das große Fressen mit einem Gefühl der Genugtuung. Amnestie durch Amnesie? Hoffen die Täter tatsächlich mit dieser Strategie durchzukommen? Das wird nicht gelingen.

Ein Lauterbach tingelt über Jahre als warnender Nostradamus durch deutsche Talkshows und versucht nun den schwarzen Peter der Schuld an die Wissenschaft zu übergeben. Jener Wissenschaft, die er vorgab zu verkörpern. Wie erbärmlich. Erste Medien klagen an, dass Andersdenkende ignoriert, diffamiert und ausgegrenzt wurden. Nur waren es die Medien selbst, die das taten. Wie erbärmlich. Ein Lothar Wieler verlässt das RKI durch die Hintertür und landet sanft im Schoß des Hasso-Plattner-Instituts in Potsdam. Dabei schämt sich der Maßnahmen-Guru nicht, seinen Abgang mit Hybris und Selbstbeweihräucherung zu vollziehen. Wie erbärmlich. Darf Wielers Rolle wie seine Maßnahmen niemals hinterfragt werden? Sie werden garantiert hinterfragt, Herr Wieler. Egal, wo sie untertauchen.

Heerscharen von Tätern schlüpfen in die Rolle der unwissenden Opfer. Die lautesten Marktschreier der Impfpflicht wie der Grüne Janosch Dahmen fordern plötzlich einen Neubeginn, einen Mantel des Schweigens über das Geschehene. Ihr Ernst, Herr Dahmen? Die Vorsitzende des Ethikrats Alena Buyx stellt  weinerlich fest „Das konnte doch keiner ahnen“. Das ist jene Frau Buyx, die staatliche Maßnahmen gegen Ungeimpfte langsam hocheskalieren wollte. Ich empfehle Frau Buyx einen Grundkurs in Geschichte und Ethik. Der Satz „Das konnte doch keiner ahnen“ hat nämlich wie das Ausgrenzen von Minderheiten traurige Tradition in Deutschland. Was ist eigentlich mit einem gewissen Christian Drosten? Die Politik habe bei Schulschließungen und anderen Fragen in einer Eigendynamik falsche Schlüsse gezogen. Immer dann, wenn er den Beratungsraum verließ. Damit werden Sie nicht durchkommen, Herr Drosten. Das wird Ihnen nicht gelingen.

Politik, Medien, Wissenschaft, Justiz. Das große Fressen hat begonnen. Die Phase der gegenseitigen Schuldzuweisung. Ich gestehe, dass ich eine tiefe Genugtuung empfinde. Ist es nicht das, was ich und was sich viele andere sich seit langem gewünscht haben? Die Lüge soll sich offenbaren. Der Wind soll sich drehen. Die Täter sollen hinterfragt werden. Wenn nicht juristisch, dann zumindest als ersten Schritt moralisch und politisch. Ich empfinde Genugtuung, wenn Menschen, die mich noch vor einem Jahr verspottet haben, nun schamhaft meinem Blick ausweichen. Ich empfinde Genugtuung, wenn ich beobachte, wie die Menschen ihr blindes Vertrauen gegenüber Politik, Medien wie Wissenschaft bereuen.

Doch genau das macht mir Angst. Das wachsende gesellschaftliche Misstrauen macht mir Angst. Die Dinge vom Ende her denken! Es ist einer der wenigen Sätze der ehemaligen Bundeskanzlerin, die ich so unterschreiben würde. Was ist eine Gesellschaft ohne jegliches Vertrauen in seine Institutionen? 

Es wurde in der Tagesschau gesagt. Das behauptet ein angesehener Politiker. Das ist die Meinung eines renommierten Wissenschaftlers und Experten. Das Bundesverfassungsgericht hat so entschieden. 

Was bedeutet es zu Ende gedacht, wenn all diese Sätze nichts mehr zählen? Wenn ein tiefes gesellschaftliches Misstrauen herrscht und kaum noch Autoritäten glaubwürdig erscheinen? Der Gedanke macht mir Angst.

Wem kann ich überhaupt noch glauben und vertrauen?

Ein geschätzter Leser dieses Forums stellte in einem Kommentar diese rhetorische Frage. Vor langer Zeit. Mehr an sich selbst gerichtet als zur Diskussion gestellt. Ob Gottvertrauen, Selbstvertrauen oder Vertrauen in Ihrem Partner. Egal, wem Sie vertrauen. Nur vertrauen Sie. Denn ohne geht es nicht. 

Vielleicht gehört auch Verzeihen zum Vertrauen. Als Klassendieb meiner Schulzeit entpuppte sich der Sohn eines reichen Unternehmers. Jemand, der es am wenigsten nötigt hatte.  Als er unter Schimpf und Schande die Schule wechselte, herrschte wieder Vertrauen in der Klasse. Und doch tat mir mein Mitschüler leid. Ich konnte ihm verzeihen, weil ich den Grund wusste. Es war ein Schrei nach Aufmerksamkeit. Die Gründe bei den Tätern heute wollen sich mir nicht erschließen.

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder.

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18 Antworten

  1. …aber vielleicht haben Sie sich auch nur eingebildet den Grund zu kennen und eigentlich eine Prospektion ihrer Selbst angestellt, …eine mögliche Exploration besteht darin, dass für diesen Menschen der Besitz Anderer eigentlich nur egal ist, oder sogar letztlich Alles der “eigene” Besitz ist.
    Vertrauen ist bei Säugetieren eine Notwendigkeit der Aufwüchsigen, zwischen Erwachsenen sind mit Wohlwollen unterlegte klare Vereinbarungen ausreichend, oder ist das ‘rechts’?

  2. Es ist immer wieder schön hier! Kultivierte und intelligente Menschen, die mit wohl gewählten Worten ihre Gefühle und Gedanken teilen, zum Nachdenken und Reflektieren anregen. – Was für ein krasser Gegensatz zu der unerträglichen Banalität und Verlogenheit “da draußen”, bei den Leitmedien, in der Politik und beim überwiegenden Teil der Mitmenschen. So schön es ist, hier – und in ein paar anderen Foren – auf Gleichgesinnte zu stoßen, sich verstanden und integriert zu fühlen, so schmerzhaft ist die Erkenntnis, ein Außenseiter und Ausgestoßener zu sein. Das Vertrauen ist für immer zerstört, es wird nie wieder sein, wie es einmal war – da haben die Pandemietreiber und Propagandisten ausnahmsweise recht behalten. Die Überschrift eines “Aufarbeitungsartikels” vor einigen Wochen war sinngemäß: “Wenn das möglich war, ist Alles möglich” – und das macht Angst, das lässt das Vertrauen in den Klassenraum nie wieder zurückkehren. Was kommt als Nächstes? Vermögensabgabe? Lastenausgleich? Klimalockdown? Dritter Weltkrieg? – Alles ist denkbar geworden. Und im Klassenraum? Da wird Nichts aufgearbeitet, Corona ist vorbei, wir blicken nach vorne – so wie es Politik und Medien vorgeben.

  3. Ihre Kolumne bringt es auf den Punkt.
    Ob es eine Aufarbeitung geben wird? Schwer zu sagen. Wir dürfen nur nicht zur Tagesordnung übergehen, wir müssen weiterhin den Finger in die Wunde legen. Die Ratten, die das sinkende Schiff verlassen, müssen wissen, dass wir an Land auf sie warten. Vergebung? Die gibt es nur, wenn man ehrlich bereut und im Verzeihung bittet – da sehe ich im Moment schwarz.
    Ich für meinen Teil vertraue niemandem mehr. Das ist nicht immer leicht, aber für mich der einzig gangbare Weg. Ich fahre sehr gut damit, habe allerdings schon genug Lenze auf dem Buckel. Gott sei Dank, jung möchte ich heute nicht mehr sein.
    Man muss warten können im Leben weil man sich immer zwei Mal sieht.
    Also: Geduld haben und niemals die Hoffnung verlieren.

  4. Ich kann die Gefühle und Gedanken des Autoren nachvollziehen. … Und doch …
    Ich sehe nicht den leisesten Anlass zu glauben, dass eine Aufarbeitung des gravierenden Corona-Unrechts – beschlossen, durchgeprügelt und vollzogen im Namen des und der Guten – erfolgen wird. Was mich das glauben lässt? Ein Lauterbach fantasiert vernehmlich vom nächsten Lockdown. Die deutsche Regierung spendiert mal eben, ich glaube, 130 Millionen einer Organisation namens WHO, die bar jeder Wissenschaftlichkeit diesen Wahnsinn im Namen der Wissenschaft (und Politik) und ganz vieler Profitinteressen durchdrückte. Und die WHO ist bereits wieder auf dem Sprung.

    Doch wäre es nur Corona … Ich sehe eine in ihren Auswirkungen erschreckende Kontinuität. Dieselben Methoden, ja Technologien, wurden und werden angewandt, um die Gesellschaften der Welt neu zu formatieren – im Interesse eines sehr eng begrenzten Kreises von Nutznießern – politisch, wirtschaftlich. Die Regeln des Zusammenlebens werden grundlegend geändert. Die Sprache als Basis jedweder Kultur wird politisch motiviert soweit verändert, dass es nicht falsch ist, in Teilen von einer Zerstörung der Verstehensvoraussetzungen zu sprechen. Das führt(e) in der Folge zu einer Fragmentierung, zu einer Entfremdung innerhalb der Gesellschaft. Was wiederum die Beeinflussung und Steuerung im Sinne von wem auch immer erheblich erleichtert(e). Nach wie vor stromlinienförmige Medien unterstützen diese Prozesse nach Kräften. … Teile und herrsche …

    Und so werden möglicherweise schon bald dieselben, die den Krieg gegen Corona beschlossen, bald auch im Namen des Volkes nach allem anderen und trotz anderslautender Gesetze auch deutsche Soldaten einen solchen zu schicken … Und was kommt dann?

    1. Ich sehe das weitgehend genauso. Nur glaube ich, dass diese zu beobachtenden Tendenzen eine Art gesellschaftlicher Entwicklungen sind, die eine Vielzahl unterschiedlicher Ursachen haben, die sich gegenseitig bedingen und verstärken, aber keinen Masterplan einer überschaubaren Gruppe, welche alles und alle orchestriert. Ich lese Aussagen von Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts, die sich über Entwicklungen sorgen, die man praktisch auch auf 2023 übertragen könnte. Nicht, dass es das besser machen würde, aber das Leben wird sich immer wieder durchsetzen und es wird immer einen Ausgleich geben. Wir haben ja auch gesehen, welche großartigen Initiativen weltweit seit 2020 in Gang gekommen sind, ohne die “die andere Seite” noch schamloser “durchregieren” könnte.

      Bonne chance.

  5. Wir sind lebensnotwendig darauf angewiesen Vertrauen zu haben, in unsere nächsten Bezugspersonen, in Freunde, in Leute in wichtigen Positionen und Ämtern, in die Politik, in religiöse Gemeinschaften und deren Vertreter, in Gott.
    Wer dieses Vertrauen verspielt hat, weil er absichtlich, gleichgültig, aus allerlei niederträchtigen Motiven heraus, uns geschadet hat, hat dieses Verrauen für immer verspielt. Bittet so jemand aufrichtig und bedauernd über das, was er getan hat, um Vergebung, so kann man ihm zwar verzeihen, aber das Vertrauen wird dadurch nicht wieder hergestellt.
    Zu viele aus all den genannten Gruppen haben in den letzten Jahren unser Vertrauen für immer verspielt. Wir können zwar noch Umgang pflegen, aber nichts wird wie zuvor.
    Was unsere Politker betrifft, so sind sehr viele so geartet, dass ich privat nicht das Geringste mit ihnen zu tun haben wollte, mit dem Psychopaten Lauterbach, mit Scholz, der in Sachen Ukraine-Krieg unser Vertrauen in ihn einfordert, in einen, der in finanzielle Unsauberkeiten verstrickt ist, all diese unsäglichen Minister ernannt hat, der sich, wenn es darauf ankommt, einfach an nichts erinnern kann. Zu Frau Faeser möchte ich mich nicht äußern. Ich muss mich zurückhalten.
    Hätte ich Politiker wie etwa Strack-Zimmermann in meiner Nachbarschaft, ich würde mich vor ihrem bösen Blick zu Tode fürcheten. Usw und so fort….
    In noch nicht allzu lang zurückliegenden Jahren hatten meine Schüler mehr Verständnis von Ethik und Moral und von Gerechtigkeit(auch hier hat sich was verändert) als etwa Frau Buyx, die so anmutig über unser Leben und Sterben mit ihrem stets knallrot lackierten Plappermünchen befindet.
    Wie sich das gesamtgesellschaftlich verloren gegangene, verspielte Vertrauen auswirken wird, wird sich zeigen. Wie gesagt, wir sind darauf angewiesen. Suchen wir uns neue Freunde, neue Ärzte, neue Politiker? Man wird sehen.
    Wie leben all jene, die unmittelbar und mittelbar so in unser Leben und Sterben eingegriffen haben, mit der riesigen Blutspur, die sie gezogen haben, mit all den Toten, einsam Gestorbenen, den verhunzten Kindern, den Impfgeschädigten, den sozial Ausgegrenzten? Verbringen sie schlaflose Nächte, brauchen sie Psychopharmaka, fürchten sie sich vor Rache?
    Ja, es beibt die Frage nach der Genugtuung, nach der Rache.
    “Mein ist die Rache, spricht der Herr!” So steht es in der Bibel. Aus gutem Grund. Menschliche Rache schießt oft über das Ziel hinaus und beschädigt auch andere, die mit der Untat gar nichts zu tun hatten.
    Ich habe als Lehrerin meinen Schülern( den kleinen und auch den ganz großen ) immer gern aus der Jugendausgabe von 1001 Nacht vorgelesen.
    Darin gibt es die “Geschichte von der himmlischen Vergeltung” Ein Eremit hoch oben auf seinem Berg geobachtet immer das Treiben tief unten im Tal und er hadert mit Gott über die scheinbare Sinnlosigkeit. Eines Tages besucht ihn ein Heiliger, ein weiser Mann, dem er sein
    Leid über all die Ungerechtigkeiten klagt. Der Weise zeigt ihm auf, wie all die Personen dort unten in ihrem Tun schicksalhaft miteinander verbunden sind.
    Am Ende spricht er:”Hier oder drüben.Ob er am Galgen endet oder in des Teufels Netz oder ob ihn die Dämonen in der eigenen Brust zerreißen, er findet seinen Richter. So ist auch keine gute Tat umsonst, siondern wird belohnt hienieden oder drüben und sie wirkt unsichtbar weiter und mehrt die geheimen Schätze der Welt. Es geht nichts verloren.”
    Geben wir die Hoffnung nicht auf!

    1. “Wir sind lebensnotwendig darauf angewiesen Vertrauen zu haben, in unsere nächsten Bezugspersonen, in Freunde, in Leute in wichtigen Positionen und Ämtern, in die Politik, in religiöse Gemeinschaften und deren Vertreter, in Gott.”

      …in Gott ja, aber das meiste Andere halte ich doch für den gefährlichen Trugschluß linker Indoktrination, gerade dieses beschriebene Vertrauen in “Leute in wichtigen Positionen und Ämtern”… Rechtsstaat und Vieraugenprinzip. Ja jetzt, wo diese Prinzipien durch die feindliche Übernahme sozialistischer emotionaler Kollektivierungen von virtuell gefühlter Mentalität als Fernstenliebe ersetzt wurden fordern diese unfähigen kakistokratischen Politdarsteller “natürlich” Vertrauen, und zwar Vertrauen in ihre Fehlbarkeit und vertrauen weiterhin auf unsere Vergesslichkeit und Nachsicht, Exkulpation. Auf die Frage nach den Sylvesterkrawallen in Berlin antwort Giffey “aber das sind doch unsere Berliner Kinder…”
      Das verlorene “Vertrauen” kann nur durch Demokratie und einen Rechtsstaat erneuert werden, lehren Sie das und nicht dieses “gefühlsduselige Zeug” linker Pferdeflüsterer. Wer vertrauen “muß”, wird zum Opfer, das ist die Realität.

  6. P.S. Auf diesem Weg auch noch mal ein expliziter Dank an Sie, lieber Herr Löcke, für Ihre Kolumnen auf dieser Seite. Sie sind für mich eine sehr wertvolle Quelle der Selbstreflektion geworden in diesen ver-rückten Zeiten.

  7. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Eine Weisheit aus meiner Kindheit in den Sechzigern und Siebzigern. Ich habe natürlich gelogen, dass sich die Balken bogen, einfach, um mir sonst nicht erreichbare Freiräume zu schaffen. Insofern hatte ich kein Vertrauen verdient, andererseits habe ich mich zurückgehalten und meine fehlende Wahrheitsliebe nie dazu eingesetzt, um einen Vorteil gegenüber Altersgenossen oder anderen „Objekten“ in meiner kleinen Welt zu bekommen. Daraus habe ich gelernt, dass es sehr wohl einen generellen Vertrauensvorschuss geben sollte, aber man aber eben nicht alles, was einem so aufgetischt wird, glauben darf. Schon als Kind kam mir die Erkenntnis, dass die Wahrheitssuche durch reinen Glauben nicht ersetzbar ist. Hier und heute wird von vielen Menschen aber der Glaube gefordert und das Hinterfragen geächtet, eine Infantilisierung des Demokratie Teilnehmers für wünschenswert erklärt – bloß nicht hinterfragen. Das kann nicht richtig sein, statt dessen sollten wir selber denken und verstehen, auf die innere Stimme hören und dann auch kritisch die wissenschaftlichen Erkenntnisse anschauen, vielleicht auch mal eingestehen, dass man etwas geistig nicht durchdringen kann, statt einfach irgendeinen Blödsinn nachzuplappern. Interessant ist die Selbstentlarvung bestimmter Kreise durch deren Ächtung von Denken und Verstehen. In den letzten drei Jahren sind ganz viele Täter zu Opfern geworden. Die Impf Fundamentalisten haben sich, und noch viel schlimmer, ihre eigenen Kinder impfen lassen, sie haben „Hurra“ bei 2G geschrieen und jetzt sehen viele von ihnen die Nebenwirkungen. Gerade die, die selbst geimpft haben, erkennen, in welche Gefahr sie i.d.R. auch sich selbst, ihre eigene Familie und ihre ihnen anvertrauten Patienten gebracht haben. Sie sind wissenschaftlich ausgebildet, sie wären auf den Glauben nicht angewiesen gewesen. Ganz im Gegenteil, von ihnen ist eine eigene persönliche Risikoabwägung zu fordern – nur die, nicht eine in jedem Fall richtige Entscheidung, das widerspräche dem Wesen von Wissenschaft. Dass diese Täter, die selbst Opfer geworden sind, sich vor sich selbst ehrlich machen und dann verzeihen, ist eine weit größere Aufgabe als das Verzeihen der Opfer gegenüber den Tätern. Hoffen wir das Beste.

  8. Vertrauen ist ein essentieller Bestandteil des Lebens.
    Was schafft Vertrauen?
    Wenn der Vertrauensvorschuss, den wir Menschen bei jedem Gütertausch unserem Tauschpartner gewähren, nicht durch Vertragsbruch verletzt wird.
    Seit Menschengedenken sind die Regeln bekannt, die Menschen einhalten müssen, wollen sie friedlich miteinander zusammenleben sowie nebeneinanderleben. Diebstahl, Raub, Entführung, Körperverletzung, Sachbeschädigung, Mord und Totschlag zählen nachweislich nicht dazu.
    Wie kann es dann sein, dass sich Menschen für einen Ordnungsrahmen entscheiden, ihn akzeptieren, an und in ihm aktiv oder passiv mitwirken und ihn als Ultima Ratio verteidigen, in der die seit Menschengedenken bekannten notwendigen Regeln für ein friedliches Zusammenleben und Nebeneinanderleben nicht nur permanent gebrochen werden, sondern der Bruch dieser Regeln der Hauptbestandteil des Ordnungsrahmens abbildet?
    Wie kann es sein, dass die meisten Menschen ein Schuhmonopol, Fleischmonopol, Holzmonopol, Joghurtmonopol, Sportmonopol, Vereinsmonopol, etc. für ein Problem halten und ablehnen, aber ein Geld-, Rechts- und Gewaltmonopol nicht einmal kritisch analysieren, betrachten und hinterfragen?
    Vertrauen zwischen Menschen kann nur entstehen und bestehen bleiben, wenn Menschen frei und friedlich (Freiwilligkeits- und Nichtaggressionsprinzip) miteinander Güter tauschen und Güter und Dienstleistungen einander als freiwillige Angebote auf Vertragsbasis anbieten können und dürfen, was Rechtssicherheit für ALLE Gemeinschaftsmitglieder gleichermaßen voraussetzen würde. Werden feindliche Angriffe auf freies Wirtschaften, Privateigentum und Marktwirtschaft als Ordnungsrahmen nicht geahndet, indem jeder feindliche Angriff auf Wettbewerbs- und Vertragsfreiheit sowie das Privateigentum mit Vergeltung, Widergutmachung, Schadensersatz – auch Vergebung wäre möglich – gegenüber JEDEM Aggressor verfolgt wird, ist weder ein friedliches Zusammenleben und Nebeneinanderleben noch Vertrauen möglich, wie immer deutlicher zu sehen und spüren ist.

  9. Ich glaube, dass das alles jetzt eine der größten Herausforderungen für uns als Menschen ist. Eine Freundin berichtete mir unlängst, wie sehr sie von den Menschen in ihrem Umfeld diffamiert und ausgegrenzt wurde, weil sie die Spritze verweigert hat. Exakt diese Menschen stehen heute vor ihr und möchten ihr Mitgefühl, weil sie so sehr unter den Nebenwirkungen eben jener Spitze leiden. Und sie sagt: “Ich habe in solchen Momenten Angst, völlig gefühlskalt zu werden.” Ich kann das sehr gut nachfühlen. Vergebung – das habe ich in persönlichen Prozessen erlebt – ist ein sehr langer Weg. Ein lohnenswerter allemal in meinen Augen. Allein! Er setzt eine Aufrichtigkeit des anderen voraus, eine Entschuldigung aus dem Herzen und nicht, weil man medial noch mal davon kommen möchte. Und diese Aufrichtigkeit habe ich bisher noch bei niemandem aus der politischen oder wissenschaftlichen Riege gehört. Genau so wenig wie in meinem persönlichen Umfeld.

    1. liebe Ulrike,

      Ihr Kommentar ging mir sprichwörtlich an die Nieren.
      Ich möchte mich ihren Worten anschließen.
      Wenn einem zwischenmenschlich überall ein Wirrwarr an (ver)geben und nehmen begegnet, hinterlässt das sehr bitteren Nachgeschmack, ja fast eine Gefühlsblockade.

  10. Dieser Artikel bringt es ziemlich auf den Punkt!
    Diese Versuche zur “Tagesordnung” überzugehen, die provokant initiierte Ablenkung durch andere “Themen/Ereignisse” der Zeit. Plump, Erbärmlich, Unglaublich.
    Und wie viele in meinem Umfeld sich nicht (mehr) interessieren für für die Corona Tyrannei, Corona ist vorbei. Wie ein Film im Kino und es geht scheinbar weiter wie bisher. Autos waschen, Urlaub buchen… Alles scheint wichtiger, kaum einer interessiert sich für das Geschehene. Provokante Ignoranz in meinen Augen.
    Mir gelingt es nicht einfach so zur Tagesordnung überzugehen, die Dinge ruhen zu lassen, zu verzeihen. Mein 5 jähriger Sohn wurde von der Augenklinik in Göttingen UMG Ambulant (Folgetermin) NICHT weiter behandelt! Sorry, 2 G-Regelung. Mein Vertrauen in die Ärzteschaft ist nicht nur deswegen zerrüttet. Vertrauensverlust an allen Ecken und Kanten, insbesondere an die Adresse der Altparteien. In der Tat, was soll werden wenn eine Gesellschaft jegliches Vertrauen in seine Institutionen verloren hat…?!
    Die Zeit heilt alle Wunden, ich kann dieses so bestätigen. Diesmal wird es dauern.

  11. Ich glaube nicht, dass es in absehbarer Zeit eine wirkliche Aufarbeitung geben wird. Noch in den 70er Jahren konnte ein Kumpel von mir, verrückt wie er war, mit Hakenkreuzbinde und HH-Rufen in der Stadt umherziehen, und die Leute haben höchstens mal verwundert den Kopf geschüttelt.

    Und für alle von “uns”, die hier mitlesen und für alle, die aus “anderen Gründen” hier mitlesen: Mein Vertrauen in die Politik, den “Staat”, Institutionen, Ämter, Titel etc. ist zerstört. Ich kann als erwachsener, lebensälterer Mensch vielleicht damit umgehen, aber wie sieht es mit jungen Bürgern aus, die sich noch in der Orientierungsphase befinden und vielleicht kein stabiles Fundament zu Hause haben?

    Dennoch glaube ich, dass es irgendwann den “Dies Irae” geben wird, den wir im März wieder mit großem Chor und Orchester zur Aufführung bringen. Und dann: Quantus tremor est futurus, quando judex est venturus, cuncta stricte diskussurus…

    Dann gibt es nur noch EINEN Faktenchecker!

  12. Sehr geehrter Herr Löcke, die Gründe der heutigen Täter sind genauso ein Schrei nach Aufmerksamkeit und vor allem nach Anerkennung. Und nicht nur das. Bei Otto Normalverbraucher ist es das Gefühl, auf der vermeintlich richtigen Seite zu stehen und das befriedigende Gefühl, zu der Gruppe der Guten zu gehören. Wer wird schon gerne ausgegrenzt. In einer Herde fühlt man sich geschützter. Angstgetrieben lässt man sich leichter manipulieren. Angst und ein klare Gedankengänge schließen einander aus. Bei der Politik ,den Medien und den wissenschaftlichen Experten freilich, ist es die Machtbesoffenheit. Man feiert sich und überbietet sich übereifrig gegenseitig. Macht korrumpiert und Machtstreben kennt weder Empathie, noch Menschenwürde. Macht ist dem Größenwahn geschuldet, sich über Andere skrupellos erheben zu dürfen, verbunden mit der Auffassung, man hätte dadurch das Recht erworben, den Menschen zu seinem Wohl manipulieren und seine Selbstbestimmung zu diesem Zweck unbegrenzt beschneiden zu dürfen. Wie klein, ohnmächtig und ängstlich müssen sich Menschen fühlen, die solche Maßnahmen für nötig und richtig erachten und sich dabei überbieten. Mehr Selbstbetrug geht kaum. Eigentlich geradezu bemitleidenswert. Sie haben sich selbst einen Bärendienst erwiesen. Diese jetzt zur Schau gestellten Opferrollen mit gegenseitigen infantilen Schuldzuweisungen, verstärkt den Vertrauensverlust nur noch. Ein wirklich erwachsener und bewußter Mensch ist zur Selbstteflektion fähig, übernimmt Verantwortung für sein Handeln und zieht die notwendigen Konsequenzen daraus. Verzeihen vielleicht, Vergessen ohne schonungslose Aufarbeitung nein. Hierbei handelt es sich um meine ganz persönliche Meinung.

  13. Ein unter die Haut gehender Beitrag und am Ende doch so versöhnlich. Vertrauen – ja das ist so unendlich wichtig. Fehlt es oder weicht es gar dem Misstrauen frisst uns dieses wie ein Krebsgeschwür von innen auf.
    Verzeihen – aber nicht vergessen – ist die Kunst. Ich mir und allen “Verlorenen dieser faschistoiden Zeit”, dass dies gelingt.

  14. Sehr geehrter Herr Löcke!

    Danke. Genau so…..wie sollen wir wieder vertrauen? Können wir verzeihen? Wem? Was?
    In den letzten 3 Jahren ist meine Welt auf den Kopf gestellt worden…Nein, schlimmer, völlig durcheinander gerüttelt….auch wenn mein Vertrauen in Politik und Politiker schon viele Jahre sehr begrenzt war, das hier war und ist der Erdrutsch…..(mal ganz abgesehen davon, daß die Flut vor 1,5 Jahren auch ganz viel verstört hat)….Und nun ringe ich, ringen liebe Menschen um mich herum um eine Basis, auf der wir stehen, vertrauen, leben können….wie das geht, bleibt erstmal offen…mir hilft meine spirituelle Orientierung…..eine ehrliche Aufarbeitung würde auch helfen…da bin ich allerdings begrenzt zuversichtlich…dennoch hilft ihr Artikel, insbesondere Ihre Äußerungen dazu, daß die Verantwortlichen nicht einfach davon kommen werden.

  15. Man könnte ja, bei aller Genugtuung, unken, dass dieser Vertrauensverlust in nationale Politik und bekannte Autoritäten gewollt ist, um sie von einer noch “höheren Autorität” = Weltregierung abwechseln zu lassen. Das wäre der eine, sicher grauenvolle, Weg. Oder man nimmt es zum Anlass, in dieser Krise authentisch gebliebenen echten Menschen aus seinem Umfeld zu vertrauen und lokal neue Strukturen aufzubauen, die durch Eigenverantwortung geprägt sind. Man wird sehen, wo die Reise hingeht!

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