Der Antifaschist.

von Peter Löcke //

Standen Sie mal beim Fußball in der Fankurve? Oder dicht gedrängt bei einem Rockkonzert in der Nähe der Bühne? Ich schon. Es ist ein herrliches, elektrisierendes Gefühl, sich nicht mehr als Individuum, sondern nur noch als Teil der Masse zu fühlen. Zusammen mit Menschen, die vermeintlich das Gleiche wie sie selbst empfinden. Die den gleichen Verein anfeuern, den gleichen Musiker anhimmeln. Gleichzeitig ist die Situation beängstigend. Zumindest geht es mir so. Ab einer gewissen Anzahl von Personen pro Fläche ist der Mensch  nicht mehr Mensch, sondern nur noch Teil der Masse. Es gibt Soziologen und Panikforscher, die das mathematisch genau definieren. Dann neigt der Mensch das zu tun, was andere tun. Er lässt sich mitreißen, ist wie auf Droge. Man spricht nicht von ungefähr von einem mitreißenden Gefühl. Fast jeder läuft Gefahr, diesem Rausch zu verfallen. Auch ich. Genau das hat mir irgendwann Angst gemacht. Es fühlte sich falsch an. Es fühlte sich faschistisch an. Daher meide ich Situationen, in denen ich mit der Masse verschmelze.

Diese Gedanken kamen mir beim Durchstöbern meiner breit gefächerten Musiksammlung. Und die Frage „Was ist Faschismus?“ Politisch und historisch kann jeder Durchschnittsdeutsche die Frage beantworten. Faschismus ist der Nationalsozialismus, das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte. Einige wissen sogar, dass das Wort Faschismus ursprünglich aus dem Italienischen stammt und Mussolini zuzuordnen ist. Doch wie entsteht, wie zeigt sich Faschismus? Selten wird die Frage psychologisch und soziologisch gestellt und beantwortet. Bücher wie „Die Welle“ haben versucht es zu tun. Faschismus ist immer auch ein berauschendes Glücksgefühl innerhalb einer Gemeinschaft. Nun ist ein Gemeinschaftsgefühl per se nicht Schlechtes. Im Gegenteil. Wo zieht man also die Grenzen? Was ist noch ein gesundes Gefühl von Gemeinschaft und ab wann handelt es sich um ein gefährliches Phänomen einer fanatischen Gruppendynamik? Leider verschwimmen die Grenzen und sind fließend. Leider erkennt man die Grenzen erst mit emotionalem und zeitlichem Abstand.

Zurück zu meiner Musiksammlung, zu den musikalischen Rebellen meiner Jugend wie den ewigen Punk Campino, dessen Lieder mittlerweile gerne auf CDU-Parteitagen gespielt werden. Da steht ein Rockstar auf der Bühne und kommuniziert mit seinem Publikum. Diese Situation hat etwas Faschistisches, selbst bei einem bekennenden Antifaschisten. Die Masse antwortet aus einem Munde, wenn der wütende Einpeitscher Campino seinem ihm ergebenen Publikum entgegen brüllt, dass er sich nicht impfen lasse bei diesem größten Skandal nach dem zweiten Weltkrieg. Das war bei einem Konzert während der Schweinegrippe. Hört man Campino heute aufschreien, wenn es neben Durchblick wirklichen Mut braucht und ihm keine zehntausend Menschen jubelnd zu Füßen liegen? Leider tote Hose bei den Toten Hosen. Apropos Mut. Auch Liedermacher habe ich gerne gehört. Konstantin Wecker stellte sich im Lied „Fast ein Held“ die hypothetische Frage, ob er wohl rebellisch wäre, wenn es wirkliche Zivilcourage erfordert. Zu anderer Zeit und an einem anderen Ort. Revoluzzer zu sein ist nämlich einfach, wenn es ein ungefährliches verkaufssteigerndes Etikett ist, das dem eigenen Konto gut tut. Die Frage ist heute beantwortet. Leider ist Wecker wirklich nur fast ein Held. Wie schaut es mit dem Antifaschisten Wolfgang Niedecken von BAP aus? Der ist nun froh, dass mit seinem persönlichen Freund Lauterbach endlich ein Virologe Gesundheitsminister ist. Und ja. Niedecken meint damit denselben Lauterbach wie Sie und ich. „Hätten wir auf den Karl gehört, wären wir jetzt in einer anderen Situation.“ So der Wolfgang. Er sei zwar kein Wissenschaftler, wisse aber, dass wissenschaftlich Gott sei Dank alles widerlegbar ist, was diese Leugner behaupten. Das hat ihm der Karl erklärt. Der würde schließlich nach jeder Talkshow nächtelang neueste Studien lesen. Verdammt lang her, dass ich solch einen Blödsinn gelesen habe. Wichtig bleibt für Niedecken weiterhin der Kampf gegen Faschismus, denn wenn es auch nur eine einzige Reichsflagge auf einer Demonstration gibt, ist es eine zu viel und die ganze Demo ist faschistisch. Na dann. Mein Ratschlag: Meiden Sie bitte demnächst den Besuch von Fußballspielen, Herr Niedecken. Die Gefahr der rechtsradikalen Kontaktschuld ist dort weitaus größer als bei einer regierungskritischen Demonstration. Dafür müssten Sie nur den Fernseher aus-, das Gehirn einschalten und die Augen aufmachen. Ob Rock oder Pop, ob Hip Hop und Rap, von Liedermachern bis zum politischen Kabarett – wo sind die rebellischen Stimmen aus früheren Zeiten? In Zeiten der Freiheit forderten Sie mehr Freiheit. Erhoben mutig ihre Stimme, als es keinen Mut erforderte. Sie warnten vor Faschismus, als Faschismus weit weg war. Und heute? Nun gut. Ich musste halt meine Musiksammlung deutlich ausdünnen.

Zumindest die Monty Python-Filme werde ich behalten. „Das Leben des Brian“ etwa besteht nicht nur aus trockenem schwarzen Humor. Der Film beantwortet auch meine Frage, was Faschismus ist, nahezu philosophisch. Als Brian eines Morgens ein Fenster öffnet, blickt er hinab auf eine Menschenmasse, die ihn zujubelnd vergöttert und an seinen Lippen klebt. Ihrem Brian. Ihrem Heiland. Ihrem Führer. Nur wollte Brian kein Führer sein. Also versuchte er die Menge abzuwimmeln, ruft Ihnen zu „Ihr seid alle Individuen!“ und „Ihr seid alle verschieden!“. Die Masse antwortet berauscht aus einem Mund „Ja. Wir sind alle Individuen. Ja. Wir sind alle verschieden.“ Nur einer sagt kleinlaut „Ich nicht.“ Das einzige Individuum in dieser Szene war der Mensch, der sagte, er sei kein Individuum. Und der einzig wirkliche Antifaschist. 

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder.

Beitrag teilen:

42 Antworten

  1. Faschismus ist, wenn sich die Mitarbeiter aus dem Wahrheitsministerium selbst entlarven und diejenigen, die gestern noch der Verbreitung von Fake-News bezichtigt und deshalb als Querdenker, Verschwörungstheoretiker, Rechte, etc. diffamiert wurden, offensichtlich und für jeden erkennbar nichts als die Wahrheit geäußert haben.

    Offizieller Tweet des Bundesministeriums für Gesundheit vom 7. Januar 2021:
    “@BMG_Bund
    Eine Impfpflicht wird es nicht geben. Nachrichten und Beiträge, die etwas anderes behaupten, sind falsch.
    #Coronavirus #Impfung #Pandemiebekämpfung #Schutzimpfung”
    (s. https://twitter.com/bmg_bund/status/1347120866908372992?lang=de)

    Noch deutlicher wird die SPD: “An den Gerüchten um eine Corona-Impfpflicht ist nichts dran. Ein für alle Mal: Eine Corona-Impfpflicht stand nie im Gesetzentwurf, zu keinem Zeitpunkt und werde auch nicht kommen, stellt SPD-Fraktionsvize Bärbel Bas klar. Vor allem von rechter Seite werden Fake News und Verschwörungstheorien wie diese im Netz verbreitet.” (s. https://www.spd.de/aktuelles/detail/news/es-gibt-keinen-corona-impfzwang/06/05/2020/)

    Niemand traut sich in der Bundesregierung und dem armseligen Haufen der verbliebenen etablierten Parteien der mustergültigen Demokraten in der Opposition auszusprechen, worum es bei der Impfpflicht wirklich geht und warum sie aus Sicht der Mächtigen im Land kommen muss:
    Die Folgen der Impfung mit nicht ausreichend getesteten Impfstoffen oder gar deren Vermischung durch wiederholte Impfungen auf Gesundheit und Immunsystem sind unabsehbar, allen anderen wahrheitswidrigen Bekundungen, z.B. unseres aktuellen Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach, zum Trotz. Die Nachrichtensperre über das Schicksal des deutschen Botschafters in China sollte uns allen eine Warnung sein. In Zeiten wie diesen kann selbst ein prominenter Zeitgenosse einfach so verschwinden und niemand fragt nach, schon gar nicht Presse und Medien. Ein Nachruf wie dieser des Spiegel (s. https://www.spiegel.de/politik/deutschland/nachruf-jan-hecker-54-a-b3860ad0-f0a9-49bb-b58f-f0d466811676) wurde im Dritten Reich auch Erwin Rommel zuteil: https://www.swr.de/swr2/wissen/archivradio/trauerrede-auf-erwin-rommel-oktober-1944-100.html

    Die Meldungen über das Schicksal von Jan Hecker brechen um den 9. September jäh und immer mit der gleichlautenden Botschaft ab: Todesursache unbekannt (s. https://www.faz.net/aktuell/politik/maas-zum-tod-heckers-keine-verbindung-zur-arbeit-als-botschafter-17520731.html und . Offensichtlich will niemand die bittere Wahrheit verkünden: das Impfen mit verschiedenen Impfstoffen in kurzer Reihenfolge kann tödlich enden, auch für vorher gesunde Mitmenschen. Schließlich erkennt China das Impfen mit europäischen mRNA-Impfstoffen nicht an.

    Solange es eine ungeimpfte Referenzgruppe nennenswerter Größenordnung gibt, können die Folgen einer Impfung – positiv wie negativ – jederzeit statistisch nachgewiesen werden, so man es überhaupt ehrlich und fachlich korrekt nachweisen will. Davor fürchtet sich die Politik, denn so wird auch ihr Versagen oder im Falle der durchgedrückten Impfempfehlung sogar für Kinder mit einem Notfall-Medikament ein potentielles Verbrechen sicht- und nachweisbar. In diesem Fall wird sich die persönliche Schuld der Politiker*innen wieder einmal in das historische Gedächtnis einbrennen.

  2. Echter Antifaschismus erfordert den Mut, seine Ängste zu besiegen und gegen die Mächtigen, die bewusst Ängste schüren, um im Schatten der Unfreiheit ihre skurrilen politischen oder wie aktuell ihre wirtschaftlichen Ziele zu erreichen, aufzustehen.

    In freiheitlichen Zeiten funktioniert das Antifaschismus-Maulheldentum ganz hervorragend. In Zeiten wie diesen greifen die Schönwetter-Antifaschisten in ihre versch……. Unterhosen und bewerfen die wenigen übriggebliebenen mutigen Antifaschisten mit ihrer braunen Sch…. , natürlich sich immer rückversichernd, dass sie ja auf der richtigen Seite, d.h. immer und jederzeit auf der Seite der Unfreiheit und Fremdbestimmung, stehen.

    So hat hat Faschismus schon immer funktioniert und so wird er auch immer funktionieren. Deshalb ist Faschismus immer auch ein Massenphänomen. Indem sich Faschismus grundsätzlich mit viel Dummheit umgibt, ist er faktisch unangreifbar und ruht quasi in sich selbst. Ohne Anstoß von außen, macht das Faschismus fast unbesiegbar. Wir sind nicht die ersten, die diese Erfahrung machen: https://www.youtube.com/watch?v=KkoWFWMHBs8

    Deshalb ist immer dann Vorsicht geboten, wenn uns dringend nahegelegt wird, nicht mehr daran festzuhalten, dass zwei plus zwei gleich vier ist, egal ob
    1984 vom “großen Bruder”: https://www.youtube.com/watch?v=xCxTx3mxXbI&t=179s
    oder 2021 von Wissenschaftsvermittler*innen: https://www.youtube.com/watch?v=G2v278jItHY

    1. Lieber Herr Aßmann, seit einiger Zeit gilt nun schon die uckermärkische Bauernregel „Die Faschisten kommen nicht als Faschisten zurück“. Dennoch bin ich der Meinung, dass dieser Begriff für die meisten von uns nicht ganz klar definiert ist. Wir sollten vielleicht den Begriff der Diktatur benutzen. Die Diktatur schimmert für viele Menschen schon durch das dünne Hemd des Parteienstaates. Erkennbar an der weitgehenden Aufhebung der Gewaltenteilung, einer Seucheneinheitspartei, im folgenden SED genannt, die ungefähr 90% der Parlamentssitze innehat, d.h. bei der Bundestagswahl mit einem Ergebnis von 90% der Stimmen errungen hat. Die von der SED mit ins Boot geholte herkömmliche Medienlandschaft läßt viele an den ersten SED Staat denken, genauso wie die nicht vorhandene innerparteiliche Demokratie innerhalb der SED. Was trennt uns noch von der Diktatur? Unser eigenes Bewusstsein, dass Demokratie nicht verboten ist, dass das Grundgesetz nach wie vor volle Gültigkeit hat. So wie es aussieht, werden unsere Freiheiten jetzt unmittelbar auf der Straße verteidigt. Glücklicherweise hat eine kritische Masse begriffen, dass es allerhöchste Zeit ist, für unsere freiheitlich Demokratische Grundordnung persönlich, körperlich von Angesicht zu Angesicht mit der Obrigkeit einzustehen. Große Teile der Ordnungskräfte wissen um die rechtlichen Hintergründe, sehen die Fragwürdigkeit der Äußerungen des „liberalen“ Justizministers Buschmann. Wenn die Proteste friedlich bleiben, haben wir gute Chancen, dass die Polizei, zumindest in Teilen, die übergriffige Politik der SED nicht mehr unterstützt. So war es auch 1989, wenn ich es richtig verstehe, die alte SED war nicht mehr authentisch, im Kern ohne politische Idee, es ging nur noch um Machterhalt, dafür wollten die Sicherheitskräfte nicht auf ihr eigenes Volk schießen und so ging es zu Ende.
      Was mir besonders positiv auffällt, ist das neuerdings gerade viele jüngere Menschen an den Demonstrationen teilnehmen, besonders auch in den kleinen Ortschaften, in denen man sich unter einander kennt, ist schon die Hälfte der Teilnehmer jünger als vierzig Jahre. Da erschließt sich eine neue Größenordnung an potentiellen Teilnehmern. Liebe Grüße H.W..

      1. Lieber Herr Wessel,

        Diktaturen können sehr clever und erfolgreich, wenn auch brutal ihre Ziele umsetzen. Xi Jinping macht das vor. Faschismus dagegen wird getragen von der Dummheit. Einer Dummheit, die selten offensichtlicher zu Tage tritt als hier: https://www.spd.de/aktuelles/detail/news/es-gibt-keinen-corona-impfzwang/06/05/2020/ und gegen die deshalb auch kein Kraut gewachsen ist: https://www.youtube.com/watch?v=KkoWFWMHBs8

        Deshalb passt Faschismus weit besser zur aktuellen Situation als der neutrale Begriff der SED-Diktatur, auch wenn die SEDisierung unserer Gesellschaft unübersehbar ist.

        Viele Grüße
        Roland Aßmann

        1. Lieber Herr Aßmann, vielleicht ist es müßig, dort Unterschiede ausmachen zu wollen, Hitler, Mussolini und Franco, sie alle waren ohne Zweifel Diktatoren, in den sozialistischen Staaten nach kommunistischer Lehre gab es die Diktatur des Proletariats, wo allerdings im Sinne einer quasi feudalen Herrschaftsordnung die Nomenklatura diese Aufgabe des Proletariats gerne übernommen hat. Hier wie dort waren die führenden Köpfe bestimmt nicht mit Dummheit geschlagen, auch wenn sie durch ihre ideologische Verblendung die Realität teilweise ausgeblendet haben. Die Herrschaftsmechanismen waren sich jedoch sehr ähnlich, erstes Ziel war, die Bevölkerung – hier sehen wir die Dummheit – glauben zu lassen, dass sie letztendlich in relativer Freiheit lebte. Um den Aufwand klein zu halten, wurden nur ausgegrenzte Minderheiten drangsaliert und bedroht. Meiner Meinung nach ist der Begriff der diktatorischen Herrschaftsmechanismen in diesem Zusammenhang klarer. Der Impffundamentalismus ist ähnlich wie die Fridays for Future Bewegung nicht politisch rechts verortet. Ich glaube wir sollten zur besseren Verstehbarkeit in der Allgemeinbevölkerung einen Begriff verwenden, der von jedermann in seiner Bedeutung erkannt wird und weder rechts noch links zuzuordnen ist. Gerade das linke und grüne Spektrum zeigt im Hier und Jetzt totalitäre Tendenzen. Auch können sich viele einfach nicht vorstellen, dass eine innerhalb der CDU eher im linken Milieu anzusiedelnde Merkel faschistisch sein könnte, das begreifen viele Menschen nicht. Außerdem sind Begriffe wie Faschist, Antisemit oder Verschwörungstheorethiker Wortgebilde unserer politischen Gegner, wir könnten uns fragen, ob deren Verwendung uns verständlicher macht. Diktatur dagegen ist eine klare Begriffsbeschreibung, die jeder, der bei Sinnen ist, sofort versteht. Dieser Begriff kann auch nicht interpretiert oder verharmlost werden. Mein Vater hat schon in den Siebzigern vor einer aufziehenden Diktatur der Bürokraten gewarnt, inzwischen beginne ich zu begreifen.
          Liebe Grüße H.W..

    2. Lieber Herr Dr. Aßmann,
      “um […] ihre skurrilen politischen oder wie aktuell ihre wirtschaftlichen Ziele zu erreichen”.
      Off topic und auch nur zur Diskusssion gestellt: Nicht nur “aktuell” – geht es darum nicht vom ersten Tag an? Und wird ein Virus dazu benutzt, um eben das zu erreichen?
      Das verifizierte Strategiepapier des BMI ist jedem bekannt. Es wurde Mitte März 2020 mit heißer Nadel gestrickt noch vor (!) dem ersten lockdown. Jeder verbindet mit diesem Papier die geplante Panikmache, die “gewünschte Schockwirkung”, die man in der Bevölkerung erzielen wollte. Mich hat das nicht sonderlich gewundert, denn die Angstpropaganda war ja offensichtlich. Viel erschreckender fand ich, nach welcher mathematischen Formel (Propagandaformel) man zukünftig kommunizieren wolle. Das stand ebenfalls im Strategiepapier.
      2019 = 1919 + 1929
      Heißt übersetzt: Covid19 ist so schlimm wie die Kombination aus spanischer Grippe und Weltwirtschaftskrise. Nun gibt es diverse Erklärungen für die Weltwirtschaftskrise von 1929, aber keine, die besagt, sie stünde im Zusammenhang mit der spanischen Grippe zehn Jahre zuvor.
      Es ist so teuflisch wie es simpel ist.
      1.) Realität: Bestehende westliche gesellschaftliche, wirtschaftliche und Politsysteme werden mit Absicht (!) zerstört. Es ist eine gewollte Brandrodung. Sie werden zerstört, um Raum für etwas Neues zu erschaffen. Deswegen macht man Brandrodungen. Und weil man der Meinung ist, dass der Bestand hoffnungslos kränkelt und man nur etwas beschleunigt, was als unvermeidlich angesehen wird.
      2.) Öffentliche Kommunikation: Leider hat ein Virus dafür gesorgt, dass wir dazu gezwungen sind, uns politisch/wirtschaftlich/gesellschaftlich komplett neu aufzustellen. Dafür kann ja niemand etwas.
      Und diese Neuaufstellung ähnelt bemerkenswert dem chinesischen Modell.

      Noch etwas Interessantes und ebenfalls nur zur Diskussion gestellt. Im Herbst 2019 (knapp ein halbes Jahr vor Corona) kam es zu einem riesigen Börsen-Crash. Das wurde medial wenig diskutiert. Nur einige Wirtschaftszeitungen haben es getan. Tenor dieser Berichte? “Die Blase ist geplatzt! Was gerade passiert ist gleicht dem der letzten großen Finanzkrise.” Das Problem war auch Anfang 2020 noch allgegenwärtig. Dann kam “Corona”.
      Die letzte große weltweite Finanzkrise gab es 2008 und die zog sich länger hin. Die mittelfristigen Folgen davon habe ich am eigenen Leib gespürt. Die kleine Druckerei, in der ich als Layouter gearbeitet habe, schrieb Anfang 2009 noch schwarze Zahlen und ging ein 3/4 Jahr später in die Insolvenz. Was war noch 2009? Die Schweinegrippe. Nach dem Crash gab es erstaunlichwerweise direkt eine Pandemie.

  3. Ich kann mich schon gar nicht mehr genau erinnern, wieviele Jahrzehnte seither ins Land gegangen sind, als mich Deutschland ausgespuckt hatte. Hautnah in Erinnerung geblieben hingegen all die Sternchen, die man mir seinerzeit angeheftet hatte. Keine gelben Sternchen. Die Alliierten hatten es den Deutschen schließlich ins konstitutionelle Handbuch schreiben lassen. Dergleichen sollte sich nie mehr wiederholen. Aber verbale Zuordnungen dieser Unart waren damit natürlich nicht aus der Welt. In Kindertagen als “schwererziehbar” und “schwarzes Schaf” gehandelt, von der Lehrerschaft im Beisein meiner Mutter in die Zukunft eingewiesen “ihr Sohn wird es mal sehr schwer haben”, kulminierte es schlußendlich in Etikettierungen, wie etwa “Illusionist”, “nicht gesellschaftsfähig”, “subversiv”, “…er hat andere Strukturen”. Als Deutscher kam man in der Mitte des vergangenem Jahrhunderts noch mit einem ziemlich dicken Fell auf die Welt. So blieb mir die emotionale Aufarbeitung solch permanenter Nadelstiche erspart.

    Wäre ich damals als Hellseher ins Jahr 2020 gereist, was würde mir zuallererst aufgefallen sein? Eine in die Jahre gekommene “Deutsche Sprachkultur”, röchelnd und verzweifelt, nach kläglichen, politisch korrekten Diffamierungen ringend. Oder würde ich:

    Eines schönen Morgens im Hanseatischen aufwachen und meine Blicke vom Atlantic-Kempinski über die Alsterwasser streifen lassen und mich fragen, welche Kompositionen noch bezaubern, welche Geschichten man noch ungestraft erzählen könne, in solch grotesken Zeiten? Würde ich mit heiserer Stimme den abgebrochenen Federkiel anstarren und einsehen, das es vorbei ist? Der Wind hat sich gedreht. Vielleicht ist es auch eine Aufforderung an jeden Einzelnen von uns, sich fortan gänzlich anderen Geschichten zuzuwenden, sich gänzlich andere Geschichte zu erzählen?

    In diesem Sinne befindet sich Herr Langemann mit seinem Medium auf einen interessanten Kurs. Ich nehme ihm sogar den Publizisten ab, behilflich bei der Marktkapitalisierung von Gedankengut. Seine Handschrift allerdings weckt tatsächlich Lebensgeister und läßt Gedanken wie pazifikblaue Schreibtinte zu ganz neuen Gestaden fließen. Eine ganz besondere Art von Qualität. Danke.

    Den sportlichen Teil des Redigierens überlasse ich grundsätzlich und vertrauensvoll dem Leser.

  4. So viele wertvolle Äußerungen, vielen Dank, auch an die Kommentatoren!

    Auch ich halte “Cancel Culture” für einen fatal falschen Ansatz. Allerdings kann ich den einst verehrten Grönemeyer nicht mehr ertragen, seit jenem Spruch auf der Bühne in Wien. Ich höre ihn nicht mehr, ich mag ihn nicht mehr hören, das hat mit cancel culture nichts zu tun, ich will ihn weder verbieten, noch verschweigen, noch mundtot machen. Auch viele der anderen erwähnten “Helden” unserer Babyboomer-Jahrgänge sind für mich einfach nicht mehr gut auszuhalten – mit einer ganz großen Ausnahme – Nena. In Nena war ich vom ersten Moment an verliebt, heute weiß ich, dass ich mich auf mein Herz verlassen kann…

    Wir können uns nur immer wieder gegenseitig in unserem Mut bestärken, zu uns, zu unseren Werten und zu unserer Würde zu stehen.

    In diesem Sinne, man sieht sich am Samstag an der Kunsthalle… (DEMO am 08.01. in Hamburg)

    1. Lieber Herr Reschke,
      ich habe diese Typen immer irgendwie ganz toll gefunden, besonders ihre Songs – Cello von Lindenberg. Ich hatte damals eine Bekanntschaft, die Cello spielte… Aber sie sind nur Menschen, abgesehen von ihrer Gabe, normale Menschen. Wie wir. Wir sind natürlich schwer enttäuscht, das tut schon ein wenig weh. Aber darüber werden wir hinwegkommen.
      Sie sind nicht unsere Widersacher, das sind andere Menschen. Dorthin sollten wir unseren Geist richten. Konstant über lange Zeit gewaltfreien Widerstand leisten, offen für Diskussionen bleiben und immer den eigenen Irrtum für möglich halten. Dagegen ist, wie man so sagt, kein Kraut gewachsen.
      Liebe Grüße H.W..

      1. Lieber Herr Dr. Wessel,

        Sie haben aus meiner Sicht völlig recht und sehr treffend formuliert, dass Lindenberg, Grönemeyer, Niedecken und Co. nur Menschen, andere Menschen sind. Bei mir rennen Sie auch offene Türen ein mit dem Wunsch, über lange Zeit gewaltfreien Widerstand zu leisten. Und ja, wir werden selbstverständlich darüber hinwegkommen…

        Dennoch finde ich es angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung ungeheuer erschreckend, wie schnell und wie beliebig die Maßstäbe gewechselt, die Bewertungen variiert und die Zuschreibungen verändert werden können, ohne dass es den prominenten Protagonisten von außen erkennbare Schwierigkeiten zu bereiten scheint. Wer grölend auf der Bühne vor Zehntausenden davon fantasiert, zu diktieren, wie eine Gesellschaft auszusehen hat, der ist nicht nur ein Opfer. Der ist ein Täter, mindestens aber ein Mittäter. Und das ist mehr als enttäuschend, das ist mehr als nur ein wenig schmerzhaft. Für mich ist es hochgradig besorgniserregend und extrem beängstigend. Die pseudointellektuelle Elite dieses Land ist dabei, den Rechtsstaat, die Gewaltenteilung, die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu schleifen. Und die Gröhlemeyers dieser Welt biedern sich den neuen Faschisten an, weil sie behaupten, Antifaschisten zu sein.

        Es erschreckt mich zutiefst und es widert, es ekelt mich an.

        Ich übe mich dennoch darin, “offen für Diskussionen zu bleiben und immer den eigenen Irrtum für möglich zu halten”. Vielen Dank für diese schöne Anregung.

        Herzliche Grüße
        Wolfgang Reschke

      2. “Aber darüber werden wir hinwegkommen.”
        Nein, ganz sicher werde ich das nicht.

        “Sie sind nicht unsere Widersacher, …”
        Sind Sie das sicher? So, wie sich da einige der Genannten gebaren, habe ich einen völlig anderen Eindruck. Ich war auch wiederholt auf Spaziergängen und Demos. Wenn auf letzteren dann hin und wieder Grönemeyers “Freiheit” aus Lautsprechern tönte, bekam ich immer wieder schwer Luft, und mir wurde teils speiübel…

        Und es sind ja nicht nur die Rock-Musiker, auf die Herr Löcke sich konzentrierte. Es betrifft genauso die Klassik-Branche, die Literatur.
        Können Sie sich noch an Stefan Mickisch erinnern, den Pianisten, der mit der Situation offensichtlich nicht mehr klar kam und vor knapp einem Jahr aus dem Leben schied? Es gab kein Mitgefühl seitens seiner Klassiker-Kollegen, kein Bedauern… Im Gegenteil.
        Es ist schwer mit Worten zu beschreiben, was insbesondere im Kulturbereich insgesamt nicht nur kaputt ging, sondern im Zuge von Corona und “Cancel-Culture” zielgerichtet und ganz bewusst zerstört wurde und wird.

        Doch, die Verantwortlichen dafür und ihre Mitttäter und Mitläufer sind sehr wohl und ganz entschieden meine Widersacher.

        1. Ich habe es dahingehend verstanden, dass wir über die Enttäuschung hinwegkommen werden, über den Schmerz, dass die “Helden” der Vergangenheit nun zu Tätern oder Mittätern oder Mitläufern geworden sind. Darüber werden wir hinwegkommen, auch wenn es dauert und wehtut. Wir werden darüber hinwegkommen, so wie wir den Tod eines geliebten Menschen oder eine Trennung nach vielen Jahren der Partner- oder Freundschaft überstehen können. Es werden neue Helden kommen, neue Partner und neue Freunde.

          Den Widersacher zu erkennen und ihn als Menschen zu begreifen – als Menschen mit Ängsten, Sorgen, Bedürfnissen und Fehlern – ermöglicht uns vielleicht, konstruktiver mit der Situation umzugehen. Wenn wir uns gegeneinander aufhetzen ließen, könnten wir nicht mehr gewinnen, dann obsiegen Gewalt und Hass und Zerstörungswut. Dann gewinnen unsere Widersacher, dann ginge der Plan auf, denn gegen die Macht des physisch Stärkeren kommen wir nicht an.

          Wenn wir überhaupt gewinnen können, dann wohl nur mit Geduld und Vernunft und den langfristig machtvollen Energien von Klugheit, Liebe und Würde.

          1. Lieber Herr Reschke,
            ich hoffe, Sie werden Recht behalten. Die nächsten Wochen bis Mitte-Ende März werden viel darüber entscheiden, wie es weitergehen wird.

            Wissen Sie, Widersacher als Menschen zu begreifen, ist nicht das Problem. Es ist eher anders herum: Menschen, die nicht dem Mainstream folgen, werden immer stärker als Nicht-Menschen dargestellt, ausgegrenzt, denunziert, ja in zunehmenden Maße wird versucht, sie zu ruinieren. Und das mit gesamtstaatlicher und medialer Unterstützung. Der gesamte Lebenskreis wird mit immer absurderen, perfideren, wissenschaftlich durch nichts belegte und belegbare Begründungen immer enger gezogen, einzig mit dem Ziel, “die da” zu erniedrigen. Das ist – so wie Herr Löcke es schon bezeichnete – lupenreiner Faschismus.
            Man kann nicht ständig auch die andere Wange hinhalten …

        2. Verehrter Borsalino,
          egal sind mir diese Fehlleistungen auch nicht, ganz bestimmt nicht. Aber wir müssen uns doch nur in unserem ganz persönlichen Umfeld umschauen, im Freundeskreis, in der Familie, im Vereinsleben oder in der Kirchengemeinde – da sind viele ebenso ganz normale Menschen, die die grundlegenden Regeln, die zumindest scheinbar für alle verbindlich waren, einfach vergessen haben. Ich bin zuversichtlich, dass wir unsere Freiheit zurückbekommen und die ausgebrannte politische Klasse auf den Boden der Tatsachen zurückkommen wird, Dann ist es unsere Aufgabe, den dummen, unkritischen und angstgetriebenen Mitläufern zu vergeben und mit ihnen die Spaltung unserer Gesellschaft zu überwinden. Mir ist nur zu klar, welche Spur der Verwüstung diese Menschen hinterlassen. Ich habe auch nicht vor zu vergessen, keineswegs. Ähnlich wie nach der Wende 1989 wird es viele Wendehälse geben, die sollten wir im Auge behalten, Jetzt ist die Zeit gekommen, in der wir eine neue politische Kultur errichten sollten, sicherlich auf der Grundlage des Grundgesetzes, auf jeden Fall mit mehr direkter Demokratie, mit einer anderen Medienlandschaft. Diese Ziele sind nicht unrealistisch. Jede Woche zwischen 500.000 und einer Million Protestierende auf der Straße mit Steigerungspotential, mehr als 60% der Menschen haben jedes Vertrauen in die Regierung und die „Opposition“ und vor allem in die Medien verloren. So etwas hat es in diesem Ausmaß noch nie gegeben. In Berlin wissen sie das, ganz sicher. Sie versuchen die Spaltung in unserer Gesellschaft immer weiter zu vertiefen. Dem sollten wir entgegenwirken, die ehemaligen Gläubigen, jetzt Zweifelnden zu uns holen und gemeinsam etwas Neues beginnen.

          1. Lieber Dr. Wessel,

            ich kann Ihren Gedanken sehr wohl folgen. Und so wie Sie wünsche ich mir eine schnelle Änderung der Situation und das friedlich. Es fällt jedoch zunehmend schwer, bei diesem gegen jede Menschlichkeit gerichteten Irrsinn die Ruhe zu bewahren und die Hoffnung nicht fahren zu lassen…

            Vielen Dank noch einmal für Ihre Worte, Herr Dr. Wessel!

            Der Austausch hier beim Club ist unglaublich wichtig und in seiner kultivierten Form so ungemein wohltuend. Meine Hochachtung für Ihr Wirken, Herr Langemann!

            Borsalino

    2. Danke, Sie haben mir aus dem Herzen gesprochen. Es werden sicher die Tage kommen, an denen man ausschließlich Nenas Konzerte besuchen möchte.

  5. Sehr geehrter Herr Löcke,
    Sie beginnen Ihre Gedanken in Ihren ersten zwei Textabschnitten mit einem Resümee auf eigene Erfahrungen mit Großveranstaltungen und Ihrem persönlichen Gefühl von einer Faschismusgefahr. Da weder der Veranstaltungsproduzent noch die Konsumenten zur Produktherstellung und dem Produktkonsum unter Androhung und Anwendung von Gewalt gezwungen wurden und werden, scheinen Sie als Individuum sich lediglich unwohl in großen Menschenmassen zu fühlen und bei sich selbst eine Anfälligkeit für faschistoide Tendenzen entdeckt zu glauben haben. Interessante Selbstreflexion aber ich glaube, Sie sind da etwas zu empfindlich und vermischen vieles miteinander, was es auseinanderzuhalten gilt.
    Ich würde es jedoch fatal finden, wenn Menschen sich als nachgewiesene Täter auf eine Opferhaltung von Massenphänomenen zurückziehen, um damit ihre eigenen aggressiven Handlungen (Täter wie auch Mittäter) zu relativieren, rechtfertigen oder entschuldigen versuchen. Wo jeder Menschen Grenzen ziehen sollte, ist ebenfalls jedem friedlichen und anständigen Menschen sehr wohl bekannt und intuitiv auch spürbar. Mit eigenen Handlungen keinen friedlichen Mitmenschen physischen Schaden zufügen. Wie das offen und verwischen können soll, erschließt sich mir nicht. Jeder geschäftsfähige mündige Bürger ist sehr wohl im Besitz seines eigenen Bewusstseins bei seinen eigenen physischen Handlungen, ob er Zwang und Gewalt gegen friedliche Mitmenschen anwendet oder nicht.

    Angst und Panik führen bei den meisten Menschen fast immer zu irrationalen Handlungen, mit denen sie sich selbst und nicht selten auch Dritten Schaden zufügen können und ja, wenn in einer großen Menschenansammlung plötzlich ein Ereignis zu einer bedrohlichen Situation führt – ob real oder gefühlt spielt keine Rolle – und Panik ausbricht, wird es lebensgefährlich.
    Nun befinden wir uns aber weder in Deutschland, noch in den anderen Ländern, in einer realen Masse in einem eingegrenzten Konzertbesuch oder in einem begrenzten anderen Raum, indem eine Panik lebensbedrohliche Ausmaße annehmen könnte durch die Begrenzung des Raumes, sondern alle Menschen bewegen sich frei, individuell und selbstbestimmt in ihrem Alltag. In ihren Familien, mit ihren Freunden, auf der Arbeit, beim Einkaufen, etc. Jeder Mensch entscheidet frei und selbstbestimmt, welche Medien er konsumiert, welche Kleidung er trägt, welche medizinischen Behandlungen er zulässt, welche Lebensmittel er konsumiert, welche Freizeitgestaltungen er bevorzugt, etc. Und ich denke nicht, dass ich mit meinen Beobachtungen und meiner Annahme falsch liege, wenn ich behaupte, dass nur ein sehr geringer Anteil der Menschen in Deutschland und auch in allen anderen Ländern, einer Pathologiepsychose anheim gefallen ist. Die große Mehrheit der Menschen läuft nur seit 2 Jahren mit Lappen im Gesicht rum, rennt ständig in Testzentren und hat sich Impfungen unterzogen, weil ihnen die Konfrontation bei freundlicher Ablehnung dieser Schutzangebote, zu anstrengend waren und bis heute sind.

    In der Masse wirkt sich das aus, ja, aber wie immer sind nicht stabile, verantwortungsbewusste, charakterstarke und freie Menschen unter den Mitläufern, Anpassern, Wegduckern und Wegguckern. Dass muss man endlich einmal so klar und deutlich aussprechen.
    Selbstverständlich ist der Gegenwind heftig und können die Repressalien hart ausfallen und es erfordert in manchen Lebensbereichen ein Umdenken, Flexibilität, Kreativität, Cleverness, Organisation und einen aufrichtigen Kassensturz mit ggfs. einschneidenden Veränderungen, aber jeder hat die freie Wahl! Bis heute!

    Abschließend möchte noch kurz darauf hinweisen, dass es den Menschen sehr gut anstehen würde, wenn sie bei bestehender Geschäftsfähig- und Mündigkeit, ihre eigenen persönlichen und vor allem immer rein subjektiven Empfindlichkeiten ausgesprochenen Worten von Mitmenschen in der Öffentlichkeit oder auch ihnen selbst gegenüber, mit Gelassenheit und Intelligenz begegnen würden.
    So lange die Menschen immer und überall darauf achten, keinem Mitmenschen mit den eigenen physischen Handlungen einen physischen Schaden zuzufügen, ist alles prima und die Welt in Ordnung. Jeder kann zujubeln und in einen Chor miteinstimmen, wem und wie er das möchte. Jeder kann alte, geliebte Musikstücke auch weiterhin genießen, wenn neuere desselben Musikers nicht mehr so toll sind oder dessen persönliche Ansichten und/oder Ziele nicht den eigenen entsprechen – so what!?!
    Keiner wird gezwungen Veranstaltungen zu besuchen, Mitmenschen zuzuhören, Artikel zu lesen oder sich Bilder anzusehen.
    Jeder Mensch ist Einzigartig und ein Individuum und für seine Handlungen immer und überall selber verantwortlich. Wer welche Begriffe wie versteht oder interpretiert ist unterschiedlich, aber eines bleibt immer und überall gleich:
    Verbrechen sind und bleiben Verbrechen!
    Wollen wir keine Verbrechen in der Familie, auf der Arbeit, in der Gemeinde, in der Stadt oder wo und wann auch immer, dann begehen wir selber keine, beschützen gegenseitig einander und lassen Verbrecher unter sich und mit Ablehnung spüren, dass wir Zwang und Gewalt ablehnen aber bereit für friedliche, gemeinsame Lösungen sind.
    Es wäre so einfach.

    Herzliche Grüße
    G. Schmidt

    1. Liebe Frau Schmidt,

      auch die Großveranstaltungen in der NS-Zeit beruhten auf Freiwilligkeit. Meine Angst in der Fankurve oder bei einem Konzert ist nicht die einer Panikattacke. Ich bekomme Angst, wenn Menschen um mich herum das exakt Gleiche tun und skandieren. Ich bekomme Angst, wenn ich in der Selbstbeobachtung die Neigung verspüre, mitzumachen, um mich nicht ausgegrenzt zu fühlen. Es sollte Selbstkritik sein. Moralisierend den Finger heben kann jeder.

      Schauen Sie auf das Verhalten und in die Gesichter in der Fußballfankurve, während eines Rock-Konzertes und vergleichen das mit mit der Reaktion der Menschen bei einer inszenierten und durchchoreographierten Nazi-Großveranstaltung in alten Filmaufnahmen. Psychologisch und soziologisch absolut identisch. Mal ein gemeinsamer Endorphinrausch, mal gemeinsame Wut, mal gemeinsame Melancholie – je nachdem, was auf der Bühne vorgelebt wird bzw. auf dem Fußballplatz passiert. Umgedreht gibt es Aussagen von Rockstars, die das Gefühl von einem Machtrausch beschreiben (Kommentator Dirk hatte es angedeutet), wenn zehntausende Menschen unter ihnen auf Zuruf “nach ihrer Pfeife” tanzen. Versetzen Sie sich in das Gefühl eines Fußballstars, wenn auf einmal ein ganzes Stadion ihren Namen ruft. Vermutlich fühlen Sie sich gottgleich und gleichzeitig ist es beängstigend.

      Der einzige Unterschied liegt in unseren verinnerlichten Moralschubladen von Gut und Böse. Wir alle sehen mit Betrachtungsabstand (!) in einer Rede von Goebbels die Ausgeburt des Bösen. Verständlich. Das Problem dabei ist: In Echtzeit und in ihrer Selbstwahrnehmung betrachtete sich das Goebbels-Publikum als gut und gerecht. Als Teil einer Gemeinschaft. Sie waren doch nur “solidarisch”. Dann gingen sie nach Hause, brachten ihre Kinder liebevoll ins Bett und lieferten anschließend ihren kritischen Nachbarn als Messer. Weil sie “böse Denunzianten” waren? Nein. Sie nahmen sich als “verantwortwortungsvolle Bürger” wahr, die doch nur einer guten, gerechten Sache dienten. Kein Staat nennt sich selbst Diktatur, kein Mensch nimmt sich selbst als böse wahr. Kein Mensch sieht in sich selbst einen Denunzianten.

      Ich stelle meine Meinung zur Diskussion. Die muss nicht stimmen. Ich freue mich immer auf das Feedback, nicht nur auf das Lob. Den Hinweis/die Kritik von Herrn Dr. Wessel fand ich z.B. sehr berechtigt und spannend. Mit einer Frau Demirtas, einer Frau Fickus und vielen anderen könnte ich vermutlich stundenlang diskutieren.

      Allen (!) Kommentierenden vielen Dank für Ihre Rückmeldung.

      Herzliche Grüße zurück,
      Peter Löcke

      P.S.: Ich kenne Lehrer und Sozialarbeiter, die höchst kultiviert sind unter der Woche empathische Kommunuikation, Eigenverantwortlichkeit und Selbstbestimmung predigen. Und am Wochenende gehen sie bewusst und freiwillig auf ein Konzert oder in den Hardcore-Fanblock ihres Herzensvereins, um endlich in der Masse untergetaucht mal so richtig die Sau herauszulassen.

      1. Danke, das Thema fesselt mich schon immer, aber momentan durch die direkte Konfrontation, auch im Freundeskreis, ganz besonders. Das mit dem Bewusstsein für Bosheit oder Solidarität sehe ich etwas differenzierter. Es kommt darauf an, wie tief man in den jeweiligen Charakterstrukturen gefangen ist. Ich kenne Psychopathen, die ihre eigenen Lügen glauben und für die es lebensbedrohlich ist, Fehler zugeben zu müssen. Davon haben wir ja leider sehr viele in leitenden Positionen. Ist noch ein Rest Selbstreflektion möglich, hat man zumindest noch eine Ahnung davon, nicht immer richtig zu liegen.
        Jeder Mensch hat aber durch Persönlichkeitsarbeit oder Schattenarbeit die Möglichkeit, seine verzerrten Charakterstrukturen, die bei Jedem, mehr oder weniger, durch Kindheitsverletzungen, sogar schon pränatal, hervorgerufen sind, zu transformieren und zu heilen. Alexander Lowen und C. G. Jung haben die Grundlagen dazu akribisch erarbeitet und Barbara Ann Brannan die Möglichkeiten in ihren Büchern “Lichtheilung” und “Lichtarbeit” beschrieben und angeleitet. Das kann eine Lebensaufgabe hin zur Wahrhaftigkeit sein, wenn man sich dem stellen möchte.
        Arroganz liegt mir fern, aber ich fände es notwendig, wenn Menschen, die das Talent haben, andere zu führen, und dieses möchte ich positiv verstanden wissen, sich in Supervision begeben, immer wieder die Beweggründe für ihr Denken und Handeln reflektieren, um nicht von Ego und Gier geritten, in den Machtmissbrauch abzugleiten. Das hatte ich in einer längeren Korrespondenz mit Sevim Dagdelen für die Linke vor 5 Jahren empfohlen und davor gewarnt, sich in Grabenkämpfen zu verlieren. Offensichtlich ist das nicht geschehen. Jeder kleine Psychologe muss Supervision nachweisen, wenn er mit Menschen arbeitet. Wieso nicht unsere Regierung, wo es doch am wichtigsten wäre, und wo man gerade momentan täglich Tausenden von Menschen schmerzhafte, oft über die Existenz bestimmende Entscheidungen aufzwingt. Ich sehe kein einziges Regierungsmitglied, und überhaupt nur wenige Entscheider, von denen ich Kenntnis habe, bei denen das nicht sehr von Nöten wäre! Ich könnte mir gut vorstellen, dass in der “Schule” von Klaus Schwab eben auch diese Wahrhaftigkeit und Herzensbildung nicht gelehrt, ja wenn überhaupt vorhanden, aberzogen wird…
        Ich habe das erst belächelt, bin aber mittlerweile fest davon überzeugt, dass nur die Liebe die Menschheit retten kann!
        Zum Schluss wollte ich auf den jungen Künstler “Taylor” hinweisen, dessen Authentizität, Stimme und Musik mir gefällt, und dem ich auch seine Texte abnehme, der mich sehr berührt.

      2. Sehr geehrter Herr Löcke,
        ich bin ganz bei Ihnen und freue mich unbeschreiblich über jeden Menschen, der sich über für ihn wichtige Lebensbereiche, Ereignisse, Erfahrungen, Beobachtungen, Entwicklungen, etc. Gedanken macht und diese bei Bedarf mit seinen Mitmenschen teilt – einen offenen Gedanken- und Meinungsaustausch anstößt. Daher an dieser Stelle ein großes Dankeschön an Hr. Langemann und Team, für die Bereitstellung dieses hervorragenden Informations- und Diskursportals und allen Lesern, die sich aktiv mit ihren Gedanken, Sichtweisen, Erfahrungen, etc. einbringen.
        Ich bin sehr pernibel geworden, was Sprache und vor allem Verantwortungsbewusstsein und physische Handlungen betrifft, weil ich seit über 30 Jahren mit offenen Augen und vor allem offenem Herzen lebe. Die Geschichte zu bemühen sollte im 21. Jh., nach all den Offenbarungen von Herrschaftsformen, Erkenntnissen zu Freiheit und Frieden und frei zugänglichen Informationsmöglichkeiten über das Internet weltweit und in allen Sprachen, eigentlich nicht mehr notwendig sein. Die ganzen sozialistischen Experimente, die seit tausenden von Jahren immer wieder aufs Neue gestartet werden und immer in Zerstörung, Armut, Leid, Elend und Genoziden endeten und auch diese Neuauflage wieder enden wird, haben offensichtlich trotz der gewonnenen Erkenntnis, dass Sozialismus immer den Himmel auf Erden verspricht und am Ende immer die Hölle auf Erden liefert, die Begeisterung der Mehrheit der Menschen für dieses System der Zerstörung bis heute nicht getrübt, was sehr zu bedauern ist. Deshalb stehen wir heute da, wo wir stehen. Im nächsten Experiment, welches nach Jahrzehnten wieder an sein zerstörerisches Ende kommt. Die Frage ist nur, wie werden sich die Menschen dieses Mal entscheiden? Für die Freiheit oder für die vollstänige Versklavung?
        Kapitalismus hingegen, eine freie Markt- und Gesellschaftsordnung (kein System, sondern eine freie Ordnung), basierend auf dem Vertragsrecht (Privatrecht für ALLE Menschen wäre = Gleichheit vor dem Recht für ALLE), hat immer aufgezeigt, sobald hier und da für kurze Zeit die Herrschende Clique die Märkte ein wenig frei gelassen und auch den Untertanen ein wenig mehr Freiheit eingeräumt hatten, wie unglaublich die Innovation, Kreativität, Prosperität, der allgemeine Wohlstand und die Zufriedenheit und Lebensqualität der Menschen zunahmen und angestiegen sind und das für alle. Bis die Daumenschrauben von den Systemhäuptlingen wieder angezogen, die Staaten wieder mächtiger und größer wurden (ist in diesen System angelegt) und damit der ganze Irr- und Wahnsinn wieder von vorne begann, das zunehmende Leben von der Substanz, zunehmender Zwang, Gewalt und Befehl- und Lenkungswirtschaft/Planwirtschaft. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges das System von vorher bestehen zu lassen, wies bereits daraufhin, dass sich die neue herrschende Klasse alle Türchen offen ließ und ein Grundgesetz, welches sowohl eine kapitalisitische Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung wie auch eine solzialistische ermöglichte, ließ auch ausreichend Hintertürchen offen, die von den Sozialisten erfolgreich genutzt wurden. Welche Weichen immer drastischer von oben gestellt und von unten unbemerkt oder stumm akzeptiert wurden, werden und blieben, ist bekannt und was uns allen droht, wenn sich die politischen Machthaber international sozialistisch weiter zusammenschließen und Kartelle bilden, dann gute Nacht. Aus der UDSSR, China, Kambodscha, Deutschland, Venezuela, DDR, etc. konnten die Menschen flüchten, als der Staat und seine Akteure die eigene Freiheit und das eigene Leben der Zwangsuntertanen zunehmend bedrohten. Ein Weltsozialismus würde den Menschen hingegen keinen Fluchtraum mehr bieten und in einer menschlichen Katastrophe enden, wie sie die Menschheit noch nicht erlebt hat – befürchte ich. Aber zum Glück halten wir Menschen unser Leben und unsere Zukunft in den eigenen Händen.
        Und ja, gerade weil die meisten Menschen nur Heuchler von Freiheit und Eigenverantwortung sind, betone ich immer und immer wieder, dass nur die Handlungen der Menschen zählen und jeder anständige Mensch die Anwendung von Zwang und Gewalt gegenüber Mitmenschen grundsätzlich ablehnen und verurteilen sollte. Und zwar überall, immer und zu jeder Zeit. Es waren die Menschen in China, die bei Maos großem Sprung ihre Mitmenschen abgeschlachtet haben. Es waren unter Lenin und Stalin die Menschen, die ihre Mitmenschen ermordet und in Gulags geworfen haben. Bis heute sind es überall auf der Welt die Menschen, die sich an die Herrschaftsmacht, die Spitze eines Zwangs- und Gewaltsystems kämpfen; die Menschen, die sich mit Privilegien und Beutebeteiligungen als Befehlsempfänger und ausführende Funktionäre um die Umsetzungen ihrer Zwangs- und Gewaltherrscher als Diener anheuern (nützliche Idioten) lassen und die Menschen, die diesem ganzen Irr- und Wahnsinn, diesem Theater, zujubeln und zuschauen, weil sie es entweder nicht besser wissen oder weil sie sich selbst davon Vorteile für sich versprechen oder gar bereits gnießen.
        Es sind alle Beamten, die nicht die Freiheit und das Eigentum der Bürger schützen, sondern den Staat und seine Akteure vor den Bürgern. Jeder Beamte, der sich für Recht und gegen jedes sinnfreie Gesetz ausspricht und sich schützend vor seinen Mitmenschen auch bei Angriffen seitens des Staates stellen würde, verliert seinen Job oder wird zumindest suspendiert.

        Seit Jahrzehnten gibt es viele Warner dieser unheilvollen Entwicklungen, doch wie so oft, wird ohne ausreichend Menschen mit Herz, Verstand, Aufrichtigkeit, Eigenverantwortung, Rückgrat und Zivilcourage, das Tal der Tränen für Land und Menschen immer tiefer, die Zerstörung immer gravierender und das folgende Elend und Leid wieder einmal erschreckende Ausmaße annehmen. Again and again. Mir blutet das Herz.
        Daher abschließend noch einmal von ganzem Herzen vielen Dank für diese Möglichkeit des Austausches.

        Herzliche Grüße
        G. Schmidt

    1. Besten Dank! Besser und kürzer kann man die aktuelle desolate Situation der Idole vergangener Zeiten wohl kaum auf den Punkt bringen.

  6. Ja, danke für die wohl gewählten Worte, auch in den erhellenden Kommentaren.
    Dieses “ich nicht” ist für mich schon immer die Lieblings- und Schlüsselszene des Filmes.
    Und egal zu welchem der recht seltenen Anlässe, der Masse konnte ich mich als Hochsensible noch nie hingeben…
    Sehr viele “Künstler” haben mich jetzt von Anfang an befremdet. Am krassesten fand ich Jürgen Vogel, der, damals Hauptdarsteller in “Die Welle”, jetzt mit den Patschhändchen ein Dächlein über seinem “Hirn” machte und skandierte “Wir bleiben daheim!” Und Eckhard von Hirschhausen und Christoph Waltz haben sich so übertroffen, dass mir sogar übel wurde. Ich will aber nicht zu hart urteilen, da ich keinen Meter in deren Schuhen lief.
    Dafür kamen herzerwärmend weise, mutige Worte, wo ich sie nie erwartet hätte.
    Doch haben nicht gerade viele der vermeintlich “Intellektuellen” schon vor 88 Jahren versagt im Erkennen und Bekämpfen des Faschismus? Nur, dass sich die “Arbeiterklasse” diesmal nicht geschlossen so unkritisch verhält und dem propagierten Narrativ folgt, nur weil man denkt, die Schlauen können sich ja nicht derart irren, sondern auf die Straße geht. Dank Internet, alternativen Medien und Vernetzung kann sich JEDER und JEDE informieren, was gerade mit uns geschieht. Auch wenn es in diesem Informationskrieg oft schwerlich zu erkennen ist, was die Wahrheit sein könnte, kann sich diesmal NIEMAND mehr herausreden, man hätte es nicht wissen können, den perfiden Betrug nicht erkennen können. Es erstaunt mich täglich, bei wem die Propaganda und Panikmache greift, und wer sich im Stockholm-Syndrom, der kognitiven Dissonanz, oder gleich in der Bequemlichkeitsverblödung ergibt und auch jegliche anderweitigen Informationen schroff ablehnt, was ja den angeblichen “Querdenkern” vorgeworfen wird. Mir offenbahrt sich trotz aller Nachforschungen nicht der Impuls, der in diese oder jene Überzeugung, mit allen Konsequenzen, führt. Und wenn sich die “Antifa” als Gegendemo auf den friedlichen Demos der Impfzwanggegner entblöden, das Banner mit “Impft euch, sonst impfen wir euch!” auszubreiten, ausschließlich denunzierende Gemeinheiten und “haut ab!” durch ihre Megaphone zu brüllen, da könnte man sich schon fragen, wie der Faschismus jetzt zu benennen ist, wenn sich angebliche Antifaschisten, zu denen sich dann regelmäßig auch lauthals fahnenschwenkend die Jusos und die jungen Grünen gesellen, derart benehmen, dafür sogar vom Bürgermeister die Hand geschüttelt bekommen.
    Vielleicht hat das Alles ja doch etwas mit Herzintelligenz, mit Herzensbildung zu tun, die ja, auch verständlicherweise, kein Schulfach ist…

  7. Hallo, zusammen, ein super Kommentar. Man kann es auf die Spitze treiben, wenn man in dem Song der Rolling Stones „ BROWN SUGAR“ Rassismus erkennt. Wie weit will man noch gehen? Das die schon genannten Interpreten sich die Taschen voll machen, wenn die Konzertsäle gut gefüllt sind, ist klar. Das aber die Hosen voll sind und man den wahren Charakter erkennt, zeigt sich in den jetzigen Zeiten, wo es um wirkliche Charaktere geht. Aber davon sind diese m.E. verlogenen Typen meilenweit entfernt und schließen sich lieber diesen „Faschisten“ an, unfassbar. Ich kann nur hoffen, das die Menschen sich daran auch erinnern, sollte diese widerliche Zeit einmal vorbei sein und die ersten Konzerte angekündigt werden. Bin mal gespannt, wie weit das Erinnerungsvermögen der Menschen wirklich geht.

  8. Endlich jemand der es ausspricht, wenn auch nur hier im kleinen Kreis. All die damals so politisch Wichtigen Sänger und Bands, wo sind sie heute? Meine Musikbibliothek dürfte der Ihren nicht unähnlich sein. Schon zu Zonenzeiten hörte ich die Alben der deutschen Musikszene beiderseits der Mauer. Obwohl die Beschaffung derer im schönen Sachsen damals etwas unterschiedlich schwierig war. Großer Udo-Fan, Ostbands sowieso, HRK, die Ulla, die österreichischen Liedermacher alle, usw. Zwische Salzjebäck un Bier, heute noch mein Lieblingsalbum. Viele große gewaltige Worte, Texte und Gefühle für ganz viele Jahre. Aber Herr Löcke, so wie Sie es schreiben, Ihr bester Satz übrigens: In der Zeit von Freiheit, sangen sie von Freiheit.
    Für den Osten war es etwas anders, aber genau deswegen hatten diese Texte der Westmusiker damals für mich noch eine tiefere Bedeutung. Heute ist die Enttäuschung über die Helden von damals logischerweise proportional noch höher. Und interessanterweise ist eine Sängerin, die meistens von vielen für zu leicht befunden wurde, heute fast die einzige Künstlerin die ganz gerade steht. Und nicht umkippt, wenn massenweise Kritik und Häme über sie ausgeschüttet wird. Respekt. Ich habe mir angewöhnt, wenn ich in meiner Mencave die Musik von damals trotzdem höre, mich auf Zeitreise zu begeben. Geht gut mit feinstem Cognac und Zigarillo. Dann halt ich’s aus. Beste Grüße und Danke nochmal für den gedanklichen Anstoß!

  9. Lieber Herr Löcke, vielen Dank für diesen großartiger Bericht, der wie so oft die Komplexität und Unüberschaubarkeit der Ereignisse auf den Punkt bringt!
    Diese Frage habe ich mir häufig gestellt, wo beginnt das Böse? Wo sind ihre Grenzen und ihr Übergang?

    Meines Erachtens lässt sich diese Frage nur sehr schwer beantworten. Deswegen nicht, weil es sich häufig um Prozesse und schleichend langsame Entwicklungen in einer Gesellschaft handelt, die sich mehr und mehr zur allgemein anerkannten Ideologie entwickeln und dessen Entwicklung man häufig kaum bemerkt. Hinzu kommt, dass man diese Entwicklungen häufig im Moment selbst als nicht so bedrohlich und schlimm empfindet. Eine Relativierung der Ereignisse und Geschehnisse aufgrund von fehlender Dramaturgie im Alltag und somit zunehmende Akzeptanz und Gewöhnung von Verlusten und Einschränkungen für den Einzelnen, wie neue Gesetze, Verordnungen und Regeln usw.

    Mir persönlich sind Strukturen aus meiner Herkunft vertraut (bin Türkin und in Ostanatolien aufgewachsen), die im Kern ungesund sind, jedoch häufig von Menschen, die in diesen ungesunden Strukturen leben, als solches nicht empfunden werden. Ich habe lange in diesen ungesunden Strukturen gelebt und habe nie verstehen können, warum es von den allermeisten Menschen dennoch akzeptiert werden. Es gibt viele Antworten darauf, die sicherlich wichtigste aus meiner Sicht ist die Angst der Ausgrenzung aus der Gemeinschaft. Hinzu kommt, dass viele Menschen in diesen Strukturen nicht gelernt haben, eigenständig zu sein und somit sind sie abhängig von der Gemeinschaft. So ist es heute noch, dass in großen Teilen der Welt es normal ist, dass Menschen, vor allem Frauen und Kinder Leid erfahren müssen und unterdrückt werden. Viele Menschen wachsen mit dem Bewusstsein auf, wertlos zu sein. Sie kennen jedoch nichts anders und für die allmeisten ist dieser Umstand ganz normal. Schwierig wird es erst dann, wenn man diese gemeinschaftliche Ideologie nicht teilt und nicht bereit ist, sie zu leben…

    Nun die Frage, wo beginnt das Böse? Für mich war die Antwort auf diese Frage immer sehr klar gewesen. Das Böse beginnt für mich dort, wo die Würde, die individuelle Freiheit und die Selbstbestimmung des Einzelnen verletzt und beschnitten wird, dort wo Toleranz und Respekt gegenüber dem anderen nicht mehr gegeben sind. Das Grundrechtskatalog und ausgesprochener Grundwert „die untastbare Würde des Menschen“ war eine gesunde Reaktion auf die extreme Beseitigung der Freiheit des einzelnen Menschen unter der Nazi-Herrschaft. Nun erleben wir Bewegungen und Strömungen, die uns leider wieder an diese fruchtbare Zeit erinnern… diese Tatsache alleine zeigt die Brisanz und Dramatik unserer Zeit…

    1. Liebe Ipek Demirtas, vielen lieben Dank für diese wohl gewählten Worte, welche uns aus der Seele sprechen.
      Liebe Grüße, Petra Mell und Michael Deutsch

    2. Danke! Sie haben verstanden. An dem Tag, an dem die Priorisierung des Art. 1 GG inoffiziell und gegen den eindringlichen Rat von Wolfgang Schäuble gekippt wurde, begannen Faschismus und Spaltung in unserem Land neue Stilblüten zu treiben. Der Tod konnte nicht aus unserem Land vertrieben werden, dafür – wie immer in solchen Situationen – wieder einmal das (lebenswerte) Leben.

  10. Sehr gut zusammengefasst, Herr Löcke !!
    Habe seit langem vermisst, dass jemand mal was schreibt, was aus den ‘vermeintlichen Helden’ der Liedermacher, Rockmusikern der ‘faschistischen Befreiung’ so geworden ist.
    Einen jedoch haben Sie vergessen Herr Löcke, .. uns Udo …. der ‘Befreier’ schlechthin … in den 80 zigern noch unterwegs mit dem ‘Sonderzug mach Pankow’, versprach er uns, dass es ‘hinterm Horizont weitergeht’ ….

    Jetzt aber hat er sein wahren ‘Kampfgeist’ gegen die Doktrin des Staates gezeigt, ist derart zu einem ‘Systemling’ mutiert, dass man es nicht wahrhaben möchte, dass das mal der große ‘Antifaschist’ Udo Lindenberg war ….

    Schlimm, … zieht einem sehr runter …

    Trotzdem uns allen ein gutes und gesundes Neues Jahr … auch ohne den Corona Hype ist und war Gesundheit schon immer das wichtigste Gut um den Alltag zu bewältigen.

  11. Die Musik von diesen aus unserer Sicht nicht mehr ganz so tollen Menschen bleibt die gleiche. Die Kunst kann man auch unabhängig vom Künstler gut finden, wir sollten nicht auch cancel culture betreiben, nur weil wir ins Mark getroffen sind durch unsere Enttäuschung.
    Ich glaube sogar, dass „Freiheit“ von Westernhagen das Zeug zur Hymne der Freiheitsbewegung hat.
    Diese Künstler sind jetzt alle ältere Herren, die sich wie viele andere, ich sage mal, Altlinke in unserer aktuellen Realität nur schlecht zurechtfinden. Das haben wir geburtenstarken Jahrgänge mit der Kriegsgeneration ganz genauso erlebt. Wer weiß, wer von uns in den nächsten Jahren die Realität noch ausreichend mitbekommt.
    Es wäre schön, wenn wir es selbst besser machten und weiterhin gesprächsbereit bleiben würden. Slowhand Clapton war auch auf den Corona Zug aufgesprungen, bis er am eigenen Leib Impfnebenwirkungen erlitten hatte und diese öffentlich machte. Die Realität hat inzwischen einige eingeholt, vermute ich mal. Man sollte irren dürfen.

  12. Vielen Dank für diesen wunderbaren Artikel! Auch ich habe meine Musiksammlung drastisch reduziert. Habe im Treppenhaus z.B. die Grönemeyer CDs mit der Aufschrift “zu verschenken” ausgelegt. Es dauerte nur einen Tag bis alle ihre neuen Besitzer gefunden hatten. Ich weiß nun auch ein bisschen besser wie dieses Haus “tickt”. Geblieben ist alles von Leonhard Cohen, David Bowie, George Harrison und klassische Musik. Gut so!

  13. Wecker, mein erstes Konzert mit 15, seine Musik hat mich bald 45 Jahre begleitet. Ja, und jetzt tituliert ausgerechnet er sog. Querdenker unreflektiert als rechtsoffen, mit denen er sich nicht gemein machen will!? Ich habe meine Alben noch nicht ausgemustert, aber er hat an Glaubwürdigkeit verloren. Sein Lied, “die weiße Rose”, soviele gute Aussagen, und heute? Ent”täuschend”!

  14. Sehr guter Kommentar, ich habe mich auch in den beiden letzten Jahres mit dieser Frage beschäftigt. Dieser Beitrag hat mir weiter geholfen, diese Thematik bzw. Problematik weiter zu vertiefen.
    Krisenzeiten wie diese helfen Dinge zu verstehen und besser einordnen zu können. In diesen Zeiten muss man Farbe bekennen und es zeigt sich der wahre Geist, wenn der Deckmantel erst einmal gelüftet wird. Auch ich war anfänglich oft enttäuscht, von wem man welche Dinge gehört hat. Auf der anderen Seite habe ich so viele neue Journalisten kennen gelernt, die wirklich einen Gewinn für alle wirklich Interessierten sind. In den ehemals bedeutsamen Zeitungen hatte ich auch schon vor Corona den wesentlichen Mehrwert in den Kommentaren der kritischen Leser gefunden.

    Einen Tip aus meiner Musiksammlung: Georg Danzer / Die Freiheit

  15. Hallo
    … ich finde es schon faszinierend, seit Tagen denke ich darauf rum wo all unsere “Helden” geblieben sind die sich für in der “normalen Zeit” so kritisch über alles und jeden geäußert haben.
    Wo sind BAP Westernhagen Maffay die toten Hosen etc. So viele Vorbilder die jetzt schweigen, ist das nicht komisch? ABER eine Heldin hat sich bemerkbar gemacht Nena diese Frau ist KLASSE! Aber trotzdem zu viele Leute machen mit, zu viele Bürger in Uniform machen mit. UND ich wurde immer wieder gefragt wie konnte 33 passieren? Schaut euch um, so passiert es. Selbst die öffentlich Rechtlichen sind stumm eher zum Sprachrohr geworden, dennoch das Kartenhaus wird zusammen brechen. Na denn wünsche eine schöne Zeit.

  16. Sie sprechen mir aus dem Herzen Herr Löcke! Sowohl was die alten Antifaschisten betrifft (Besonders Konstantin Wecker hat mich sehr getroffen, ging mir doch seine Zeile von den “grausamen Stiefeln, die wieder marschiern” zu beginn dauernd durch den Kopf) als auch was Ihre persönlichen Erfahrungen und den einen Konformisten aus “das Leben des Brian” betrifft, das könnte ich sein. Ich habe auch immer schon gesucht, wo ist meine Grenze für “Aufgehen in der Masse” und die war, z.T. zu meinem Bedauern, immer sehr früh.

  17. Hallo Herr Löcke,
    schön, dass das einer ausspricht was mich seit Wochen von Zeit zu Zeit umtreibt. Den Willi zu singen in einer doch recht harmlosen Zeit ist einfach. Heute wo ich die kräftige Stimme des Antifaschisten als viel wichtiger erachte bleibt Sie stumm, und ob man mit 18 in Düsseldorf rum rennt oder wo anders ich vermisse viele kritische Interpreten aber auch stimmen wie Hildebrand, Fenske, etc. politisches Kabarett scheint es keins mehr zu geben. Alle scheinen sie mehr Angst vor einem Shitstorm als der totalen Einschränkung Ihrer Freiheit und Grundrechte zu haben.
    Danke für Ihre Arbeit und Ihr Engagement.

  18. Wie einst der Herbert G. in Wien (glaube ich war es) brüllte: “Kein Zentimeter nach Rechts.”, mit fanatischem (lt. Duden: mit blindem Eifer) brüllte.
    Mal angenommen: wenn ich z.B. von DER LINKEN in die FDP “abweiche”, dann ist das mehr als ein “Meter” nach rechts.
    Wenn ich nach einer Niederlage des BVB auf Hertha faschistoide Gesänge der BVB Anhänger höre gegen Schalke-Fans – völlig zusammenhangslos zum eigentlichen Spiel. Ja, faschistoides Handeln und Denken ist schon lange ein gesellschaftliches und bei Weitem mehr als auf ein politisches Problem zu reduzieren. Aus einer pluralistischen Gesellschaft mit Grauzonen im Rahmen der Meinungsfreiheit wurde eine Schwarz-Weiß-“Demokratie” indoktriniert.
    Daher bleibe ich immer Sympathisant und niemals Fan…

  19. Lieber Herr Löcke,

    meine “Helden” der Musik waren schon immer andere. Johann-Sebastian-Bach zum Beispiel, zu ihm muss man, glaube ich, nichts erklären. Oder Georg Friedrich Händel, der in etwa 3 1/2 Wochen den epochalen “Messias” komponiert hat. Und ich glaube, diese Herren waren “Werkzeuge” einer höheren Macht und ihr Wirken ist zeit- und grenzenlos. Die musikalischen “Helden” der Neuzeit haben mich nie wirklich interessiert, weswegen mir auch ihre Botschaften ziemlich egal sind, auch das, was sie heute sagen oder nicht sagen.
    Spannender finde ich schon den Auftritt eines Bundesverfassungsrichters bei Marietta Slomka (die übrigens damals “meine” Moderatorin war, als ich im “Heute-Journal” als Zeitzeuge des Herrhausen-Attentates zu Wort kam) Der Richter erklärte, dass alle Grundrechte vollumfänglich gewahrt werden und nur die Maßnahmen durchgeführt wurden und werden, die der Pandemie gerecht, angemessen, notwendig, alternativlos etc. etc. sind. Also, was regen wir uns auf? Ist doch alles takko… 🙂

  20. …auch ich kann kaum glauben was Herr Niedecken von sich gibt! Bin 52er Jahrgang, BAP hat mich begleitet und Ich war ein treuer Fan!
    Es erscheint mir alles wie ein böser Traum. Ich habe das meiste Brot gegessen, aber die Kinder!

  21. Der Herr Löcke,
    mal wieder mit einer Punktlandung.
    Genau die Richtige Lektüre nach einem Montagsspaziergang und ein wenig Wir Gefühl.
    Diesem Wir Gefühl das nicht kämpferisch sondern leise ja fast still daher kommt.
    Ganz ohne “Aasch Huh un Zäng ussenäh Atitüde” dieser , fast möchte ich sagen verkommenen Salonrevoluzzer.
    Wader, Wecker, May. Niddecken der schon immer in erster Linie ne jroße Labbertasche war. Und wie hieß er noch dieser Typ mit der Hymne,
    Freiheit, ach ja Westernhagen. Das Problem sitzt bei den meisten halt zwischen den Ohren.
    Danke Herr Löcke und ein gesegnetes Neues Jahr.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Herzlich Willkommen auf dieser Plattform des kultivierten Austauschs von Argumenten.

Wir haben verlernt Widerspruch aushalten zu können. Hier darf auch widersprochen werden. Ich möchte Sie bitten, dabei wertschätzend und höflich zu bleiben. Beleidigungen und Hasskommentare werden künftig ebenso entfernt, wie Wahlaufrufe zu Parteien. Ich behalte mir vor, beleidigende oder herabsetzende Kommentare zu löschen. Dieses öffentliche Forum und die ihm innewohnende Möglichkeit Argumente und Meinungen auszutauschen, ist der Versuch die Meinungsfreiheit – auch die der anderen Meinung – hoch zu halten. Ich möchte hier die altmodische Tugend des Respektes gepflegt wissen.

„Kontroversen sind kein lästiges Übel, sondern notwendige Voraussetzung für das Gelingen von Demokratie.” Bundespräsident Dr. h.c. Joachim Gauck a.D., vor nur 5 Jahren in seiner Rede zum Tag des Grundgesetzes.

de_DEGerman