Der Gesichtsverlust

von Peter Löcke //

“Was sollen nur die Leute denken?”

Vielleicht kennen Sie den Satz aus Ihrer Jugend. Ich schon. Sorgenvoll ausgesprochen von meinem Vater. Schließlich habe ich pubertierend wie auch später die eine oder andere Dummheit angestellt. Hinter dieser elterlichen Sorge steckt eine Katastrophenphantasie. Letztendlich ist es Angst. Es ist die Angst, dass Sie selbst oder Ihre Familie Ruf, Reputation, Ansehen verlieren. Nicht die eigentlichen Vergehen sind schlimm. Für viele Menschen ist es schlimm, wenn die Vergehen öffentlich werden. Grund ist die zutiefst menschliche Angst vor Gesichtsverlust.

Es fängt bei kleinen Dingen, den Peinlichkeiten des Lebens, an. Sie furzen bei einem Waldspaziergang oder alleine vorm TV? Das wird Ihnen egal sein. Passiert Ihnen das Gleiche im Aufzug neben Arbeitskollegen, erröten Sie vor Scham. Was ist, wenn die Dinge größer werden, wenn Sie schlimmstenfalls eine vielzitierte Leiche in Ihrem Keller haben, von der niemand weiß? Ob bei beruflichen oder privaten Leichen – die wenigsten Menschen übernehmen Verantwortung. Ursachen dafür gibt es viele. Es gibt pragmatische Gründe wie Angst vor finanziellen oder juristischen Konsequenzen. Vor allem gibt es psychologische Erklärungen. Scham, Wut auf sich selbst, Verdrängung oder auch ein Narzissmus, der jede Art von Selbstkritik unmöglich macht. Die größte Angst ist die Angst vor Gesichtsverlust.

Vom Privaten zu den großen Themen der Zeit. Deutschland in seiner größten Energiekrise. Und nun? Rückbesinnung auf alte Energieformen wie Atomkraft oder muss der seit Fukushima von Merkel eingeschlagene und ganz Deutschland mitgegangene Weg der Energiewende in sogenannte Erneuerbare noch radikaler beschritten werden? Die Frage wird berechtigt diskutiert und doch langweilt sie mich. Sie langweilt mich, weil ich die Antwort zu kennen glaube. Politik, Medien wie eine instrumentalisierte Wissenschaft marschieren seit einem Jahrzehnt im Gleichschritt. Keine Industrienation der Erde ging diesen Weg so radikal wie Deutschland. Die eigentlich spannende Frage lautet: Ist nach zehn Jahren Gleichschaltung aller Institutionen, ist nach zehn Jahren angeblicher Alternativlosigkeit eine Einsicht und Umkehr überhaupt noch möglich? Meine traurige Antwort lautet: Nein. Also wird auf Deutschlands Geisterfahrt das Gaspedal durchgedrückt. Der radikale Weg Deutschlands war nicht radikal genug. Die Energiewende war nicht energiewendig genug. Das ist die einzige Erklärung, bei der Politik und Medien, sowie hunderte Klimaforscher nicht ihr Gesicht verlieren.

Das identische Phänomen beim Thema Corona. Sie wundern und empören sich über das geplante neue Infektionsschutzgesetz? Ich leider nicht. Ist Lauterbachs Wahnsinn endgültig vom Irrsinn befallen? Wie kann ein Justizminister Buschmann so zynisch sein, die geplanten Daumenschrauben als angemessen zu verkaufen und sich dabei noch dreist als Minister der Freiheit inszenieren? Berechtigte Fragen, berechtigte Wut. Und dennoch ist wie beim Thema Energie die eigentliche spannende Frage: Ist nach zweieinhalb Jahren Angstpolitik überhaupt noch eine Einsicht und Umkehr zur Vernunft möglich? Ich befürchte: Nein. Ist es der Politik möglich, alle Maßnahmen aufzuheben? Ich befürchte: Nein. Was wäre denn, wenn man es täte? Was wäre, wenn man heute beschließen würde, nichts zu beschließen außer einer Rückkehr zur Normalität? Eine Rückkehr zur normalen Normalität, ohne Masken, Abstände, Impfungen, Zwangstestungen und Zwangsmaßnahmen. Denken Sie den Gedanken zu Ende. Man beschließt es und anschließend passiert nichts. Keine überfüllten Intensivstationen, keine Leichenberge. Nichts.

„Wie jetzt? Diese Covidioten hatten die ganze Zeit Recht?“ 

Wie groß wäre anschließend die Wut aller (!) Menschen auf Politik, Medien und Wissenschaft? Die Angst vor dieser menschlichen Wut und dem eigenen Gesichtsverlust trieft den Akteuren der künstlich erzeugten Angst aus allen Poren. Allen Akteuren in Politik, Medien wie gekaufter Wissenschaft.

Auch beim Thema Krieg gibt es Angst vor Gesichtsverlust. „Slava Ukraini“, Ruhm der Ukraine, tönt es aus allen Kanälen und den Mündern dutzender Politiker. Wer nicht in diesem Chor mitsingt, ist Putinfreund, ist unsolidarisch. Die Ukraine muss gewinnen. Was immer das bedeuten mag. Statt in die Zukunft möchte ich in die Vergangenheit schauen. Wie war es eigentlich damals in der Kubakrise, als zwei Atommächte aufeinanderprallten? Zwei Revolverhelden, die Hände nervös am Holster. Westliche Medien wie Politiker forderten dazu auf, den Revolver zuerst zu ziehen. Die USA musste gewinnen. Nur keine Schwäche zeigen. Alles andere wäre doch Gesichtsverlust. Schließlich war der Russe der Böse, weil der spontan und grundlos auf die Idee kam, Atomwaffen auf Kuba zu stationieren. Wer wusste schon im Wertewesten, dass die USA ebenfalls Atomwaffen direkt vor Russlands Haustür, in der Türkei, geparkt hatte? Niemand. Wer kritisierte im Wertwesten, dass die USA mehrfach versuchte, Castro zu stürzen? Niemand. Damals fand man eine Lösung. Wie sah die aus?

Man fand eine für alle Parteien gesichtswahrende Lösung.

Nach so viel Schwermut etwas Humoristisches. Als ich mal in einem vollen Aufzug stand, roch es auf einmal streng. Ich wurde als Verursacher ausgemacht, obwohl das nicht stimmte. Dennoch errötete ich aufgrund der Massenanklage. Die Angst vor Gesichtsverlust ist mir nicht fremd. Als ich dann noch persönlich angesprochen wurde, sagte ich folgendes: „Natürlich habe ich gerade gefurzt. Oder denken Sie, dass ich immer so rieche?“ 

Was wohl die Leute gedacht haben? Es war mir egal.

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder.

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13 Antworten

  1. „Wie jetzt? Diese Covidioten hatten die ganze Zeit Recht?“
    NEIN! Weil nicht ich, aber Covidjünger sind die wahren Idioten…
    In Deutschlend wie in Tschechien und anderswo.

  2. Lieber Herr Löcke, wie immer ein interessanter Beitrag, aber ich habe dann doch einige Anmerkungen. Ich finde Atomkraftwerke, so wie wir sie bisher erlebt haben nicht verantwortbar. Ich werde meine Meinung in dem Moment ändern, in dem sich Rückversicherer finden, die bereit und in der Lage sind, für die Folgen einer Kernschmelze vollumfänglich zu haften. Das Gleiche gilt übrigens auch für die in ihrem Gefährdungspotential weit unterschätzte Chlorchemie. Es scheint nun neue Bauweisen schneller Brüter zu geben, die Atommüll verwerten und wesentlich sicherer sind. Sie sollen eine weitgehende Lösung aller Energieprobleme ermöglichen – für mich nur mit entsprechender Haftung der Betreiber denkbar, immerhin wird dort mit extrem giftigem Plutonium hantiert. Das Reizthema Klimawandel, welches auch, wenn viele es so glauben, noch nicht zu Ende diskutiert ist, treibt uns zu Handlungen, die sich vielleicht als nicht Tatsachen basiert erweisen werden, umso mehr, weil ein isoliert mitteleuropäisch beschrittener Weg nicht zielführend sein wird. Aber abgesehen vom CO2 bedeutet die Verbrennung von fossilen Kohlenwasserstoffen Umweltverschmutzung, die wir auf Dauer nicht ignorieren dürfen. Nur, aus meiner Sicht gibt es keinen Grund zur Panik. Es kommen immer mehr Beiträge zur regenerativen Land- und Forstwirtschaft z.B „Holistic Managment“ von Allan Savory aus Zimbabwe oder auch die Save Soil Bewegung von Sahdguru aus Indien, die Wege aufzeigen aus der fortschreitenden Verschlechterung der Böden. Dort liegen die Lösungen, mit denen man auch eine weiter wachsende Weltbevölkerung problemlos ernähren kann. Savory geht von einer möglichen Umkehrung des Klimawandels aus. Zu Corona ist nur zu sagen, auch hier eine mit Angstpropaganda unterfütterte Politik. Inkompetenz, Korruption, Machtmissbrauch oder gar Schlimmeres? Vermutlich wissen viele bald mehr. Die Auseinandersetzung zwischen NATO und der Russischen Föderation in der Ukraine sollte uns alle, hier wie dort, zur Besinnung bringen, dass eine Verhandlungslösung ein Zeichen von politischer Kompetenz wäre. Die Menschen, deren Weiterleben durch diesen Gewaltausbruch in Gefahr ist, werden es allen Beteiligten danken, die auf einen auf einem Interessenausgleich gegründeten Frieden hinarbeiten. Kompromisse bedeuten keinen Gesichtsverlust. Liebe Grüße. H.W..

  3. “Was wohl die Leute gedacht haben? Es war mir egal.”

    Einen so schönen Satz hatte ich lange nicht zu lesen bekommen.
    So ähnlich empfinde ich es nämlich auch.
    Nun bin ich selten furzend in Fahrstühlen, aber ich gehe leidenschaftlich gern durch Wald und Park, und das barfüßig. Da halten mich deshalb ja auch nicht wenige Leute für mehr oder minder schwachsinnig, aber bitte, sollen die eben. Ich grüße stets fröhlich, und was die von mir denken, ist mir völlig Wuppe.

    1. Der Sinn des Lebens ist nicht, allen zu gefallen, oder allen zu Gefallen zu sein.
      Neulich beim Aldi: Ein -ja, wie soll ich es sagen- offnebar sehr auf sein Äußeres bedachter junger Mann, mit weichen Bewegungen, kniet vor einem tieferen Regal und räumt einen großen Karton mit der Ware darauf ab. Ich war zum ersten Mal im Geschäft, hielt ihn für einen Mitarbeiter, und fragte ihn, wo ein bestimmter Artikel zu finden sei. Er schaut beleidigt zu mir auf und fragt, ob er wohl so aussehe, als sei er hier beschäftigt. Ich sage: Sie natürlich nicht, aber das, was Sie hier machen(Waren sortieren). Er hat sich dann beruhigt und ich versicherte ihm, ich sei auch schon öfter mal sehr falsch eingeschätzt worden. ….Das noch als Anmerkung.

  4. Und um den eigenen Gesichtsverlust zu verbergen soll ab Herbst die Mehrheit der Bevölkerung erneut ihres Gesichtes beraubt werden, indem man ihnen wieder die Masken aufzwingt. Zeigen wir Gesicht, nie wieder Maske.

    1. Gut beschrieben, Frau Ines – falls der Mumpitz tatsächlich wieder losgehen sollte wird es nach der angenehmen Freiatmer-Saison zu häufigen
      “Vergesslichkeiten” und dem vermehrten Auftreten von Maskenleugnern kommen. Justiz (§ & €), Polizei, Behörden und va. die Politick (€$#) sind
      dann wieder stark beschäftigt und können sich gar nicht um die wichtigen Sachen kümmern. Wie auch immer – seines Gesichts kann man sowieso
      nicht “beraubt” werden ; falls der Mummenschanz mal unvermeidlich ist, zeigt halt die Maske “Gesicht” : …… das Material lässt sich gut beschriften
      ( mit Filzstift ) – somit freie Bahn für Spott + Satire , jeder wie er will (bitte keine Beleidigungen) / Paar Vorschläge : “Klappe halten Steuern zahlen”
      “Atemberaubend” , “VolksMaulKorb – MaulKorbVolk” , “schützt vor Bußgeld” , “FFP 4” , “CSU-Maskenskandal” ……..
      Betr. anlaufender “Impf”- Kampagnen : da es ein Infektionsschutzgesetz gibt, ist höchste Zeit, dass wir ein Injektionsschutzgesetz bekommen.

      PS die Staats- Kabarettisten[innen] haben eine Retourkutsche https://www.youtube.com/watch?v=CJQF_8OSPD0

  5. ” Manche Menschen machen sich etwas vor, dass macht ihnen so schnell keiner nach. ” Die Angst vor dem Gesichtsverlust ist nur ein Symptom. Die Ursache liegt m.M. nach tiefer. Es braucht schon ein gewisses Maß an menschlicher Größe, um ein Scheitern einzugestehen und mit den damit einhergehenden schlechten Gefühlen und Emotionen umzugehen. In der Politik und bei den Medien ist diese Verdrängung und Selbstlüge fatal. Das Problem ist, es muß im Aussen immer einen Schuldigen geben, sei es der böse Putin oder das böse Coronavirus um diese Selbsttäuschung auch aufrecht erhalten zu können. Das befeuert Kriege, ob durch Sanktionen als Waffe oder mit militärischen Waffen. Gewinner gibt es keine, egal um welche Art von Konflikt es sich auch immer handelt, es verlieren immer beide Seiten.Gewinnen um jeden Preis und die damit einhergehenden Verluste zu verdrängen, ist eine der größten Lebenslüge. Solange sich jeder im Recht fühlt! und sich somit zu den ” Guten ” zählt, wird dieser Wahnsinn nicht aufhören. Die Geschichte lehrt, dass schon ganze Völker mit dieser inneren Haltung in den Abgrund gerissen wurden. Verstandesmässig ist das jedenfalls nicht erklärbar.

  6. Wie Recht der Peter Löcke wieder mal hat. Gesichtsverlust können aber nur die erleiden, die ein Gesicht haben. Unsere sogenannten Politiker, Wissenschaftler und Pseudogesundheitsexperten haben Gesicht und Gewissen schon lange verkauft, zu Lasten und zum Schaden der Menschen. Noch nie in der Geschichte dieses Landes hat es von oberster Stelle so viel Perversion und Menschenhass gegeben.

  7. Endlich mal was zum Lachen…. Gut gebrüllt Löwe wenn auch unschuldig! Denken Sie das ich immer so rieche?, den Satz muss ich mir in der Tat merken.
    Ja zurückrudern gibt es leider nicht. Man muss ja das Antlitz bewahren. Wie dumm nur das das mittlerweile alles so durchschaubar ist und teilweise so dreist gelogen. Ja ja der liebe Wertewesten der sich immer moralisierend erhebt und selbst genug Dreck am Stecken hat. Warten wir mal den Herbst ab, Schweißperlen sollten Politik, Medien und die Wissenschaft schon haben und das nicht auf Grund der momentanen Temperaturen. Was nützt all dies? Ich habe es doch tatsächlich erlebt das sich irgendeine Person aus meinem näheren Umfeld sich gemüßigt fühlte, mir ein kleines Zettelchen in den Briefkasten zu stecken auf dem geschrieben stand das ich meine Musik zu laut habe und noch andere unschmeichelhafte Bemerkungen mein Privatleben betreffend. Das perfide daran ist das sich derjenige nicht zu erkennen gab. Also weiß ich das ich unter Beobachtung stehe. Derjenige maßt sich also an, über mich Bescheid zu wissen. Er/sie müsse ja schließlich arbeiten so stand es geschrieben. Ja und das musste ich auch vor meiner Erkrankung und wenn es jemals gut wird werde ich das auch wieder müssen…
    Wissen Sie was ich mir da sage: Jetzt erst recht! Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert. Ich kann mir absolut keinen Reim darauf machen was solche Leute antreibt. Ist es Neid, ist es das eigene Unvermögen oder ist es nur Dummheit? Wenn ich ein Problem mit meinen Nachbarn habe, spreche ich das direkt an und nicht inkognito. Die Frage hier ist wohl eher wer mehr sein Gesicht verliert, der Denunziant oder ich. In diesem Sinne, Furzen Sie soviel Sie wollen.

  8. Lieber Herr Löcke,

    ich bin mit Ihren Gedanken großteils konform, ABER eines wird nicht passieren: das ALLE Menschen Wut und Ärger auf Politik, die! Wissenschaft oder die Medien haben werden. Nein, so viele Mitläufer haben ja gerade diese bis aufs letzte verteidigt und hätten ebenso Gesichtsverlust zu beklagen.
    Leider ist Umdenken ein Wunschdenken…
    Ich bin aber optimistisch, dass Cor.ona und die ganze Plandemietreiberei trotz 4. Impfung und Affenpocken vorbei ist. Bei der Energiewende oder Ausweg bin ich mir nicht sicher, aber auch da, glaube ich, wird die Vernunft siegen müssen. “Das Volk” lässt sich nicht alles gefallen. Und wenn es kalt ist, weil kein Strom da ist, wird man halt dich die Atomkraftwerke nicht ganz missen können. Obwohl ich selbst auch nicht so begeistert bin, dass es noch keinen wirklichen Ausweg aus dem Atomstrom gibt…

  9. Die Formulierung „der seit Fukushima von Merkel eingeschlagene und ganz Deutschland mitgegangene Weg der Energiewende“ fand ich beim Lesen spontan nicht ganz zutreffend, denn die Energiewende hatte doch schon Gerhard Schröders erstes Kabinett und Federführung Jürgen Trittins auf den politischen Weg gebracht.

    Übrigens zu meiner Freude, da sich dadurch die Investition in eine eigene Solarstromanlage 1995 am Ende doch noch amortisieren konnte, obwohl unsere Stadtwerke den Stadtratsbeschluss zur kostendeckenden Vergütung, der meiner Entscheidung zugrunde lag, erfolgreich blockierte, bis das rot-grüne kommunale Zwischenspiel in eher schwarz-gelber Dominanz 1999 nach nur einer Legislatur wieder Geschichte war. Grundsätzlich finde ich die damals mit der Wirtschaft getroffenen „Vereinbarung vom 14. Juni 2000“ (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Atomkonsens) im Vergleich zu Merkels ungeheuer selbstgerechtem Zickzack vor und nach Fukushima einen politisch vergleichsweise noch immer vorbildlichen Weg, der im Übrigen, das war mir selbst gar nicht bewusst, eigentlich schon viel länger beschritten wurde, wenngleich ursprünglich noch in recht umstrittener und eher einer anderen Richtung (vergleiche dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Energiewende_in_Deutschland#Die_1990er_Jahre:_Stromeinspeisegesetz_und_Konsensgespräche).

    Man sieht: Ich musste selbst ein wenig recherchieren, um den Wurzeln des Begriffes „Energiewende“ auf die Spur zu kommen, und fand dabei am Ende eine Publikation des Freiburger Ökö-Instituts im Jahr 1980: https://d-nb.info/550631801. Auf den Ursprungsimpuls zurück kommend ist die zitierte Formulierung also doch nicht so schlecht, denn Merkels letzter Zack bedeutete im Endeffekt eine Kehrtwende weg von gesellschaftlichem Diskurs und Konsens, sicherer Planbarkeit und politischer Vernunft. Letztlich verkam das jahrzehnte alte Schlagwort von der „Energiewende“ wie so vieles andere in unserem Hier und Jetzt zur „Fassade“, hinter munter die mal minder, oft aber mehr verdeckten Klientelinteressen regieren und oft auch der helle Wahnsinn.

    Für meine PV-Anlage heißt das: Ökonomisch sinnvoll wäre es nach dem Auslaufen der Trittinschen Vergütung eigentlich gewesen, sie gebraucht zu verkaufen, um einen letzten Ertrag zu erzielen. Ökologisch wäre das Wahnsinn, denn sie läuft und läuft und läuft längst im 28 Jahr praktisch ohne Mucken (für fachlich Interessierte: auch ohne erkennbare Effizienzeinbußen), wie weiland der sprichwörtliche VW-Käfer. Und ich bin nicht bereit, mich dem Wahnsinn zu beugen!

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