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Die Erregungskrieger

Kommentar von Antje Maly-Samiralow//

Das richtige Stichwort, und die Meute bellt, geifert oder schüttet ihr Herz aus. Corona, Klima, Krieg, ein bisschen Genderei, eine Made im Essen reichen, um den Blutdruck über die 130iger Marke zu jagen und all jenen, die sich nur noch dann spüren, wenn sie sich mindestens einmal pro Tag ordentlich ereifern können, das Gefühl zu geben, noch unter den Lebenden zu weilen.

Ist das so? Schaut man sich die Themen an, die in den sozialen Netzwerken trenden, dann sind es exakt diese Reizwörter, denen man beliebig noch ein paar weitere zur Seite stellen könnte. Je nachdem, welchem Meinungs-, Haltungs- und/oder Deutungslager sich die Rezipienten zugehörig fühlen, brüllen sie in die eine oder andere Richtung, pflichten ziemlich erwartbar bei, huldigen ihren Helden und setzen gern noch einen aus dem nicht gerade originären Erfahrungshorizont oben drauf. 

Ganz bitter wird es, wenn man latent arrogant, sich in Sicherheit wiegend, auf der richtigen Seite des Meinungs-, Haltungs- und/oder Deutungsspektrums zu stehen, den Zeigefinger ausfährt und auf die hinter der Trennlinie Stehenden zeigt, die gern als Schlafschafe, perfekte Untertanen oder wahlweise als Schwurbler und Aluhutträger besudelt werden. Da stellt sich die Frage, warum man nur noch bei den üblichen verdächtigen unter den Krawallthemen anspringt und sonst nichts mehr wahrnimmt, nichts, was das Leben doch eigentlich ausmacht, ausmachen könnte.

Oder anders gefragt: Was stimmt nicht mit den Menschen, dass sie sich in einer Perpetuum Mobile ähnlichen Erregungs- und Empörungsschleife verheddert haben, aus der sie nicht mehr rausfinden. Aber vielleicht wollen sie dieser Schleife gar nicht entkommen. Möglicherweise fühlen sie sich wohl im Biotop der Gleichgesinnten, ganz gleich, welcher Gesinnung diese auch sind. Fragen über Fragen, und eine jede bringt eine neue mit sich. Beantworten muss sie ein jeder für sich, sofern er denn nach Antworten sucht.

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5 Antworten

  1. Würden wir verstehen, dass wir von Innen nach Außen leben und nicht umgekehrt, würden wir verstehen, dass das Außen eine Spiegelung unseres Inneren ist. Das es sich bei dem ” mit dem Finger auf Andere zeigen ” zumeist um Projektionen handelt. Energie folgt der Aufmerksamkeit und schaltet Realität. Unsere Realität. Das Außen wird sich erst dann verändern, wenn wir bereit sind, unser Innerstes zu verändern. Das zu erkennen, kann durchaus hilfreich sein, sich nicht im Außen zu verlieren und bei sich selbst zu bleiben.

  2. Ich kann das alles nur so unterschreiben was die Vorschreibenden hier so geschrieben haben. Aber ich gebe auch gern zu so in einer gewissen Anonymität Macht es Spaß die Kommentare zu lesen, manchmal auch selbst darauf zu reagieren. Was ich nur zum Erschrecken finde ist wirklich das, was man so liest in Gänze die Spaltung der Gesellschaft zeigt. Die einen so extrem, die anderen so extrem. Ich nehme mich da gar nicht aus. Und wenn wir mal ehrlich sind, wir würden nicht den Club der klaren Worte lesen wenn wir nicht auch eine gewisse Geisteshaltung hätten zu den Themen. Was also tun? Tatenlos zu sehen? Nein den einen oder anderen Kommentar werde ich mir auch in Zukunft nicht verkneifen. Ich glaube es ist diese Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit die einen manchmal dazu hinreißt.

  3. Ständig neue Fragen, wohl wahr! Die ständige Suche nach Antworten bedeutet für mich das Leben an sich. Das ich eines Tages fraglos, aber wohl fragend beenden werde in der Hoffnung, es möge noch eine Antwort folgen. Zu den spannendsten Fragen gehört seit Beginn die nach dem anderen Ufer, deren Beantwortung beständig die Suche nach möglichen Brücken nach sich zieht. Tiefe Kluften wirken gefährlich, aber breite Spalten sind schwerer zu überwinden. Jedem gelungene Brückenschlag folgt Erleichterung und Genugtuung, gewohntes Terrain auch verlassen zu können, ganz frei, und ebenso wieder zurückzukehren. Es sei denn, die Verlassenen brechen gleich hinter einem die Brücken ab. Das kann man allerdings auch selbst.

  4. …sehr treffend formuliert, wobei ich noch folgendes ergänzen würde:
    Die Menschen begreifen ihr WAHRES Wesen nicht:
    Wir sind nicht das, was uns von Geburt an eingeflößt wird:
    Vor allem wird uns permanent unsere angebliche Unvollkommenheit, “Unrichtigkeit” und Bedeutungslosigkeit geradezu “eingehämmert”, von allen Seiten, Eltern, Schule, Gesellschaft pp.
    UND schon das widerspricht unserem GÖTTLICHEN SEIN. Wir sind geistige Wesen im materiellen und damit irdischen Körper im jetzigen Erdendasein.
    Und da wir uns selbst somit als “fehlerhafte” Menschen begreifen, fällt es uns nicht nur schwer, uns davon zu lösen und SELBST-BEWUSST zu sein, ja wir machen es uns auch selbst unmöglich, und suchen ständig, gleichsam in Ablenkung von uns selbst, nach “Fehlern” und eine irgendwie geartete “Feindseligkeit” im anderen. Und so sind wir unser eigener und des Nächsten Feind.
    Und das ALLES wird noch verstärkt durch machtbeflissene und besserwissende schwache Persönlichkeiten, welche die allermeisten Politiker sind.
    Diese nutzen jeweils die Gunst der Stunde und verunsichern die Gesellschaft in ihrer Aufgeregtheit und ihrem Ohnmachtgefühl weiter und tragen somit noch zur weiteren Spaltung bei: Und so kommt es, daß eine Atmosphäre herrscht nicht der Mitmenschlichkeit, allenfalls der Nebenmenschlichkeit, meist sogar der Gegenmenschlichkeit!

  5. Es gibt einen weisen Satz, wahrscheinlich aus irgendeiner östlichen Philosophie, den aber auch Quantenphysiker unterschreiben würden. Er lautet: “DU bist die Quelle all deiner Erfahrungen”. Um die Tragweite dieses Satzes ermessen zu können, muss man den Film “Und täglich grüßt das Murmeltier” nicht gesehen haben, aber es hilft. Würden wir alle diesen Satz beherzigen, wenigstens ab und zu, wäre die Erde der friedlichste Planet in dieser Ecke der Milchstraße.

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