Die gestörte Gesellschaft

von Adrian von Ferenczy//
Wie Tabus, Angst und Framing unsere Freiheit bedrohen

Wenn das Denken zum Risiko wird – ein exklusives Gespräch mit Dr. Dr. Raphael Bonelli

Was, wenn unsere Gesellschaft nicht nur erschöpft, sondern ernsthaft krank ist? Nicht im metaphorischen Sinne – sondern tatsächlich gestört. So lautet die provokante Diagnose des renommierten Psychiaters und Neurologen Dr. Dr. Raphael Bonelli, der im Gespräch mit Chefredakteurin Diana-Maria Stocker vom Club der klaren Worte kein Blatt vor den Mund nimmt.

In einem ebenso aufrüttelnden wie klarsichtigen Interview nimmt Bonelli die kollektive Psyche unserer Zeit unter die Lupe. Sein Befund: Wir leben in einer „Tabugesellschaft“, in der nicht nur das Sprechen, sondern bereits das Denkenzum Risiko wird.

„Unsere Gesellschaft ist krank“, sagt Bonelli – und es klingt nicht wie ein flüchtiger Befund, sondern wie das Ergebnis jahrzehntelanger Beobachtung.

Was einst als Grundpfeiler der Demokratie galt – Meinungsfreiheit, Diskurs, Widerspruch – ist unter Druck geraten. Statt offener Auseinandersetzung dominiert ein moralischer Gleichklang, der Kritiker systematisch an den Rand drängt. Medien, Politik, Bildungsinstitutionen: Alle tragen laut Bonelli ihren Teil zu einem Klima bei, in dem viele das freie Wort meiden, aus Angst vor Ächtung oder sozialer Isolation.

Tabus sind die Schutzschilde der Ideologie“, sagt Bonelli und meint damit jene „synthetischen Tabus“, die nicht durch Ethik, sondern durch politische Agenden entstehen. In einer Gesellschaft, in der bestimmte Worte nicht mehr gesagt, Gedanken nicht mehr gedacht werden dürfen, droht – so seine Warnung – totalitäres Denken durch die Hintertür.

Doch Bonelli bleibt nicht beim Befund stehen. Mit analytischer Schärfe zeigt er, wie diese Dynamik nicht zufällig, sondern systematisch erzeugt wird – durch Angst, Gruppendruck und eine Medienlandschaft, die zunehmend wie ein Meinungsfilter funktioniert. Kritik wird als „Hass“ etikettiert, Debatten zu moralischen Kampfplätzen degradiert.

„Wir verlieren den Bezug zur Realität, weil das Narrativ wichtiger wird als die Wahrheit“, erklärt er – ein Satz, der nachhallt.

Inmitten dieser bedrückenden Diagnose formuliert Bonelli auch einen klaren Weg zur Heilung: Der Mut zur Wahrheit. Die Rückkehr zur Vernunft. Und der beginnt mit dem ersten Schritt: dem offenen Wort.

Dieses Gespräch ist keine politische Tirade, kein sensationsheischender Rundumschlag. Es ist vielmehr eine psychiatrische Intervention am Puls der Gesellschaft, geführt mit klarem Blick, fundierter Erfahrung – und einer Dringlichkeit, die man kaum ignorieren kann.

Warum schweigt die politische Mitte? Was haben Medien mit toxischen Beziehungen gemein? Und was passiert mit einer Gesellschaft, in der die Wahrheit ein Tabu wird?

All das und mehr erfahren Sie in einem Interview, das unbequem, aber notwendig ist – und das niemanden unberührt lässt, der sich fragt: Was ist hier eigentlich los?

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3 Antworten

  1. als gebildete Russin in Deutschland beobachte ich als Außenseiterin seit Jahrzehnten, wie die Menschen dem Chaos verfallen und ihre Fähigkeit zur Meinungsbildung leider längst abgegeben haben.

  2. Ähnliches hat Eckhart Tolle schon vor Jahren in seinen Werken beschrieben. Er spricht von dem “globalen Wahnsinn”. Aber was soll es, es ist nun einmal so und wird sich in absehbarer Zeit wohl nicht ändern.

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„Kontroversen sind kein lästiges Übel, sondern notwendige Voraussetzung für das Gelingen von Demokratie.” Bundespräsident Dr. h.c. Joachim Gauck a.D., vor nur 5 Jahren in seiner Rede zum Tag des Grundgesetzes.

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