Die letzten Weihnachtsgeschenke. Ein Ratgeber.

von Peter Löcke //

Sind Sie ordnungsliebend und strukturiert? Dann beneide ich Sie. Dann sind Sie ein Mensch, der bereits alle Geschenke in Weihnachtssack und Tüten hat. All den zerstreuten Wesen, dieser Gattung Mensch gehöre ich an, ist diese Kolumne gewidmet. Um nicht erneut am Heiligen Abend die örtliche Tankstelle für ein Präsent aufzusuchen, folgt ein Ratgeber für die letzten noch zu besorgenden Weihnachtsgeschenke. Zwei allgemeingültige Tipps schicke ich vorweg: Schieben Sie es auf Amazon, falls Sie zu Weihnachten dennoch mit leeren Händen dastehen! Diese Ausrede halte ich für glaubhaft. Kaufen Sie außerdem nur Dinge, die Sie selbst mögen! Erfahrungsgemäß weiß man nie, ob das überreichte Geschenk sofort oder mit etwas Verzögerung zum Schenkenden zurückkehrt. 

Jedem Tierchen sein Pläsierchen! Ich weiß. Selbstverständlich teile ich den nachfolgenden Geschenke-Ratgeber in Kategorien ein, da Wünsche variieren. Ob ideell oder real, ob digital oder analog, ob romantisch oder praktisch – es ist für jedermann und für jede Frau etwas dabei. Greifen Sie zu! Greifen Sie schnell zu den letzten Weihnachtsgeschenken!

Praktisches
Sie verschenken gerne Kleidung? Der klassische Bademantel ist wieder en vogue und wird vermehrt nachgefragt. Empfehlenswert ist der Einteiler aus Frottee plus Kordel nicht nur aufgrund seiner wärmenden Wirkung nach einer klimaschonenden kalten Dusche. Der klassische Bademantel dient dem Träger außerdem zum schnellen Hineinschlüpfen bei unangemeldetem Staatsbesuch um 6 Uhr morgens. Je nach Geschmack kann der Unsisex-Einteiler einfarbig oder in Regenbogenfarben verschenkt werden. Motto? Ob bunt oder schlicht – Hauptsache Blickdicht!
Nicht mehr in Mode ist der einstige Weihnachtsgeschenk-Klassiker „Besteck-Set von WMF & Co“. Am Ende aller Weg-Gabeln des Lebens werden wir ohnehin alle den Löffel abgeben. Doch das ist nicht der Hauptgrund der schwindenden Nachfrage. In Verruf steht deutschlandweit das dritte Teil des Besteck-Sortiments. Das Messer. Verschenken Sie lieber asiatische Essstäbchen, bevor die heimische Küche zur Messerverbotszone erklärt wird.

Kulinarisches
Momentan avanciert Dubai-Schokolade zum Verkaufsschlager in deutschen Discountern. Ein Must Have, das sich vermutlich auch unter dem einen oder anderen Weihnachtsbaum wiederfinden wird. Warum? Ich weiß es nicht. Ein Grund mag sein, dass momentan in arabischen Ländern Demokratie ähnlich schmeckt wie in heimischen Gefilden. Mindestens zartbitter, meistens schwer bekömmlich.
Mein Großvater, Gott hab‘ ihn selig, war nicht nur eine Naschkatze, sondern auch geizig. Der Weihnachts-Ratschlag meines Dreigroschen-Opas sähe dementsprechend so aus: Kaufen Sie lieber zehn Tafeln Vollmilch-Nuss statt 100 Gramm Gedöns aus Dubai zum gleichen Preis. Ich bin im Übrigen froh, dass mein Opa nicht mehr lebt, damit er nicht sehen muss, wie viele alte Menschen heute Pfandflaschen sammeln, um ihre Rente aufzubessern. Der Staat gibt allerdings Entwarnung. Erst ab 48.384 jährlich gesammelten Pfandflaschen wird diese Erwerbstätigkeit als steuerpflichtig angesehen. Ich schweife ab. Pardon. Also weg von traurigen Geschäftsmodellen und wieder hin zu weihnachtlichen Geschenkmodellen wie Büchern.

Literarisches
Immer mehr Bibliotheken statten Bücher mit Warnhinweisen aus, um die Leserschaft vor demokratiegefährdenden Inhalten zu warnen. Nun könnte ich den Tipp geben, dass gerade diese zur geistigen Verbrennung stehenden Werke für den Leser attraktiv sind, weil sie den Horizont erweitern. Das mache ich natürlich nicht.  Stattdessen lege ich Ihnen eine Auswahl von Büchern ans Herz, die als unumstritten gelten. Verschenken Sie eine der folgenden Neuerscheinungen! „Freiheit“ von Angela Merkel, „Wahrheit“ von Karl Lauterbach & „Eloquenz“ aus der Feder von Annalena Baerbock. Bereits vorbestellt werden kann die sich in Arbeit befindende Neuauflage des Kinderbuchs „Die besten Weltuntergänge“ von Andrea Paluch. Titel und Inhalt des Buchs bleiben identisch. Nur der Autor und das Genre haben sich geändert. Geschrieben wurde die Neuauflage von Paluchs Ehemann Robert Habeck. Das literarische Werk ist demnächst in der Sachbuch-Abteilung eines jeden gut sortierten Buchladens erhältlich. Sie zocken lieber als zu lesen? Das verstehe ich.

Spiele-Ecke
Nur sind analoge Brettspiele out. Verschenken Sie also keine Spiele! Dennoch wird bei vielen weihnachtlichen Familienfeiern ein Spiel gespielt, welches Sie als Leser des Clubs der klaren Worte vermutlich wie ich verlieren werden. Es handelt sich um ein Diskussionsspiel mit dem Namen „Solidarität“. Bei diesem Spiel ohne Brett gewinnen jene Diskutanten mit Brett vorm Kopf. Corona, Klima, Krieg in der Ukraine? Egal, welche politische Ereigniskarte gezogen wird – sollten Sie eine differenzierte oder gar konträre Meinung zum jeweiligen Themenkomplex vertreten, sind Sie unsolidarisch. Dann distanziert man sich im schlimmsten Fall sogar körperlich von Ihnen. Mein Ratschlag als Gratis-Geschenk? Denken Sie in diesen Momenten an die Mutter aller Brettspiele „Mensch, ärgere dich nicht“. Jetzt fehlt nur noch der digitale Bereich, der App Store. Eigentlich bin ich auf diesem Gebiet ungeeignet, inspirierende Geschenke-Ideen zur Diskussion zu stellen. Das hindert mich nicht, es dennoch zu tun.

Was geht app im Store?
Ist das Absicht des Herstellers oder geht nur mir das so? Mein Smartphone macht es mir technisch unheimlich schwer, es einfach auszustellen. Manchmal warte ich sogar so lange, bis der Akku zur Neige geht, damit sich das Problem auf diese Art löst. Hier bräuchte es eine App im Store, die es mir ermöglicht, schneller abzuschalten, um schneller abzuschalten. Das wäre mein App-Tipp an die Handy-Hersteller als Geschenk für mich selbst. Das würde mich zufriedener, glücklicher und ausgeglichener machen. Und ich würde wieder mehr Liebe empfinden.

Geht es nicht darum an Weihnachten? Um Liebe. Nehmen Sie also die bisherigen Geschenke-Tipps nicht allzu ernst. Sie alle weisen deutliche Spuren von Sarkasmus auf. Verschenken Sie einfach nur Liebe zu Weihnachten.

Allen Lesern des Clubs der klaren Worte Frohe Weihnachten!

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder.

Beitrag teilen:

6 Antworten

  1. Kurz vor dem Erscheinen des Christkinds habe ich wieder eine ihrer phantasievollen Kolumnen gelesen und möchte mich bei ihnen für vielen scharfzüngigen und humorvollen Episoden bedanken
    Ich wünsche mir vom Christkind mehr solche Menschen wie Sie und Markus Langemann
    Sie bringen Licht in die Welt und bringen den Baum zum leuchten

  2. Danke an den Club der klaren Worte. Ihr seid mir im Laufe der Jahre gute Freunde geworden, weil ihr mir immer aus der Seele sprecht. Ich wünsche euch ein frohes Weihnachtsfest und ein friedliches, glückliches neues Jahr

  3. Herzlichen Dank für diese wunderbare Lektüre. Der Text hat oft ein Lächeln bzw. herzliches Lachen auf mein Gesicht gezaubert. Ich bewundere die Treffsicherheit Ihrer Worte. Mit großer Freude lese ich gerne Ihre humorvollen (manchmal Galgenhumor?) Texte.
    Ihnen und Ihrer Familie wünsche ich gesegnete, besinnliche und friedvolle Weihnachtstage und ruhige Stunden zum Kraft tanken.
    Herzliche Grüße

  4. Ich bedanke mich herzlich für diesen „in letzter Minute“ Ratschlag. Und danke für Ihren Hinweis zum Sarkasmus, wäre mir ansonsten nicht aufgefallen. Gut das sie mein Lächeln beim Schreiben dieser Worte nicht sehen können. Ich verrate Ihnen jedoch ein Geheimnis: Mein Lächeln war schon beim Lesen Ihrer Worte vorhanden.
    Auch Ihnen und Ihren Liebsten ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest.
    Ich hoffe sie bekommen viele Gedankensgeschenke zum selbst Denken.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Herzlich Willkommen auf dieser Plattform des kultivierten Austauschs von Argumenten.

Wir haben verlernt Widerspruch aushalten zu können. Hier darf auch widersprochen werden. Ich möchte Sie bitten, dabei wertschätzend und höflich zu bleiben. Beleidigungen und Hasskommentare werden künftig ebenso entfernt, wie Wahlaufrufe zu Parteien. Ich behalte mir vor, beleidigende oder herabsetzende Kommentare zu löschen. Dieses öffentliche Forum und die ihm innewohnende Möglichkeit Argumente und Meinungen auszutauschen, ist der Versuch die Meinungsfreiheit – auch die der anderen Meinung – hoch zu halten. Ich möchte hier die altmodische Tugend des Respektes gepflegt wissen.

„Kontroversen sind kein lästiges Übel, sondern notwendige Voraussetzung für das Gelingen von Demokratie.” Bundespräsident Dr. h.c. Joachim Gauck a.D., vor nur 5 Jahren in seiner Rede zum Tag des Grundgesetzes.

de_DEGerman