von Peter Löcke //
Drecksarbeit! Friedrich Merz lobte den israelischen Angriff auf den Iran von Freitag, dem 13. Juni 2025, als Drecksarbeit für uns alle. Das wiederum löste eine gesellschaftliche Diskussion über die Wortwahl des Bundeskanzlers aus. Hier gelobt, dort kritisiert, erstatteten die altlinken Pazifisten Didi Hallervorden und Diether Dehm sogar Strafanzeige gegen den deutschen Kanzler. Ein entscheidender Punkt wurde bei dieser Kontroverse übersehen: die mediale Vorarbeit zu dieser Drecksarbeit.
„Ist es nicht sehr verlockend, dass die Israelis jetzt die Drecksarbeit machen für ein Regime, das sehr viele in der Welt als einen wirklich großen Störfaktor wahrnehmen?“
Es war die Leiterin des ZDF-Hauptstadtstudios, die den Begriff Drecksarbeit in das Interview einführte [1]. Es war Diana Zimmermann, die den Sprachball auf den Elfmeterpunkt legte. Halten Sie es für einen Zufall, dass die erfahrene Journalistin das tat? Glauben Sie, dass Diana Zimmermann der Begriff spontan einfiel? Ich glaube das nicht. Auch der deutsche Kanzler wirkte wenig überrascht. Friedrich Merz verwandelte den Elfmeter ohne Torwart souverän.
„Frau Zimmermann, ich bin Ihnen dankbar für den Begriff Drecksarbeit. Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht für uns alle (…)“.
Das konkrete Fallbeispiel führt mich zu einer allgemeinen Frage. Was genau ist mit dem militärisch-industriellen Komplex (MIK) gemeint? Beim MIK handelt sich um mehr als nur das Zusammenpiel von Rüstungsindustrie, Militär und Politik. In diesen Komplex eingebunden sind auch die ewig gleichen TV-Experten alias die Wissenschaft. Eingeflochten in diesen Komplex sind vor allem die Medien. Ich assoziiere mit dem modernen technischen Begriff „militärisch-industrieller Komplex“ ein historisch vorbelastetes Wort.
Heimatfront.
An der TV-Heimatfront wird kräftig an der Werbetrommel Kriegstüchtigkeit gerührt. Was man bei Diana Zimmermann noch subtile sprachliche Vorarbeit nennen darf, mündete am Sonntag, dem 22. Juni 2025, in gleich zwei großen TV-Formaten zu Dauerwerbesendungen für den Krieg. Die gewählten Überschriften sprachen für sich.
Mehr Waffen, mehr Soldaten: Schafft Deutschland den Kraftakt?
Dieser Frage widmeten sich drei geladene Journalisten plus Gastgeberin Anna Engelke im ARD Presseclub zur Mittagszeit [2]. Gleicher Tag, gleiches Programm, gleiche Botschaft, andere Uhrzeit. Um 22 Uhr stellte Caren Miosga dem deutschen Verteidigungsminister folgende Frage [3]:
Wann sind wir kriegstüchtig, Herr Pistorius?
Wann sind wir friedenstüchtig, Herr Pistorius? Wann setzen wir auf Diplomatie? Ist eine Wehrpflicht sinnvoll? Ist es sinnvoll, den Wehretat auf 5 Prozent des BIP zu erhöhen? Kann man die Unsummen an Geld nicht für bessere Zwecke einsetzen? Besteht wirklich die unmittelbare Gefahr eines Angriffs von Russland, dem Iran oder eines anderen vermeintlichen Schurkenstaates auf Deutschland?
Solche Fragen werden gar nicht mehr gestellt. Der thematische Ausgangspunkt der Miosgas, Maischbergers sowie der medialen Selbsthilfegruppe „Presseclub“ lautet Kriegstüchtigkeit. Auf der Basis dieses Dogmas wird diskutiert. Es geht nur noch um die Frage, wie das Glaubensbekenntnis der deutschen Kriegstüchtigkeit besser, schneller, effizienter umgesetzt werden kann.
Das führt zu einer Zu-, Vor- und Drecksarbeit an der Medienfront.
ARD, ZDF, Süddeutsche, Spiegel, FAZ & Co fungieren wie schon zu Coronazeiten. Journalismus wird simuliert. Die geäußerte Kritik zielt dahin, dass ohnehin gewollte politische Entscheidungen im Empörungsmodus medial eingefordert werden. Die Gesprächsdynamik vieler Interviews sieht damals wie heute identisch aus. Überspitzt nachgestellt?
Wie lange wollen sie denn noch warten mit der Impfpflicht, Herr Lauterbach?
Sie haben ja Recht, Frau Maischberger.
Ohne Wehrpflicht erreichen wir das Ziel nie, Herr Pistorius!
Das ist eine berechtigte Forderung, Frau Miosga.
Das sind keine Interviews. Es handelt sich um durchschaubare Doppelpässe zwischen Medien und Politik. Der Interviewer legt die talking points auf den Elfmeterpunkt, der Interviewte darf sie verwandeln. Die Antworten, die der deutsche Kanzler der Leiterin des ZDF-Hauptstadtstudios vor der wunderschönen Kulisse der Rocky Mountains gab, könnten auch in der Pressemitteilung des Bundeskanzleramts stehen. Dementsprechend fiel die letzte Frage von Diana Zimmermann ergebnisoffen aus.
„Letzte Frage. Was nehmen Sie von hier mit für den NATO-Gipfel nächste Woche?“
Auch für diese wie eigentlich jede Frage hätte sich der deutsche Kanzler bei Frau Zimmermann höflich bedanken müssen. Die Fußballschuhe des Spielführers von Europa United waren zugebunden, der Sprachball lag auf dem Punkt. Merz verwandelte die Vorlage sicher ins sperrangelweite Scheunentor. Der Bündniskanzler möchte die Ansprüche erfüllen, die wir, die Europa, die er sich selbst stellt. Merz möchte …
„verteidigungsbereit werden in den nächsten Jahren.“
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5 Antworten
die verbalen entgleisungen in der politik und deshalb auch in den mainstream-medien sind unerträglich geworden, bzw.
waren sie es immer schon, wenn es um krieg ging.
mir dreht sich jedesmal der magen um,
wenn ich erleben muß, wie momentan
über drecksarbeit, schlachtfelder, eliminiert personen, zivile opfer, gefallene soldaten, zwangs-rekrutierte kinder, vergewaltigte frauen und kinder usw. usw.
gesprochen wird. Man liest es vor, wie den Wetterbericht und mit jeder Meldung wird der haß größer und die herzen kälter.
nicht nur die getöteten und verstümmelt menschen und deren angehörige sind bedauernswerte geschöpfe, auch die schäden in der gesellschaft sind immens.
depressionen, neurosen, traumata, süchte, perversionen auf generationen hinaus werden die folgen von krieg und plandemie sein.
So lange die Medien, vor allem ARD, ZDF u.a. , sowie Sueddeutsche Spiegel und FAZ die Politik kritiklos begleiten wird sich in der Wahrnehmung nichts ändern. KI wird das ganze noch verschlimmern. Nur wenn Gewaltenteilung ernst genommen und ausgeübt wird, werden wir eine lebendige Demokratie haben.
Wenn man seinen Blickwinkel verändern kann bzw will, dann wird man auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass wir in einer Simulation leben könnten bzw ein Teil davon sind. Das erst ermöglicht das entspannte Zurücklehnen und eine gewisse Amüsiertheit und erleichtert das Warten auf den „deus ex machina“, der sicher irgendwann auftaucht und alles Verworrene auflöst. So wie in jeder guten Tragödie…
Ich schäme mich inzwischen für mein Land. Es ist schon schlimm, wenn man geistige Eloquenz Im Land von Beethoven, Thomas Mann, Einstein und Heisenberg eher bei „verhasssten“ Autokraten wie Putin, dem iranischen Außenminister oder auch dem König von Jordanien erleben kann . Gestik, Mimik und Sprachen unseres Bundeskanzlers und seiner Entourage zeugen von eher von geistiger Beschränkheit und einer sehr verengten Persektive als von der Fähigkeit uns durch diese stürmischen Zeiten zu führen. Schlimmer ist nur noch Herr Kiesewetter, der unser Blut für einen Sieg über den Iran zu geben bereit ist. Devotes Untertanentum gegenüber einer sich selbst demontierenden Weltmacht ist kontraproduktiv und wird den eigenen Verfall beschleunigen. Weder ist eine Staaträson gegenüber Netanjahu angebracht (dem die eigene Intellignez davon läuft) noch ist ein illegaler Militärschlag seiten Netanjahus und der USA zu begrüßen. Rechte gelten für Alle, sollte Herr Merz ja wissen. Aber Internationales recht hat ja ausgedinet, nachdem herr Merz Herrn Netanjahu bie uns begrüßen wollte.Mit jeder dieser Fehlschritte zerstören wir das „westliche Modell“ immer weiter und das Vertrauen der Menschen. Dazu brauchen wir keine sozialen Plattformen und KI, das erledigt unsere „Elite“ selbst. Aber sie halten uns einfach für zu dumm. Ich denke, es wird Zeit uns selber zu helfen . Ein erster Schritte könnte sein, zu begreifen und zu berbreiten das aktuelle wissenschaftliche Modelle (Quantenmechanik) verdeutlichen, dass jeder von uns Teil eines Ganzen ist und jeder das Ergebnis beeinflusst (ein Zeichen von Komplexitöt). Ein Weg um mehr Menschen die Würde und ihr Vertrauen in sich selbst zurückzugeben. Nur wenn mehr „normale“ Menschen wieder Handlungsoptionen haben, gelingt der Aufbruch in eine neue, friedvollere und fairere Welt. Hierzu müssen wir in Bewegung kommen, vom „Oben“ wird es nicht geschehen.
Ich finde Ihren Ansatz, Frau Orbach-Yliruka, in Aktion zu treten, wunderbar. Viele können es nicht glauben, dass machen deutlich sinnvoller ist als reden, besonders, wenn niemand zuhört. Das Anrennen gegen Windmühlenflügel weicht einem Tun, das neue Wege eröffnet, Entwicklung ermöglicht. Vormachen ist das einzige, was funktioniert. Wenn wir es schaffen nicht auf jede Absurdität zu reagieren, entziehen wir dem Absurden Energie. Wenn wir friedlich statt kämpferisch sind, kommt mehr Frieden in unsere eigene Welt – und in die der Anderen. Wenn wir nicht mehr versuchen, den Kakao zu trinken, durch den wir gerade gezogen werden, beginnen wir, uns selbst zu befreien – und der Weg wird zum Ziel.