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Eine Frau sieht rot. Das ist die Regel.

von Penelope Krömer //

Ich blute. Immer wieder und das seit über 30 Jahre.
Ich bin nicht krank, auch bin ich körperlich nicht verletzt.
Nein, ich bin gesund, komplett unversehrt. Ich habe lediglich meine Tage. Alles ganz normal. Dachte ich bislang.
Doch plötzlich erfahre ich aus zahlreichen Medienberichten und Social Media, dass das mit der Periode nicht normal sei bzw. bisher nicht als normal angesehen worden sei und das müsse man nun ändern.

Dringend, laut, vehement.

Künstlerinnen, Menstruationsinfluencerinnen (ja, die gibt es tatsächlich), Genderbeauftragte und jeder, jede, jedes der/die/das glaubt irgendetwas, egal zu welchem Thema, sagen zu müssen, wollen die monatlichen Blutungen enttabuisieren.

Tatsächlich?

Mir war nicht bewusst, dass meine Blutung ein Tabu in unserer Gesellschaft ist. Und ich spreche von der westlichen Gesellschaft. Nicht von Kulturen in denen Frauen als unrein gelten; besonders unrein obendrein, wenn sie ihre Mens haben.

Als ich mit dreizehn das erste Mal die Regel bekam, war ich geschockt. Mein Bauch schmerzte und was da plötzlich aus mir rauskam, hat mich befremdet. Ekel überkam mich. Ich kam tränenüberströmt aus der Toilette und verkrümelte mich ins Bad, um dort weiter zu weinen. Irgendwann rief ich nach meiner Mama. Dazu muss man wissen: in meiner Familie wurde keineswegs offen über Sex und ähnliche Themen gesprochen.
Ich musste also eine innere Hürde überwinden, um meiner Mama gegenüber auszusprechen, was da aus mir rauskommt. Meine Mutter musste leise lachen, gar aufmunternd lachen und sagte: „Puppe, das ist doch kein Grund um zu weinen. Freu’ Dich, Du weißt damit, dass Du gesund bist und mit Dir alles stimmt“.
Sie erzählte mir dann von der um einige Jahre älteren Tochter einer Bekannten, die noch immer nicht ihre Tage hatte, weil sie magersüchtig war. Sie war so krank, dass sie keine Periode bekam. Also bei mir ist aber alles normal und gesund.
Somit war das Thema erledigt, für meine Mama – und für mich auch. Von Monat zu Monat immer mehr. Weder habe ich mich jemals als krank empfunden noch irgendwie stigmatisiert gefühlt, wegen meiner Tage. Auch empfand ich den Umgang damit – zumindest in meiner Erfahrungswelt – niemals tabubelegt.
In anderen Gesellschaften ist das sehr wohl so, das erkenne ich auch. Aber hier bei uns?

Deshalb blicke ich ungläubig darauf was zurzeit in Sachen Menstruation auf allen möglichen Kanälen schwadroniert wird. Die normalste Sache der Welt wird plötzlich unfassbar hochpubliziert mit dem Ziel, Menstruierende (tatsächlich wird hier auch nicht mehr von Frauen gesprochen – das kommt fast eine Entpersonalisierung im Zuge des Genderwahns gleich) entsprechend zu behandeln: zusätzlich freie Tage während der Mens, Diskussion um kostenlose Hygieneartikel, gendergerechtes Design der Verpackung von Tampons, immer und überall soll das Thema besprochen und angesprochen werden.

So wird aus etwas ganz Normalem etwas Zwanghaftes.

Ich bin wahnsinnig gerne Frau, bin ok mit mir und meinem Körper, auch mit meiner Blutung. Sie kommt mehr oder weniger regelmäßig und das wahrscheinlich noch ein paar Jahre, wenn alles normal läuft.

Nachsatz:
Bei aller Liebe zum Frau sein, ich finde Monatsblutung weder künstlerisch wertvoll noch geeignet als Tischgespräch. Genauso wenig wie alle anderen Körperflüssigkeiten, egal was gewisse Influencerinnen und Künstlerinnen vermitteln mögen.

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5 Antworten

  1. Diese Gender-Wahnsinnigen scheinen dem Menschen nach und nach alles entreißen zu wollen, was ihn ausmacht.
    Ich bin eine Frau der “80er” -Jahre , für mich war es frei von Scham Frau zu sein und sich 5 Tage im Monat mit sich sehr wohl zu fühlen, wenn
    auch auf andere Weise. Für mich waren diese Tage entschlackend.
    Ich hätte darüber reden können, brauchte es aber nicht. Wer redet schon über Normalität. Doch kann etwas normal sein und frei von Scham und
    trotzdem fällt es unter Intimität . Doch all diese Fassetten sollen, in dem man die Gewichtungen verdreht, verschiebt, entwertet, platt gemacht werden.
    Und das, was ein anderer Schreiber , Adrian, oben sagt trifft es m.E. sehr gut auf den Punkt : Es geht darum dem Menschen die Würde zu nehmen …
    ja, darum geht es und das auf eine perfide Art und Weise, diabolisch, könnte man sagen. Und ja, gerade Intimität hat einen hohen Wert und eine Würde. Diese
    platt zu machen ist den Mensch entmenschlichen.

  2. Vielen Dank für den Beitrag.
    Penelope hat ihn geschrieben. Adrian, Henry, Ivana und ich – gelesen und sich dazu geäußert. Ich frage mich nur, ob und wie viele gleichdenkende es noch gibt?!?
    Die Entwicklungen aus USA, Canada und das Followen von Europa sind erschreckend!
    Meine Meinung.

  3. Als Mann kann ich zu diesem Thema nicht allzuviel Kluges, außer Verständnis beitragen.

    Eines vielleicht, das Thema wird ja wie eine Monstranz von den entsprechenden Gender-Instanzen vor sich her getragen. Vermutlich geraten nach diesem Thema auch andere körperliche Realitäten unter ihr Radar, möglicherweise Pimmel, Bierbäuche und andere männliche Attraktionen, die neu angeschaut werden müssen. Damit verbunden wird es dann sicherlich eine größere Anzahl von Scham-Erlösungsangeboten geben, Art Outing-Pranger, an dem man gleichzeitig Gnade und Erlösung findet.

    Meiner Meinung nach steckt hinter dieser wahnwitzigen Gender-Agenda der Transhumanismus und er scheint an vielen Stellen immer offener durch. Es geht darum, dem Menschen die Würde zu nehmen und die Würde besteht halt auch in der Intimität.

  4. Hallo,
    ein perfekter Beitrag. Nur weiß man nicht ob man zu dem Thema lachen oder Weinen soll. Mir bleiben die Worte weg. Gut dass es nicht jedem so geht.

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