von Markus Langemann
„Innerhalb des öffentlich-rechtlichen Fernsehens sitzen viele Leute, die haben diese Institution, die uns allen gehört, gekapert.“
„Meinungsvielfalt ist, dass wir das Recht haben, unsere unterschiedlichen Meinungen zu sagen. Aber die Informationsvielfalt ist mir genauso wichtig. Ich bekomme aber viele Informationen einfach gar nicht. Diese vielen unglaublichen Patzer, die die Außenministerin Baerbock gemacht hat, das tapsige Verhalten des amerikanischen Präsidenten Biden kommt bei uns nicht vor. Ich will alle Informationen haben, damit ich mein Wahlrecht auf solider Basis ausüben kann.“
Sätze wie Urteile. Öffentlich gesprochen.
Late-Night-Entertainer Harald Schmidt sagte über ihn, er habe Qualität in den deutschen Journalismus gebracht. Edmund Stoiber ordnete ein, er sei einer „der ganz großen Journalisten und Medienrepräsentanten in diesem Land“.
Er ist sicher aktuell der bekannteste Printjournalist in Deutschland, zudem beteiligt an diversen kommerziellen Rundfunkunternehmen, darunter dem größten privaten Hörfunksender Antenne Bayern, und dennoch Mitglied im Rundfunkrat einer ARD-Anstalt. Er ist Träger von Verdienstorden und rühriger Landtagsabgeordneter für die FDP. Er spielte den Tod in einem der populärsten Theaterstücke des 20. Jahrhunderts. Er ist für die Boomergeneration ein Medienmann des Mainstreams, der für sich stets in Anspruch nimmt, an die Fakten, Fakten, Fakten zu denken.
Ich habe Helmut Markwort, den legendären Focus-Gründer, zum Interview eingeladen. Es wurde ein spannendes Gespräch über den Geist der Zeit und dessen Geisterfahrer – in Politik und Medien.
Markwort ist aus der erhöhten Mitte des Mainstreams, dort, wo er bis heute zu Hause ist, herabgestiegen. Er folgte mir zehn Meter unter die Erde. In einen ehemaligen militärischen Aufklärungsbunker.
Das passt, dachte ich, und derangiert zugleich die üblichen klinischen Studio-Sehgewohnheiten, wo im hellen Licht der Scheinwerfer der ritualisierte Austausch von vernebelnden Phrasen gepflegt wird – auf Ihre Kosten. Hier im Geheimen können wir die medialen und gesellschaftlichen Grenzlinien auf dem Lageplan begutachten. Und eben hier wollte ich Helmut Markwort befragen.
Ist es tatsächlich ein kafkaesk anmutender, aber symbolträchtiger Rahmen für ein Gespräch über zumeist unterirdischen deutschen Journalismus, der sich eingebunkert hat in Haltung, Hetze und Halbbildung? Vielleicht! Ein Gespräch über den tobenden Medienkrieg, ummauert von Kriegsgemäuer der 40er-Jahre. Sicher!
Wie spricht ein liberaler Geist in einem geschlossenen Bunker über verengte Diskursräume. Ich wollte es herausfinden. Ohne Limitierung von Zeit und den Gedanken.
Markwort sitzt mir gegenüber. Ordnet meinungsstark und pointiert ein. Ein exklusiver Club klarer Worte. Eins zu eins.
Diesen Interviewfilm aus der Reihe „Langemann trifft …“ haben wir nur unter der Erde, sondern auch unter der bewährten Regie von Rainer Spix. Mit ihm entstanden schon „Der Stachel“ und „Der Verschwörer“.
Eine Antwort
Selbst Rundfunkanstalten, bei denen man das nicht für möglich gehalten hätte, wurden GEKAPERT!! Im Dezember 2019 war ich Gast im Bayerischen Rundfunk und habe auf dem Flur des Gebäudes folgendes Schild fotografiert: “BR Bayern. Wir bewegen uns nach links”. Auf Nachfrage hat man mir noch mitgeteilt, dass man (obwohl man ja eine Landesanstalt ist), nicht Programm FÜR Bayern, sondern Programm AUS Bayern mache. Beide (Einzel-) beobachtungen sind Belege für eine Verfehlung des Auftrags.