von Peter Löcke //
Die Leiden der nicht mehr ganz so jungen Stokowski! Welch untalentierter Dramaturg hat das Theaterstück geschrieben, das auf der Bühne BPK uraufgeführt wurde? Welch peinlicher Auftakt der Veranstaltungsreihe von 84 geplanten Erzählungen im Rahmen der neuen Werbekampagne „Ich schütze mich“.
Vorhang auf! Auf dem Podium sitzen der Co-Regisseur und Schauspieler Karl L. sowie die Laiendarstellerin Margarete S. Die Autorin und Spiegel-Kolumnistin Stokowski stellt sich als Abschreckungsbeispiel für Long Covid vor. Mit dunklen Ringen unter den Augen ringt Sie um jeden Buchstaben. Man möchte die Frau instinktiv in den Arm nehmen, ihr ein Taschentuch und ein Glas Wasser reichen. Das ist menschlich. Ebenfalls menschlich wäre es gewesen, sofort die unfassbare Dämlichkeit dieser Inszenierung zu durchschauen.
Die Long Covid Leiden der Margarete S. begannen laut eigener Aussage nach (!) ihrem Booster im Januar 2022. Bis dahin habe Sie, wie viele junge Frauen, nur Mittel wegen Ihrer Schilddrüsenerkrankung genommen, ansonsten aber keine gesundheitlichen Probleme, „keine relevanten Vorerkrankungen“ [sic], gehabt. So weit so seltsam bereits bis hierhin für jeden halbwegs intelligenten Homo sapiens. Noch seltsamer wird es, wenn man weiß oder auch nur zwanzig Minuten recherchiert, worüber Margarete S. seit Jahren regelmäßig schreibt. Über Depressionen, inklusive ihrer eigenen. Exemplarisch ein Textauszug einer Betroffenheits-Kolumne aus dem Jahr 2021.
„Ich habe eigentlich die ganze Lesereise zu meinem ersten Buch vor fünf Jahren mit Depressionen gemacht, und es war eine eigenartige Erfahrung.“
Geradezu bizarr wird es, wenn man feststellt, dass die Symptome bei Depressionen und Schilddrüsenunterfunktion deckungsgleich sind mit den Symptomen der „neuen Erkrankung“ Long Covid. Wie praktisch! Anders und leider vulgär ausgedrückt: Kann ich bei einem Werbe-Budget von 33 Millionen Euro nicht erwarten, etwas intelligenter verarscht zu werden?
Wäre man im Genre Feuilleton, würden die noch lebenden Reich-Ranickis dieser Welt das schlechte Skript dieses Dramas in der Luft zerreißen und vor Besuchen der nächsten 83 Veranstaltungen warnen. Nur leider bewegt man sich im Genre Politik und auf der Bühne Bundespressekonferenz. Auf dieser Bühne sind die Kritiker mittlerweile Teil der Inszenierung. Nachdem die Reitschusters und Florian Warwegs entsorgt wurden, bleiben nur noch Claqueure übrig. Die fragen schon mal sehnsüchtig nach einem Medikament namens Paxlovid. Das darf ein Lauterbach nicht aktiv bewerben, ohne sich strafbar zu machen. Stichwort Heilmittelwerbegesetz. Sehr wohl darf er aber journalistische Fragen nach dem Medikament beantworten. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Doch Stop! Im Saal gab es ein mediales Positivbeispiel während der Uraufführung. Noch ist es nur eine zarte journalistische Pflanze.
Die Journalistin heißt Britta Spiekermann und arbeitet für das ZDF-Hauptstadtstudio. Als eine der wenigen, manchmal als einzige Person im Saal, trägt Sie während der BPKs keine Maske zur Demutsbekundung. Sie grenzt sich also allein optisch von den anderen Journalisten ab. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, heute mutig, weil es immer mutig ist, gegen den Strom zu schwimmen. Britta Spiekermann ist dementsprechend die einzige, die den Oscar-verdächtigen Auftritt der Spiegel-Kolumnistin hinterfragt und wissen will, ob Stokowski nicht Zweifel bekomme, weil Sie trotz Impfung nicht geschützt war. Das Darauffolgende spiegelt das Groteske des gesamten Theaterstücks wider. Ein Stück irgendwo zwischen Tragödie und Komödie. Die Laiendarstellerin Margarete S. stottert sich ein achselzuckendes „Keine Ahnung“ heraus, bis ihr irgendwann der Co-Regisseur Lauterbach mit einer nicht näher benannten Studie zur Seite springt, um die einzig brenzlige Situation zu retten. Auch gut eingeübte Stücke brauchen schließlich einen Souffleur.
Danke, Frau Spiekermann. Danke auch, dass der anschließende ZDF-Artikel „Er warnt wieder“ an Journalismus erinnert. Es braucht nicht viel Phantasie, um zu erahnen, dass einer Frau Spiekermann nun Gegenwind entgegenschlagen wird. Halten Sie Stand! Bleiben Sie am Lagerfeuer der Vernünftigen!
Das Lagerfeuer der Vernünftigen! Ausgerechnet dieses Bild benutzte Karl Lauterbach für die neue Impfkampagne. Man könnte fast darüber lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Bei der missglückten BPK-Auftaktveranstaltung dachte ich unwillkürlich an einen Woody Allen-Klassiker. Im Film „Die letzte Nacht des Boris Gruschenko“ kam es zu einem Kongress aller Dorftrottel Russlands. Ich freue mich auf die nächsten 83 Kongresse in Berlin und hoffe auf ein besseres Drehbuch, wenn das nächste Mal der Vorhang aufgeht. Bei einem Budget von 33 Millionen Euro darf man als zahlender Kunde etwas mehr erwarten.
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15 Antworten
hallo
… die Mehrzahl unserer Mitbürger halte ich für überaus naiv! Es sind Idioten die Ihre eigene Verantwortung abgegeben haben wie kleine Kinder.
eigenes denken findet nicht mehr statt. so ist das shit happens
wünsche euch allen “Vernünftigen” schöne Tagen in stürmischen Zeiten.
kopf hoch, es könnte schlimmer kommen. Es wird noch schlimmer kommen. Die sind noch nicht am Ende.
mfG
Die Briefkampagne von KL hat schon 50 Milllionen verschlungen und jetzt noch einmal 33 Millionen für ein Kammerspiel zweier abgehalfterter Hauptdarsteller,
dieser Herbst wird nicht heiß aber teuer!
Ich wollte eigentlich zu COVID 19 nichts mehr schreiben. Nach zwei Jahren intensiver Recherche zum Thema, die unter anderem in einer Literatursammlung von 590 Aufsätzen & Studien führte, war ich mit dem Thema in all seinen Aspekten durch. Ich konnte mich entspannt zurücklehnen und die Aufführung des Schmierenstücks – „Die Angst der Herrschenden an und mit COVID 19“ genießen. Diskutieren konnte ich meine Erkenntnisse mit niemand direkt. Weil selbst rationale Menschen nicht gern zugeben, dass sie flächendeckend verarscht wurden. Und dabei noch mitgemacht haben. Bis auf meinen Internisten aus früheren Zeiten, der in einem eigenen Blog ebenfalls hunderte von Studien & Veröffentlichungen durchforstet hat und meine kritische Meinung teilte. Mit meinem besten Freund bin ich entzweit, er nannte mich schon 2020 einen „Corona-Leugner“. Und das nur deshalb, weil ich darauf bestand, dass „Differenzierte Maßnahmen für differenzierte Zielgruppen“, ein Standardsatz des modernen Marketings, auch für die moderne, evidenzbasierte Medizin gelten müsse. Und „One Size fits all“ nun definitiv überholt wäre. Diese beiden Sätze müssten sich auch alle Hausärzte, die ohne Anamnese die Spritze Kleinkindern und jungen Erwachsenen in den Arm drückten, hinter die Ohren schreiben. Ihr Handeln zeigt exemplarisch auf, dass Ärzte auch nicht klüger sind, als andere Menschen.
Nur die Performance von Karl & Magarethe kann mich noch einmal aus der Reserve locken. So ein Schmierentheater an diesem Ort zeigt, dass die Handelnden glauben, alle Journalisten im Sack zu haben. Was ja fast stimmt. Und dass sie einfach tun können was sie wollen, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen, weil sie die Regierung ohne Opposition und ohne Medienkontrolle ist.
„Macht korrumpiert. Und absolute Macht korrumpiert absolut“, sagte Lord Acton. Aber irgendwann endet alle Macht. Und dann wird’s ein böses Aufwachen für die Journos und Politikaster geben.
P.S. Mein Freund leidet seit der dritten Spritze an Myokarditis. Nach seiner Meinung kommt das von der Corona-Infektion, die er nach der zweiten Spritze hatte. Aber nie und nimmer von der Impfung. Da ist er sich so sicher wie Margarete.
Lieber Herr Zorn,
eine Art Sammlung als Argumentationshilfe hatte ich auch immer wieder angelegt, dann aber doch wieder gelöscht, weil ich mir sagte, dass diese Informationen ja doch nicht ankommen und sich mittlerweile jede sachliche Diskussion erübrigt. Es möge jeder seine Erfahrung machen und seine Schlüsse, welche auch immer das sein mögen, daraus ziehen.
“… kommt nie und nimmer von der Impfung”
Ja, das braucht das Selbstwertgefühl. Der Mensch gibt nicht gerne zu, auch nicht vor sich selbst, dass er Betrügern auf dem Leim gegangen ist und dass seine Vorbildlichkeit in Wahrheit Dummheit und Mitläufertum waren.
Wenn Bekannte und Verwandte (- auch meine schon lange erwachsenen Kinder) mal wieder “positiv” sind und mehr oder weniger unschöne Symptome einer schweren Grippe haben, kommentiere ich nichts mehr. Doch trotzig kommt die Aussage: “Gut dass ich geimpft/geboostert/ zweimalgeboostert bin, so war ich doch gegen schwereren Verlauf geschützt.” Und berichten von Geschmack- und Geruchsverlust, stechende Kompfschmerzen, Puls über 100, Schwäche etc.
Aber klar: “… kommt nie und nimmer von der Impfung”
PS Ich gehöre zur Kontrollgruppe.
Lieber Herr Zorn, meine Geschichte ist ganz ähnlich, wie die Ihre – nur mit meinem besten Freund bin ich noch nicht entzweit – er redet einfach nicht mehr mit mir. Der Gedanke an ein “böses Aufwachen” gefällt mir, meine geschundene Corona-Leugner-Seele dürstet danach. Gleichwohl glaube ich nicht daran, die Masse wird nie nie nie nie niemals zugeben, dass sie sich haben täuschen und benutzen lassen, dass sie leichtfertig ihre Gesundheit aufs Spiel gesetzt haben und dass sie es sind, die für zerbrochene Freundschaften, Familien und Ehen verantwortlich sind. – Niemals.
Mit Blick auf die aktuellen Erkenntnisse zu Impfnebenwirkungen sind die Leiden der Frau Stokowski eigentlich trivial, die Mehrheit der Impf-Lemminge werden sich aber vorsichtshalber trotzdem den nächsten Booster holen. Wohl bekomm’s!
Ich finde, es ist jetzt genug, mehr als genug. Scheinbar gibt es noch Restbestände von Journalismus in den Qualitätsmedien, gut so und volle Anerkennung. Aber wieder diese Bühne für Volksverdummung wahrzunehmen, ist das der richtige Weg? Geht es nicht schon lange um Weiterentwicklung, um Darstellung von Alternativen? Sollten wir nicht etwas Neues entwickeln, statt ewig gegen das Überholte, längst als falsch Erkannte anzurennen? Wenn wir tatsächlich eine andere Welt für möglich halten, warum leben wir sie nicht vor? Die träge Masse werden wir nicht durch den Druck der Realität bewegen, aber sehr wohl durch den Unterdruck von etwas Besseren ansaugen, da der einfach Gestrickte immer den Weg der Einfachheit sucht. Das ist eine Geisteshaltung, die die weniger einfach Gestrickten sich vor Augen führen sollten, möglicherweise ist vieles garnicht so kompliziert, wie geglaubt wird. Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, brauchen unsere volle Aufmerksamkeit. Die Lösung liegt in der Zukunft, ob es dafür Visionen braucht oder nur gesunden Menschenverstand? Ich bin dafür, erstmal mit dem gesunden Menschenverstand zu beginnen, auch wenn viele Studierte damit auf den ersten Metern ein wenig fremdeln werden.
Lieber Dr. Wessel,
ich war kürzlich bei einem Kollegen von Ihnen in Behandlung. Eigentlich ein sehr aufgeschlossener und kritischer Mensch, entspannt im Umgang mit “C”.
Nun musste ich erfahren, dass er neuerdings in seiner Praxis auch die “Impfung” anbietet. Als ich ziemlich erstaunt das entsprechende Schild an der Rezeption las, wurde ich sofort von einer Helferin mit leuchtenden Augen gefragt, ob ich gleich eine wollte. Ich befürchte, hätte ich “ja” gesagt, wäre die Nadel schnell und ohne viel Aufhebens in mir gewesen… Ist es dann doch das Geld, das lockt?
Ja, lieber Herr Linsner,
ich staune auch, jetzt schon einige Zeit. Nach längerem Nachdenken staune ich unter anderem über meine Naivität, die mich unempfänglich für schon immer vorhandene Unstimmigkeiten gemacht hat. Dass der ganze Medizinbetrieb so ist wie er ist, hätte mir schon vor dreißig Jahren auffallen müssen, da es bei den ganzen „Gesundheitsreformen“ nie um Qualität sondern immer um Geld gegangen ist. Aus Ärzten wurden Leistungserbringer, auch weil viele von ihnen keine andere gangbare Überlebenstrategie in Krankenhaus und Praxis gesehen haben. Die Auswahl der jungen Menschen, die Medizin studieren wollen, erfolgt seit Jahrzehnten im wesentlichen mittels Numerus clausus. Warum braucht es bei immer größer werdenden Engpässen in der medizinischen Versorgung überhaupt eine Verhinderung von Medizinstudenten? Es dürfen stattdessen nur diejenigen Ärzte werden, die im streng hierarchischen System Schule besonders gut und ohne viel infrage zu stellen funktioniert haben, ob sie wirklich geeignet sind, ist weniger wichtig. Diese unselige Auswahlverfahren wirkt sich seit über vierzig Jahren und nach vielen Studentengenerationen aus. Die meisten Medizinstudenten haben zu meiner Zeit multiple choice Fragen auswendig gelernt statt Medizin zu studieren, nur besonders fähige Studenten konnten es sich leisten, ihr Wissen und Verständnis aufzubauen und sich dann diesem aberwitzigen Prüfungswesen zu stellen. Eine wissenschaftliche Ausbildung wurde damit sicherlich nicht einfacher, aber wozu auch. Leistungserbringer sehen Wissenschaftlichkeit mit anderen Augen als Ärzte. Gleiches gilt natürlich auch für ihre Sicht auf die ihnen anvertrauten Patienten. Ich glaube, die heißen in den maßgeblichen Gesetzestexten Leistungsempfänger… . Das muss nicht immer so bleiben, die Leistungsempfänger können sich entscheiden, ob sie nicht lieber wieder Patienten sein wollen. Das wäre ein mächtiger Antrieb in die richtige Richtung. Ich denke, viele Leistungserbringer wären auch gerne wieder Ärzte.
Gute Besserung H.W..
Hallo Herr Wessel,
…der kleine Unterschied zwischen “wissen” und “erfahren”. Wer aus Patientenperspektive aufs Gesundhritssystem schaut, weiß, wie beschissen man darauf angewiesen ist, daß gut gearbeitet wird. Ärzte, die nie selbst darauf angewiesen waren, mögen mit multiple-choice-Wissen (Halbwertszeit 1,5 Jahre) zufrieden sein. Wer nur Geld verdienen möchte, wird Boss einer Krankenkasse – und kassiert sittenwidrige Gehälter aus Versicherten-Anlagen…und das seit Jahrzehnten, ohne daß die Politik hier mal auf die Pauke haut…
…und ich hatte bereits unter die letzte Kolumne ergänzt, daß Margarete Stokowski eigentlich als Paradeantibeispiel dient: Der Impfstoff ist für den geneigten Zweck nicht wirksam (sonst wäre sie geschützt gewesen und nicht erkrankt) und der Impfstoff ist auch nicht sicher – niemand kann sicher ausschließen, daß die geschilderte Symptomatik nicht u.U. auch Folge der Impfung sein kann…
Herzlichen Dank, Herr Löcke. Wie geil ist das denn. Ich habe die Zusammenfassung dieser Schmierenkomödie bei “horizont” auf YouTube gesehen und an eine Satire gedacht. Bis ich dann das Original zu Gesicht bekam. Unfassbar! Lagerfeuer der Vernünftigen. Welche Drogen Prof. Karlchen wohl nimmt? Er sollte sie dem Volk zur Verfügung stellen, damit es ihn besser ertragen kann – ihn und den Rest der Rampenriege in Berlin. Was ich an Frau Spiekermann so sehr bewundert habe, war der Ernst, mit dem sie ihre Fragen an das kranke Hascherl S. richtete. Unglaublich stark. Ich hätte mich dabei gebogen vor Lachen.
Lauterbachs Lagerfeuer ist das der Abermillionen deutschen Dorftrottel, die solch schlechten Inszenierungen brauchen, um schön heiß zu bleiben in ihrem nun schon zweieinhalb Jahre lang befeuerten Wahn. Ob Frau S. und Herr L. es selber brauchen oder doch nur die Anerkennung und/oder das Geld, ist dabei ganz egal. Ebenso egal sie wir, die wir als Außenstehende, den abstrusen Mummenschanz verständnislos beobachten. Als einzig sinnvoller Zweck des Ganzen fällt mir ein: Das lustlos lodernde Lagerfeuer hält recht erfolgreich alle sich daran wärmenden Versammelten im Kreise fest, indem es für sie immer schwerer wird, hinaus in die kalte Wirklichkeit zu treten.
Danke Herr Löcke,
Herr L. Sollte andere Menschen besser vor sich selbst warnen.
Es ist wirklich zum lachen, wäre es nicht so traurig.