von Peter Löcke //
Ich liebe Kraftausdrücke. Obwohl mir Umgangsformen wichtig sind, kann ich fluchen und schimpfen wie ein Rohrspatz. Kann ich? Muss ich. Es ist so herrlich befreiend. Ein Stück weit ist die Erziehung meiner Eltern dafür verantwortlich, denn ich durfte ums Verrecken (pardon) keine Kraftwörter verwenden. Die Faszination des Unerlaubten war anschließend so groß, dass ich genau das getan habe, was ich nicht durfte. Wenn man einem Kind sagt, es darf jede Schublade der elterlichen Schlafzimmer-Kommode öffnen außer der obersten, dann ist welche Schublade besonders interessant? Eben. Die oberste Schublade. Besonders gerne habe ich bei Mahlzeiten, die mir so gar nicht schmeckten, geflucht. Zur Strafe durfte ich das von mir verschmähte Essen nicht essen. Gewusst wie. Ich war ja nicht blöd.
Wirklich zum Verhängnis wurde mir das Fluchen dann als junger Erwachsener. Kegelclubs waren für mich genauso spannend wie Schützenvereine, nämlich gar nicht. Einmal jedoch ließ ich mich breitschlagen und folgte der Einladung von Freunden in ihren Verein als Gastkegler reinzuschnuppern. Mein Kegelabend wurde zu einer Kegelstunde, denn der Club hatte eine Vereinsregel, die lautete: Wer flucht, muss den selbstgebrannten Kneipenschnaps trinken. Nach meiner ersten geworfenen Gosse rief ich instinktiv „Scheiße“ und schon befand ich mich in einer Negativspirale. Durch den Schnaps kegelte ich noch schlechter, dadurch fluchte ich immer mehr, dadurch wurde ich immer betrunkener. Ein Teufelskreis. Recht schnell musste ich mir ein Taxi bestellen, bevor mich das gleiche Schicksal wie meine geworfenen Kegelkugeln ereilte. Ich wollte nicht in der Gosse landen. In der Nachbetrachtung war es wirklich ein scheiß Abend. Aber nun gut. Es war ein schwitzender Männerabend und kein parfümierter Sektempfang bei der Eröffnung einer Galerie. Es ist ja auch nicht so, dass ich ein hohes politisches Amt bekleide. Ambitionen Außenminister oder gar Präsident eines Landes zu werden hatte ich noch nie im Leben. Solche Menschen verhalten sich gesitteter.
Ein Joe Biden etwa ist angetreten, um nach dem vulgären Trump endlich wieder eine dem Amt entsprechende Gesprächskultur einzuführen. Man sollte ihn allerdings als Journalist nicht auf die hohe Inflation in Amerika ansprechen. Besagter Reporter wurde als son of a bitch beschimpft. Ich habe den Vorwurf überprüft. Die Mutter dieses Journalisten war gar nicht im horizontalen Gewerbe tätig. Nun scheint Joe Biden demenziell verändert zu sein und bekanntlich macht man über erkrankte Menschen keine Witze. Vielleicht hatte Biden einfach nur vergessen, dass das Mikrophon noch eingeschaltet war. Genau dieser Fehler ist nämlich Annalena Baerbock passiert nach ihrer Rede auf dem Parteitag der Grünen. Auch das war für mich menschlich nachvollziehbar. Da möchte frau Bundeskanzlerin werden, übt eine wichtige Rede wochenlang vor dem Spiegel und verhunzt diese Rede gleich an mehreren Stellen. Vermutlich hätte ich beim Abgang von der Bühne ebenfalls lauthals Scheiße gesagt. Weniger Verständnis habe ich für den französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron. Der möchte nichtgeimpfte Menschen emmerder. Für Nichtfranzosen: Merde ist das Pendant zum deutschen Wort Scheiße und emmerder das dazugehörige Tätigkeitswort. Der Absturz des Monsieur Macron in den vulgär-fäkalen Bereich fand sehr bewusst in einem Zeitungsinterview statt. Demenz wie bei Biden oder Wut über die eigene Dummheit wie bei Baerbock zählen hier also nicht als Entschuldigung.
Aber es gibt ja noch mehr Kraftausdrücke. Weltsprache Nummer eins ist weder französisch, geschweige denn Deutsch, sondern Englisch. Und hier gibt es ein Wort, bei dem ich mir mittlerweile nicht sicher bin, ob es sich immer noch um ein Kraftwort handelt. Ich meine das Wort fuck. Ob what the fuck, get the fuck oder auch I need a fucking coffee – das Wort hat als Substantiv und Adjektiv Einzug in die Alltagssprache gefunden. Bemerkenswert sind dabei zwei Dinge. Es wird erstens vor allem von Menschen verwendet, denen Gendersensibilität immens wichtig ist. Es hat außerdem meinen Recherchen zufolge in der Regel wenig mit Beischlaf zu tun.
Wie dem auch sei. Im Herbst meines Lebens überkommt mich auf einmal eine unbändige Lust auf einen Kegelabend. Und am liebsten würde ich dazu Kette rauchen, lebensgefährlichen selbstgebrannten Schnaps trinken und über Biden, Baerbock und Macron fluchen. Warum? Weil sie es verdient hätten und weil ich all das zurzeit nicht darf. Aber Goethe darf ich noch lesen. Zumindest Stand heute. „Vor Ihrer Kaiserlichen Majestät hab ich, wie immer, schuldigen Respekt. Er aber, sag’s ihm, er kann mich im Arsche lecken!“
*Leck mir den Arsch fein recht schön sauber, Wolfgang Amadeus Mozart, KV 233
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20 Antworten
Hallo Frau Bock, natürlich machen die Spaziergänge weiterhin Sinn, ohne diese würde die Situation bestimmt noch um einiges schlechter aussehen. Also bitte bleiben Sie mit am Ball. Ein weiterer Lichtblick ist auch in Aussicht, denn Wissenschaft existiert weltweit und daran kommen auch Karl und Co. eben dauerhaft nicht vorbei. Das natürlich sollte kein Grund sein nicht zu fluchen, da bin ich ganz bei Ihnen.
Affenscharf!
Die klare unmissverständliche Ausdrucksweise hat viel für sich, so denn die Adressaten sie aushalten können. Ich bin allerdings ein Freund der kleineren Kaliber in der Sprache, da ich glaube, dass man damit mehr Menschen erreicht. Aber natürlich geht es bei jeder Rede auch um das Loswerden, manchmal Herausschreien. Nur zu verständlich in Zeiten wie diesen.
Wir sind in jedem Fall gut beraten, uns unserer geistig, kulturellen Wurzeln zu erinnern, den lieben Tag einen guten Papageno sein zulassen und den Wilhelm Meister auf seinen Wanderungen zu begleiten.
ich bin als Altsprachler der Auffassung, daß wir uns eben NICHT auf die niedrige Stufe der wenig nachdenken Leute begeben sollten!!!
niedrige Sprache ist und bleibt niedrig
ich (geb 1946 im Sauerlande – wo die Kantköpfe wachsen) kann mich sehr gut austoben beim Holzklotz-Spalten mittels eines schweren Spalthammers, beim wilden Berganlaufen, beim Schreien im Walde — an die Bäume gerichtet—, beim lauten Singen alter Lieder der Freiheitsbewegungen: höre Rübezahl unser Klagen / die Gedanken sind frei …….. usw
aber diese Anwort ist K E I N E Anklage gegen Benutzer von unflätigen Ausdrücken – nur ein sanfter Vorschlag vor dem Reden nachzudenken und dann eben vornehme Worte (durchaus deutliche Worte) zu verwenden
jedenfalls aber recht freundliche Grüße an Alle hier schreibenden Menschen
Der Beitrag von Peter ist für mich durchaus nachvollziehbar und verständlich.
Quod licet Iovi, non licet bovi
Frage heute an mich (wohlangemerkt, der Fragende hat einen akademischen Abschluss) : “Worum geht es dir eigentlich”?
Ich: “Es geht mir um Freiheit und Demokratie”
Antwort: “Wieso, wir haben doch eine Demokratie”.
Ich: “Ich sehe unsere Demokratie in Frage gestellt”.
Antwort: “Sondere deinen chauvinistischen Scheißdreck woanders ab”.
Der Fragende, ein Mensch, der mir “eigentlich sehr nahe steht, bzw. stand. Ende”
tja der Spruch über die Erlaubnis für den Gott Jupiter bzw den Bullen – wird IMMER falsch geaüßert
ursprunglich heißt der Satz: quod licet bovi – non licet Jovi
Das dem Bullen erlaubte (also da ständige Besteigen der weiblichen Rinder) ist dem Jupiter eben NICHT erlaubt – Der war nämlich dafür bekannt ein eifriger Besteiger zu sein………..
Ja sowas, fluchen tut manchmal gut, befreit vor dem inneren Stau und wenn ich die heutige Politikkultur anschaue kommen mir die Tränen, 85% derer sind Looser in der Privatwirtschaft nicht zu gebrauchen (Profilierungsneurotiker, Pfründefresser und Egomanen); selbst in Zeiten der gross aufgezogenen Pandemie und deren Strategie absoluter Leerlauf und jeder Involvierte füllt seinen Säckel und auf wessen Kosten? “Grins”
Sehr unterhaltsam, vielen Dank! Man kommt in diesen Zeiten nur noch mit einem Maß an resignativem Zynismus zurecht und lacht dort, wo es zum Heulen ist. Weitermachen, verehrter Herr Löcke!
PS: Meines Wissens handelt es sich um KV 382d. Wenn nicht, dann l….
Holy fuckin shit ! – what the fuck is that ? you took the words right out of my mouth Brother….
Me myself habe ja die ehrliche, erdige Sprache nie aufgegeben – und wie wahr: gerade in diesen Zeiten wäre sie den Regierungsnieten angemessen, a whole bunch of retarded ones they really are…
Jetzt sind mir doch im letzten Absatz zwei Rechtschreibfehler unterlaufen. Keine Angst, ich sag nicht Sch…..!
In meinem ebenfalls sehr strengen Elternhaus kamen böse Worte gar nicht vor. Mein Spiel-und Kommunikationsgebaren mit meinen Spielkameraden auf Straße und Hinterhof wusste ich von dem in unserer Wohnstube sauber zu trennen. Wenn ich aber mal deutlich werden wollte , sagte ich: “Wenn ich Scheiße sagen dürfte, würde ich Scheiße sagen, aber ich darf ja nicht Scheiße sagen..”Später sagte ich öfter, dass ich in der Charakterisierung eines bestimmten oder auch mehrerer Menschen oder bestimmter Situationen das zutreffende Vokabular nicht im Duden fände…..
Wer auf sprachlichem Gebiet zu Überempfindlichkeiten neigt (oft Menschen, die im Umgang im Gegensatz dazu zu grob enttäuschendem Verhalten neigen und das sprachlich vornehm kaschieren wollen) sollte übrigens nicht Lehrer werden. Was einem Menschen hier auf Fluren, Höfen, in Klassenzimmern zugemutet wird, der gewisse Ansprüche in Sachen Ästhetik hat, ist unbeschreiblich. Wollte man sich da sprachlich auf die “Scheiße” einigen, wäre schon viel gewonnen. Meiner Erfahrung nach formuliert man die schlimmsten sprachlichen Entgleisungen vor allem im enttäuschenden Umgang mit seinen Mitmenschen, wo einem vor lauter Wut und Hilflosigkeit dann eben als Replik nichts Besseres mehr einfällt.
Was mir in meinem Kunstunterricht in all den vielen Jahren in all den unterschiedlichen Schultypen und Jahrgangsstufen immer aufgefallen ist: Selbst die im Umgang gröbsten und verrohtesten Schüler waren immer bemüht ein “schönes” Bild zu malen, ohne dass ich das jemals so induziert hätte. Sie waren auf ihren Zeichenblättern zun den allerästehtischsten Höhenflügen fähig und waren immer ungeheuer stolz auf ihre “schönen” Werke. Erkläre das mal einem Schulrat oder Kultusminister.
Ach, bei der letzten Ziehung der Inzidenzzahlen hatten wir hier wieder die Arschkarte. Freuen wir uns auf die nächste Sendung…!
Liebe Frau Kause,
ich lese ja sehr gerne die “Maigret”-Romane von Georges Simenon. Und Kommissar Maigret hat eine Eigenart, nämlich einen Täter viel mehr zu verachten, der aus der sog. guten Gesellschaft kommt, sich immer und überall zu benehmen weiß, den bürgerlichen Schein wahrt und im Grunde seines Herzens doch zu allen denkbaren Gemeinheiten fähig ist, als den bekannten Straftäter, der eben so ist, wie er ist, daraus keinen Hehl macht und praktisch seiner “Bestimmung” folgt. Mit den erstgenannten Charakteren haben wir es heute wohl am Ehesten zu tun.
Mir sind als Ex-Cop mittlerweile die sog. einfachen und manchmal wenig “gesellschaftsfähigen” Menschen viel lieber als der ganze aufgeblasene Rest, der mich zu früheren Zeiten, ich gestehe es, noch sehr beeindrucken konnte…
Sehr treffend formuliert, habe selbst nie die Möglichkeit gehabt, durch mein Widerspruch und Verweigerung, zum System des real existierenden Sozialismus in der Ex- DDR, ein Studium frei von staatlichen verordneten Lehrplänen zu absolvieren. War aber im in der Lage, ob im osten oder westen meine eigenen Gedanken, zu dem Politisch und medialen Spektakel zu machen. Ohne Akademischen grad, wurde man schnell in die Schubladen der debilen und unkompetenten gerückt. Heute bin ich Glücklich, das ich mich nicht ein Erziehungsmuster unterworfen habe. Man sollte jeden anhören und nicht alles nach den absolvierten Schulabschluss bewerten…..
Hallo Herr Löcke, ich finde Ihren Beitrag nachvollziehbar. Mir selbst geht es so, dass ich mich beim Fluchen erwische was mir früher eher selten passiert ist. Was mich aber zum Fluchen verleitet ist genau die Aussage von Herrn Riegel zu den Giftspritzen. Weil er völlig zurecht sich die gleichen Fragen stellt wie ich. Alle wissen doch nun mittlerweile Bescheid was hier tatsächlich abläuft, aber irgendwie wird es nicht aufgeklärt weil alles gekauft und korrupt ist. Ich hatte mich zudem gefragt ob es noch einen Sinn ergibt Spazieren zu gehen, man fühlt sich einfach nur noch Ohnmächtig. Da kann einem das Fluchen schon mal über den Tag helfen. Genau das ist auch mein Ansatz, man kann mich mal kreuzweise….
Sag es wie Osho:
https://youtu.be/M3LIhI4Ec4A
Darüber, was man mit dem Wort “fuck” alles ausdrücken kann 🙂
Sexy motherfucker!
Ist von Prince. RIP.
Kam damals in Bayern auf den Index.
Lohnt es sich noch, für dieses Land zu schreiben?
Mein lieber Schreiber Peter Löcke,
irgendwie bin ich nicht so mit diesem Text einverstanden, irgendwie stimmt da etwas nicht, aber was soll es, jeder hat so seine eigenen Entwicklungen. Bin selbst in einer schönen Umgebung aufgewachsen. Bin mit Politik groß geworden, nicht in der falschen, sondern auf der RICHTIGEN Seite, mein Vater war politischer Karikaturist in der sogenannten Nach-Kriegs-Zeit. Dadurch hatte ich eventuell als KIND auch etwas GLÜCK, wer kann das beurteilen. Jedenfalls haben wir doch zur Zeit ein viel besseres Problem mit unserer DEMOKRATIE, diese ist doch im Eimer. Das ist doch die wirkliche Entwicklung die uns zum NACHDENKEN anregen sollte. Bin jetzt 77 Jahre, das alles könnte mir doch am Allerwertesten vorbeigehen, aber NEIN! Muss an meine Enkelkinder denken, die haben die sogenannte “Arschkarte” gezogen, oder besser gesagt, ziehen müssen. Aber jetzt hören wir auf, sonst werden wir niemals fertig, Die Corona-Mafia hat uns doch voll im Griff. Vielen Dank an den “Langemann-Journalismus” das beste was es jemals gab!
Mit freundlichen Grüßen – Hans-Jürgen Heyne
Lieber Herr Heyne,
ich schätze diese Seite u.a. dafür, wie wertschätzend, nachvollziehbar und kultiviert Kritik vorgetragen wird und hoffe, dass Ihnen die nächste Glosse wieder besser gefällt. In der Analyse der politischen Situation sind wir uns eigentlich einig. Meine Kolumne war nur ein Versuch darauf zu reagieren. Eine sprachliche Karikatur – so wie Ihr Vater es in gezeichneter Form getan hat.
Wussten Sie, dass Ihre erwähnte Metapher “Arschkarte” aus den Schwarz-Weiß-TV-Zeiten des Fußballs stammt? Die rote Karte befand sich immer in der Gesäßtasche des Schiedsrichters.
Bleiben Sie Herrn Langemann und ich hoffe auch mir, gewogen. Die Sorge um die nächsten Generationen ist ebenfalls mein Hauptantrieb.
Mit freundlichen Grüßen zurück.
Ihr Peter Löcke
Ich habe die wortreiche Karikatur so verstanden, dass nur Ärsche mit Ohren, ihre Untertanen mit Massenbildungspsychose gefügig machen können! Soweit hat uns die Digitalisierung gebracht, denn die Abkehr von der Arbeit hin zur Automatisation führt zwangsläufig zur Verblödung!
Ich bitte um Aufklärung!
Welchen Sinn macht die Produktivität, wenn man die Kaufkraft unendlich, bedarfsgerecht erzeugen kann. Ziffern beim Gelderzeuger! Warum wird die Saldomechanik welche das Geldsystem erklärt, nicht verstanden? Warum will man glauben, dass man sein Geld auf die Bank bringt, seinen Lebensunterhalt, wenn möglich mit Sparanteilen, bestreitet und auch noch den Staat finanziert? Wie verblödet sind wir gebildet worden?
Ergeben die Nebenwirkungen und Todesfälle im Zusammenhang mit den Giftspritzen keinen Anfangsverdacht, das Verbrechen aufzuklären? Die Staatsanwaltschaft und Verfassungsrichter rudern im korrupten Boot und niemand greift die Rockefeller Schulmediziner an?
Endlich wieder mal ‘genderfreies’ Deutsch, was sich in jedem Zusammenhang im Sinne des gesprochenen Satzes verstehen lässt, und auch zu keinerlei Fehlinterpretationen führt.