von Bartender B. Stehle //
Wir haben uns an den Anblick gewöhnt. Die Dinger liegen im Gebüsch oder einfach auf dem Boden. Gerne werden sie auch so abgestellt, dass man sie im Slalom umgehen muss. Die Rede ist von E-Scootern, diesen putzigen kleinen Motorrädern, auf denen selbst adrette Erscheinungen irgendwie skurril wirken. Elektroroller können als Beispiel dafür dienen, dass Fortschritt im Allgemeinen und die Einführung neuer Produkte im Besonderen oft einer Logik der Machbarkeit folgen und nicht das gesamtgesellschaftliche Wohl im Auge haben. Es überrascht nicht, dass die entsprechenden Start-ups mit dem Ziel angetreten sind, Städte nachhaltiger zu machen, indem Menschen auf das Auto verzichten und auf weniger umweltschädliche Elektroroller umsteigen. Ebenso wenig überraschend ist, dass dieser Fall nicht eingetreten ist, sondern im Gegenteil E-Scooter eher emissionsfreie Fußgänger als Autofahrer ersetzen. [1]
Dabei zeigt der Umgang mit den Rollern auf frappierende Weise, wie sich Menschen verhalten, wenn sie der Ansicht sind, nicht erwischt werden zu können. Niemand würde sein Fahrrad einfach mitten auf den Gehweg stellen oder es in ein Gebüsch werfen. Niemand würde ein Car-Sharing-Fahrzeug auf der Fahrspur einer Straße parken. Entweder aus Angst um sein Eigentum oder wegen der empfindlichen Sanktionen, die einem drohen. Die Elektroroller jedoch gehören einem nicht und es ist kaum möglich, dem Einzelnen sein Fehlverhalten nachzuweisen, da jeder die Roller verstellen oder umwerfen kann. Wäre die Einführung der kleinen Vehikel ein soziologisches Experiment, würde es auf bestürzende Art und Weise zum Vorschein bringen, wie viele Menschen sich grundlos völlig daneben benehmen. Dieses Verhalten kann als Ausdruck einer bestimmten Geisteshaltung angesehen werden, die nur scheinbar harmlos ist, der Gesellschaft als Ganzes aber wahrscheinlich erheblichen Schaden zufügt, da davon auszugehen ist, dass sie sich auf allen Ebenen akkumuliert und erhebliche Ausmaße annimmt.
Die Anbieter werben für ihr Produkt mit dem „neu-urbanen“ Begriff der Mikromobilität. Gemeint ist die „Fortbewegung mit elektrisch motorisierten… Kleinst- und Leichtfahrzeugen, auch Elektrokleinstfahrzeuge genannt.“ [2] Das große Potenzial der kleinen Roller liegt darin, als Zubringer die Lücke auf der ersten und letzten Meile zu schließen. Hier lohnt es sich kurz innezuhalten. Es ist bekannt, dass Bewegungsüberschuss nicht zu den Problemen unseres modernen Lebens gehört. Im Gegenteil: Viele Menschen bewegen sich so wenig, dass Fachärzte beispielsweise raten, beim Einkaufen das Auto etwas weiter vom Eingang entfernt zu parken, um so wenigstens ein paar Schritte mehr zu gehen. Vor dem Hintergrund der Bedeutung alltäglicher, nicht anstrengender Aktivität in Form des einfachen Gehens erscheint es geradezu grotesk, diese – nennen wir sie Mikromobilität – nun auch noch motorisieren zu wollen. Zivilisatorische Rückschritte gehen hier Hand in Hand mit technologischem Fortschritt und es bleibt die Frage, wie solche Entwicklungen ausbalanciert werden können, ohne dass der Staat bevormundend eingreift. Die Einstellung bzw. die Verantwortung des Einzelnen könnte ein Ansatz sein.
Übrigens scheinen die Roller zuweilen auch eine große Anziehungskraft auf Menschen nach einem Barbesuch zu haben. Die negativen Folgen der Nutzung zeigen sich dann leider oft viel unmittelbarer, sozusagen in destillierter Form.
4 Antworten
Man kann natürlich alles schlechtreden. Es ist nicht der Pfeil der trifft, sondern der Indianer. / Nicht das Messer ist böse, sondern der Mörder der das Gerät nutzt um andere zu meucheln.
Ich stimme dem Autor zu, dass vielen Menschen die Reife fehlt, die Dinger richtig zu nutzen. Ich selbst (aktiver Sportler) habe ein ähnliches, leider in Deutschland verbotenes Gefährt (Elektrisches Einrad, EUC) gerne auf Geschäftsreisen mit der Bahn benutzt und die letzten 10 KM zwischen Bahnhof, Hotel, Kunde genutzt.
Das ist schon klasse und auch sehr nützlich. Der Hund freut sich auch, wenn ich damit Gassi rolle. Nun habe ich ganz sicher kein Bewegungsdefizit und schaffe meine 8.000 Schritte täglich.
Also nicht die Roller sind doof, sondern die doofen, welche die Dinger in die Landschaft schmeissen.
Schüler und junge Menschen bis etwa 30 haben fröhliche Gesichter, wenn sie mit den E-Scootern fahren. Zaghaften Müttern geben sie eine Bedienungsanweisung, nur diese Frauen werden die Roller eher weniger nutzen können. Wo sollen sie dort ihre kleinen Kinder und schweren Einkaufstaschen unterbringen?
Auch Regen oder Kälte laden nicht zur Rollerfahrt ein. Bei flottem Laufen wird es einem schön warm – nicht so beim statischen Stehen. Also nichts für Wasser- und Kälte-Empfindliche oder Menschen mit Alters-, Rücken- oder Gehproblemen und ohne Smartphone ist er auch nicht nutzbar.
Anders Bus, Bahn, und Taxi kann fast jeder nutzen, nicht so den Roller.
Der Roller als gemeinschaftliches Gut wird nicht immer pfleglich behandelt, wie so manch andere gemeinschaftliche Gegenstände (z.B. in Parkanlagen ua) auch. Brauchen wir Gemeinschafts-Roller wirklich?
Schrittgeschwindigkeit für Roller oder Fahrräder in Fußgängerbereichen finde ich ok, genauso wie ihren pfleglichen Gebrauch von den jungen Leuten.
Ich kann diese Mistdinger nicht ausstehen und habe für jeden Verständnis, der derlei im Weg stehendes Gerümpel entschlossen packt und in nächstbesten Müllcontainer wirft. Oder einfach umkippt.
Auffallend ist, daß Nutzer mit (meist) Migrationshintergrund gern zu zweit oder gar zu dritt diese Kinderspielzeuge nutzen, einheimische Affen dagegen häufig zum Fahrradhelm die C-Affenmaske tragen.
Da weiß man dann in etwa, welches Klientel diese peinlichen Fortbewegungsmittel nutzt.
So, nun muß ich los, Bekannte holt mich gleich mit ihrem Sportwagen zur Fahrt zum Bäcker ab, Zweisitzer, 500 PS (für jeden Meter Entfernung wären das dann 1 PS), auch bei Kälte cabriotauglich dank Verbrennungsmotor mit mächtiger Abwärme, in den Kofferraum passen dann gerade eben so unsere 4 Brötchen mit Negerkuß. Allemal sinnvoller als diese lächerlichen E-Roller.
Sehr höflich u diplomatisch verpackt die Kritik am Umgang mit diesen völlig überflüssigen Wegversperrern!
Obwohl ich zugeben muss mich in Städten manchmal ertappt zu haben, wenn ich einfach nicht mehr laufen konnte( Budapest nach 5 Tagen), mir so ein Teil für den Rest der Strecke zu nehmen. Allein, ich weiß nicht genau, wie das geht Inhaber keinen Bock noch mehr Firmen meine Daten zu überlassen .
Mich nervt der Umgang im Verkehr mit den Rollern genauso u gefährlich ist es obendrein, da nicht einheitlich geregelt ist, wo die einzusetzen sind und wo nicht. Kann weg!