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Sicher lenken mit Hannah als Beifahrerin

von Markus Langemann

Kann man an einem Papierkorb den Zustand einer ganzen Gesellschaft ablesen? Man kann. Ein unschuldiger Papierkorb, der seinen stillen Dienst unter einem Handwaschbecken im WC eines Bürohauses in München-Grünwald verrichtet, erzählt mehr über den Zustand der deutschen Gesellschaft als jede feuilletonistische Feder in taz oder FAZ. 

Der Papierkorb und ich, wir kennen uns flüchtig. Er fristet schräg über den Gang von meinem Büro, hinter einer Tür, sein dienstbares Dasein. Selten würdige ich ihn eines Blickes, was an meiner routinierten Handbewegung liegen mag, mit der ich mit einer gewissen Geschäftigkeit normalerweise die rauen, saugstarken Papiertücher als Knäuel über ihm der Schwerkraft überlasse. Er fängt sie geräuschlos und professionell auf. Er und ich, wir sind ein eingespieltes Team. 

Letzten Freitag war alles anders. Mein Füller hatte wieder seine inkontinenten Minuten, ich war blau. Wie damals, als ich noch mit Geha schrieb. Dem roten natürlich.* Mein an der Innenseite königsblauer Mittelfinger vom leckenden Schreibgerät der Schweizer Richemont-Gruppe führte mich also zum Handwaschbecken. Und gerade als ich nach Reinigung das Papier dem freien Fall überlassen wollte, sah ich ganz Deutschland in a nutshell.

Auf der Innenseite am oberen Rand des Papierkorbes! – Sie glauben mir nicht? Bitte!

Vermutlich glotzte ich schon lange nicht mehr so dämlich aus meiner Wäsche. Ich denke, an die fünf Minuten starrte ich verstört an des Korbes Rand, nahm ihn hoch, schaute und las immer wieder. Es ging nicht weg. Schließlich machte ich ein Smartphonefoto. Was man halt so macht, um skurrile Momente festzuhalten.

Dort am Innenrand klebte jetzt eine Prüfplakette – so nennt man das wohl –, die den Papierkorb ab sofort als Sicherheitspapierkorb auswies. Direkt neben einer TÜV-Plakette. 

Ich bitte Sie! Ein Papierkorb! Safe!

Ich erinnerte mich, vor wenigen Tagen einen adipösen Ingenieur unter jeden Bürotisch kriechen gesehen zu haben, um dort alle Stecker, Ladegeräte, Kaffeemaschinenkabel, Stehlampen, Mehrfachsteckdosen und sonstigen Elektrokram einem Sicherheitscheck zu unterziehen. „Kaskadierungen“ bei Mehrfachsteckdosen seien sehr gefährlich, glaubte ich den armen Mann murmeln gehört zu haben. (Jedenfalls hatte ich in diesen Tagen in der Nacht gar mal von „Kaskadierungen“ geträumt.) Es war wohl jener gut ausgebildete, hoch qualifizierte, kurz vor der Verrentung stehende Gutachter, der auch den Papierkorb als „safe“ klassifizierte. 

„Sicheres, aber armes Deutschland!“, dachte ich mir. Eine Gesellschaft, in der Menschen ihr Brot damit verdienen, Papierkörbe mit Sicherheitsplaketten zu versehen, zu überprüfen, ob der Korb nächstes Jahr auch noch sicher ist, um ihn dann erneut zu zertifizieren, zeugt von Völlerei an sinnentleertem Tun. Noch schwerer wog für mich die Ernsthaftigkeit, mit der ein Papierkorb in Deutschland als „safe“ qualifiziert wird.

Aber was kann ich auch von einer Vollkaskogesellschaft an Mut und Lebenshunger erwarten, wenn allabendlich die TV-Erzählung vom drohenden Virentod frei Haus geliefert und mit dem apodiktischen #wirbleibenzuhause an der Bildschirmkante paralysiert aufgesogen wird? Wohl nicht mehr als zähneklappernden Dumpfsinn jener, die seit den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts ihr Leben rund um Safer Sex und heute um Sicherheitspapierkörbe organisieren.

Ich denke mir, wir haben es nicht anders verdient. Wir leben in einer Egalität von Niveau und Geist, in der alles, was menschliche Größe ausmacht – Vornehmheit, Würde, Standhaftigkeit oder eine Art „lachender Mut“, wie Hannah Arendt es mal formulierte –, eingetauscht wurde gegen Joko und Klaas. 

Nur noch eine Umdrehung weiter und uns wird empfohlen, sich operativ die Mund-Nase-Bedeckung anflanschen zu lassen. Für ein langes Leben und die Moral, die anderen zu schützen. Safe! „Das sind nun mal die Regeln“ wird es dann heißen.

In ihrem Text „Über das Böse“ schreibt Arendt treffend, „daß die Anrufung von moralischen Prinzipien in Angelegenheiten des alltäglichen Verhaltens gewöhnlich ein Schwindel ist“. Schwindelige Zeitgenossen mit ihren Schwindelmaschinen haben derzeit Hochkonjunktur. 

In der Causa Ukraine scheint diese Maschinerie auf Hochtouren zu laufen, oder wie soll man diesen Artikel von der Bundeszentrale für politische Aufklärung bewerten? Vor gerade mal zwei Jahren veröffentlicht. Den alten Medien passt er nicht in ihr Drehbuch. 

Auch dieser hier nicht.

Irre. Safe! 

Vielleicht sitzt Olaf ja in diesen Stunden über diesen öffentlichen Quellen, kratzt sich am Hinterkopf und denkt sich „Heilige Scheiße!“. Es würde vielleicht erklären, warum er gerade relativ selten zu hören ist.

* Ja, ich war von der Geha-Fraktion, dem Pelikan strategisch überlegen, da doppelseitig nutzbare Tintenpatrone, mit Sichtfenster und natürlich Reservetank. Aber davon andermal mehr.

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15 Antworten

  1. Ich neige ja nicht zu Superlativen, aaber die im Text versteckten … nein, mit dem Text verwobenen … Leseempfehlungen: genial.
    Der Äther funktioniert. Das tut er (eigentlich) immer; nur nicht bei allen.
    Hatte mich gerade heute mit dem Kolomoiskyi (s), Selenskyi (s), Arron Banks’ ein wenig beschäftigt – und schwupps: thematisch passende Kolumne aus dem Haus Langemann. Dankeschön dafür! Verwertbareres Danke ist unterwegs:).

    Über die site anti-spiegel.ru von Thomas Röper kam es heute dazu, mich (noch) näher mit der causa Ukraine zu beschäftigen. Nun, also. Falls ich darf, hier nur eine kleine Leseempfehlung: Warum? https://www.anti-spiegel.ru/2022/warum/

    Nebenbei bemerkt: das Sicherheitsbestreben des TÜV wird in Kürze sehr sicher mit dem Medium BILD abgestimmt werden: erst kürzlich wurde dort von einer ‘Expertin’ das Waschen lediglich partieller Körperregionen proklamiert.
    Der adipöse Ingenieur wird zwecks Zertifizierung der Deutschen, bzw. der in Deutschland lebenden Personen wahrscheinlich nicht mehr bestallt werden, weshalb ich mich für diese extra-ordinäre Aufgabe zur Verfügung stelle:
    Ich trage Perücke, überpudere meine Körpersäfte und wasche schon sehr lange partiell und dazu lediglich sporadisch meinen Körper.
    Duschen? Nee. Baden? Auf gar keinen Fall!

    Es grüßt eine von etlichen Experten. Auch von -innen.

  2. …oder auch an jeder Stufe einer Treppe ein Schild: “Vorsicht Stufe”…
    Kaskandenschaltung von Verlängerungssteckdosen: je nach dem, welcher “Verbraucher” dran hängt, kommt es zu Überspannung – die Billigverlängerungen aus dem Baumarkt haben keinen Überspannungsschutz…man kann bei der Feuerwehr der PTB ganz schöne Beispiele angekokelter Elektrogeräte ansehen…und je nachdem, was dran hängt, kann es auch sehr teuer werden…dafür zu sorgen, daß es nicht brennt, bleibt dann doch sinnvoll…Die BGVA3-Prüfungen haben Zeitintervalle, je nachdem, wie hoch die Fehlerquote ist. Aber, lieber Herr Langemann, Sie haben recht…Ihr Mülleimer, der Fliegenpilz auf dem Schulhof, für den der Direktor juristisch belangt wird, der Quark zu Aluminium in Deodorantien (dampfförmiges Al ist giftig – dazu muß man es aber auf 700 Grad erhitzen – ansonsten wird Al nicht resorbiert und unverändert ausgeschieden) oder Essen in Alu-Schalen als für Kindergartenessen zu gefährlich, ein akademisch entgleistes Bundesinstitut für Risikobewertung BfR…die Corona-Debatte…
    X Beispiele für die hochgradig angstneurotische, gesellschaftliche Entwicklung…mit dem Ergebnis, die echten Probleme gar nicht mehr zu sehen und dauernd die Zeit für selbstgestrickte Pseudoprobleme zu verplempern…und wenn es wirklich ernst und brenzlig wird, kaufen die Deutschen Sicherheitsklopapier und sind in Quarantäne…aber können nicht mehr kochen…leider gibt es ganze Organisationen und auch rechtliche Rahmenbedingungen (z.B. bzgl. Versicherungsleistungen…), die diese Entwicklung unterstützen – und eigentlich einen ganz anderen, unfreien und gefährlichen Quarakter haben…und Vieles kommt aus der EU – Einheitsbananenkrümmung, Einheitssteckdosen, alle Äpfel gleich grün, alle Orangen gleich groß…trotzdem möchte man sicher sein, daß man tatsächlich 1 Liter und nicht 995 ml für den Dieselpreis tankt…

  3. Hallo Herr Langemann,
    was für ein grandioser Artikel und wunderbare Kommentare 🙂
    Ist denn auf der gelben MC auch ein passender Sound drauf 😉 ?!

    Es grüßt ein “Geha-Sympathisant”

  4. Was für ein ernüchternder Artikel der den Verfall unserer Gesellschaft so treffend beschriebt. Weiß eigentlich in diesem Land noch jemand auf was es wirklich ankommt? Trotzdem sehr tolle Kommentare, die mir durchaus auch ein Schmunzeln entlockken. Danke dafür.

  5. Die versprochene “Sicherheit” ist eine Farce des Pharma-Schweine-Kapitalismus, der nicht erst jetzt, aber gerade seit Corona wie eine Krake seine Fangarme in in Richtung unserer aller Freiheit, Gesundheit sowie natürlich unseres Geldes ausstreckt und der unsere (EU-)Politiker zu verbündeten Trotteln – oder schlimmer – zu Gekauften degradiert. Nichts macht das deutlicher als dieser heute Abend ausgestrahlte ARTE-Beitrag: https://www.ardmediathek.de/video/arte/medikamentenmangel-profitgier-mit-todesfolge/arte/Y3JpZDovL2FydGUudHYvdmlkZW9zLzA5NzYwNi0wMDAtQQ.

    Die versprochene “Sicherheit” mit Todesfolge des industriell-militärischen Komplexes kann seit Jahrzehnten immer und immer wieder sowie gerade dieser Tage tagtäglich live und in Farbe im TV und seit geraumer Zeit auch im Internet studiert werden. Auch diese “Sicherheit” mit grauenhaften Folgen dient einzig dem Profit global operierender Rüstungskonzerne, denen es nicht schwerfällt, willfährige Politiker*innen und Journalist*innen zu finden, die die notwendige Propaganda für dieses blutige Geschäft in die Welt tragen.

    Die versprochene, aber bislang nicht gelieferte Versorgungs-“Sicherheit” der Energiekonzerne auf Basis “erneuerbarer” Energien wird insbesondere in Bezug auf “DIE tragende Säule der Energiewende”, sprich Windenergie mit dem Tod unserer Landschaften, unserer Natur und sogar unseres Klimas bezahlt: s. https://www.bod.de/buchshop/generationenprojekt-energiewende-9783755774389

    Lieber Herr Langemann, da lobe ich mir die Sicherheit eines geprüften feuerfesten Papierkorbes.

  6. was für leserkommentare!
    beeindruckt von phantasie und intelligenz der- zum teil- fabulösen texte wage ich gar nicht mehr als dieses kompliment zu posten.
    danke dafür, danke auch für den anlass!

  7. Hannah in einen Top-Jaguar mit edler Maserholzausstattung zu ” legen ” – nicht etwa Hanna Schmidt, die scharfe Nachbarin, nein DIE Arendt, ist konterrevolutionär ( grins ). Ich hätte ja noch einen Montblanc-Masterpiece aufs Buch gelegt.
    Aber stimmt schon, der typisch deutsche Regulierungs- und Normierungswahnsinn erstickt das Leben, die Lebendigkeit und genau so ist die Gesellschaft.

  8. Danke, Herr Langemann für diese skurrile Geschichte! Sie zeigt mal wieder den zum Perfektionisten getrimmten deutschen Sachverständigen, der es sich nie verzeihen könnte, wenn Sie sich an einem Papierkorb verletzen, der vielleicht einen Sprung/Riss oder sonstigen Defekt aufweist. Mit diesem Maßstab sind aber viele Hirne in Deutschland auch nicht mehr safe, wenn man sich anschaut, was so hochgelobt oder zutiefst verachtet wird, vom Austausch der Geschlechter nach Belieben, bis zum “bösen Z”, wie Russland.
    Ich würde mir so manches weitere Zitat von Hannah Arendt zu diesen Themen wünschen!! Leider können wir sie dazu nicht befragen. So bleibt uns weiterhin nichts übrig, als wie bisher den Kopf zu schütteln über soviel teils gefährliche Dummheit!!!

  9. Die deutsche Seele leidet an einer sehr schweren Krankheit, die da heißt “Überregulierungswahn” gepaart mit “Kontrollzwang.”
    Die viel beschriebene “German Angst” (vor Leben und Tod?) machts möglich und “Angst essen Seele auf.”
    Dies führt dann natürlich unweigerlich in stupide “Beschäftigungstherapien” mit denen so
    manch einer sein Brot verdienen darf. Was wiederum zu großem Frust führt. Brot und Spiele
    haben hier bis Dato Ablenkung und Abhilfe geschaffen.
    Diese Zeiten scheinen nun ihrem Ende entgegen zu gehen und die Deutsche Seele wird erneut
    dazu gezwungen aus dem Chaos die Ordnung wieder herzustellen.
    Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

  10. Nach diesem Kommentar gehe ich mit einem breiten Grinsen durch meinen Arbeitstag. Gleich mehrere Erkenntnisse und Fragen. 🙂
    1.) Herr Langemann ist kein Chauvinist. Er lässt auch weibliche Beifahrer zu. Zumindest Hannah Arendt.
    2.) Ich träume Kafka-esk, Markus Langemann Kaska-desk.
    3.) War Herr Langemann bereits in sehr jungen Jahren in der Geha?
    4.) Der vom Berliner TÜV zertifizierte Sicherheitspapierkorb hätte nie zertifiziert werden dürfen. Warum nicht? Corbeille à papier de securité, safety waste-paper basket, Sicherheitspapierkorb – und dann? Man stelle sich einen verzweifelten Menschen im Bürogebäude vor, der auf der dringenden Suche nach einem Sicherheitspapierkorb ist und weder Deutsch, Englisch noch Französisch spricht. Der wäre vollkommen aufgeschmissen. So nicht, lieber Berliner TÜV.

  11. Heiko wars! der Taschenfüller! oder ist es doch Olaf? Nein- Heiko, ganz klar. Wobei der Bezeichnung “Taschenfüller” damals wie heute seine dreifache Bedeutung inne wohnt.
    1. Die Politik, die uns die Taschen füllt- im DDR – Sprech: Die haun uns die Taschen voll-übersetzt: Sie LÜGEN – damals wie heute
    2. Die Politik, die sich die Taschen füllt mit Steuergeld und krummen Geschäften- heute mehr wie damals
    3. Das handliche Schreibgerät aus dem VEB Füllhalterfabrik Wernigerode, mit Segment zur Füllstandsanzeige. schreibt- damals wie heute
    Das Massenprodukt Heiko, zum Diktat für den sozialistischen Einheitsschüler bestimmt, war dem Spitzenprodukt Siltor Kolbenfüllhalter aus dem Hause Garant, mit welchem Verträge unterzeichnet wurden, in allen Belangen hoffnungslos unterlegen. Jedoch beide erfüllten verlässlich ihren Dienst für die Handschrift- egal ob richtig oder falsch- es stand geschrieben. Der Tintenkiller kam dann erst aus dem Westen….Danke ! Herr Langemann und herzliche Grüße

  12. moin,

    so ging es vor Jahren in der Schule meiner Kinder.
    Viele schöne Jahre säumte die Eingangstür des Foyers von innen ein großer ,konisch zulaufender Müllbehälter in Buchenholz mit weiter Öffnung den Eingangsbereich. Mit einem gezielten Wurf konnte schnell alles seinen Weg finden . Dann kam der sichere Mülleimer. Der , der von den Brandvorschriften getragen wird. Einer aus Metall. Einer mit Deckel. Der schnell Wurf war damit passé. Die schmucke Säule aus Holz mit weiter Öffnung und deckelfrei wanderte ins Archiv. Die Nutzung des brandschutzsicheren Mülleimers gestaltete sich völlig anders.

  13. Guten Morgen Herr Langemann,
    ich kenne diese Prüfplaketten nur allzu gut. Wir verwenden sie an Industrietoren, Automatiktüren etc., die wenn elektrisch betrieben, unter der Maschinenrichtlinie laufen. Hier macht es absolut Sinn diese einmal jährlich einer UVV Prüfung zu unterziehen. UVV heißt nicht anderes als nach den Unfallverhütungsvorschriften. Macht wirklich absolut Sinn, denn auch wir hatten leider im vergangenen Jahr in der eigenen Firma einen toten jungen Kollegen zu beklagen.
    Aber an einem Papierkorb – ich bitte Sie. So einen Schwachsinn habe ich auch noch nicht gehört. Wenn der an der Wand befestigt ist könnte man ja nicht mal darüber stolpern! Oder meint Safe in diesem Fall das er leckdicht ist und man auch reinkotzen könnte, wenn man denn müsste….
    Deutschland Du und Deine Gesetze!!! Immer wenn ich im Ausland war und mir Beispielsweise in Spanien so elektrische Rolltore vor irgendwelchen öminösen Läden an guckte, dann dachte ich mir in welchem Hochsicherheitstrakt sich Deutschland doch bewegt! Hier wird nichts dem Zufall überlassen, nicht mal so ein unschuldiger Papierkorb 🙂

  14. Dieser Bürokratie getriebene Plakettenwahnsinn soll Sicherheit und Qualität dokumentieren, kann aber von Betreibern oder deren Mitarbeitern problemlos unterlaufen werden , ist also weitgehend unsinnig. Manipulation kann nicht verhindert werden. Qualität bleibt Vertrauenssache. Für meine zahnmedizinische Praxis bedeuten diese Dokumentationspflichten und Gerätevalidierungen Ausgaben in Höhe von etwa 20% der Personal- und Sachkosten. Der digitale Wahnsinn Telematik beschäftigt eine Mitarbeiterin mindestens 12 Stunden im Monat, weil sie einfach ständig defekt ist. Die Regulierungswut im Bereich der gesetzlichen Krankenkassen führt zu einer frei drehenden Bürokratie, die weitere 80 Stunden im Monat bindet, wohlgemerkt bei einem Behandler und drei Mitarbeiterinnen. Alles letztendlich sinnfrei, aber die sowieso wirtschaftliche angespannte Situation in vielen Praxen wird unnötig weiter verschärft und die für Behandlung der Patienten zu Verfügung stehenden Ressourcen werden dadurch verringert. Der Sicherheitswahn frisst unsere Leistungsfähigkeit auf.

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