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No!

von Peter Löcke //

Chile im Jahr 1988. Die grausame Militärjunta um General Augusto Pinochet ist seit 15 Jahren an der Macht. Mit freundlicher Unterstützung der CIA, die ihn 1973 militärisch wie propagandistisch ins Amt hievte und putschte. Soviel zum Thema Wertewesten.

Nach anderthalb Jahrzehnten Folter, Leid und Tod steht am 5. Oktober 1988 ein Referendum an, das darüber entscheiden soll, ob die Amtszeit Pinochets als Staatschef begrenzt werden soll oder nicht. Ja oder Nein? Si o No? Aufgrund des öffentlichen Drucks aus dem Ausland gesteht Pinochet der Opposition eine kleine Werbekampagne zu. 15 Minuten tägliche Sendezeit gegen das Regime. 15 Minuten gegen eine ansonsten gleichgeschaltete Medienlandschaft. Ein vermeintlich aussichtsloser Kampf David gegen Goliath. Die verfolgte Opposition engagiert den Werbefachmann René Saavedra. Was hätten Sie an Saavedras Stelle getan? Ich komme darauf zurück.

Was würde ich heute mit 15 Minuten Werbe- und Sendezeit im Vorabend-Programm machen? Stilmittel gibt es viele, die auch auf dieser kritischen Plattform zur Anwendung kommen. Aufklärung stünde über allem. Aufklären in Form von Sprache, damit Menschen Informationen erhalten, die ihnen ansonsten im Mainstream vorenthalten werden. Selbstverständlich Kommentare. Kommentare in unterschiedlichstem Tonfall. Mal sachlich, mal wütend und mal humoristisch. Ziel? Die Menschen sollen endlich aufwachen. Das wäre mein Anliegen. Nur erreicht man die Menschen vor allem auf der emotionalen Ebene. Richtig. Bilder also.

Was würde ich heute filmisch tun, damit die Menschen aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen? Was würde ich als Werbefachmann tun? Als Kampagnenleiter würde ich das ganze Ausmaß des menschlichen Leids in Bildern zeigen. Das Ausmaß an Leid, das durch das Corona-Regime ausgelöst wurde. Ich darf Regime sagen. Schließlich benutzten sowohl Olaf Scholz als auch Winfried Kretschmann das Wort Regime für sich selbst. Ich würde Bilder zeigen, die den Schrecken veranschaulichen, der seit zweieinhalb Jahren durch die staatlichen Maßnahmen ausgelöst wurde. Bilder von zerstörten wirtschaftlichen wie menschlichen Existenzen. Kinder und Jugendliche, die ihrer Kindheit und Jugend beraubt wurden. Alte Menschen, die isoliert und alleine sterben mussten. Ihre Angehörigen, die sich nicht von ihren Lieben verabschieden durften. Gespaltene Familien, eine gespaltene Gesellschaft. Ein Land in Depression. Und meine Kernbotschaft wäre No! Nein. Das ist keine Folge von Corona. Das sind Folgen der Corona-Maßnahmen. Die staatliche Therapie ist die eigentliche Krankheit. Das würde ich in Bildern und Botschaften zu zeigen versuchen. Aufklärend, anklagend und wütend. Als Kampagnenleiter und Werbefachmann, der ich nicht bin. Vielleicht wäre das richtig.

Zurück ins Chile von 1988. David gewann gegen Goliath. Die Werbekampagne von René Saavedra war erfolgreich. 56 Prozent der Menschen in Chile votierten mit No! No, obwohl die Bürger mit Si! dauerbeschallt wurden. Das war der Anfang vom Ende der Militärjunta um Augusto Pinochet. Aufgrund des sensationell gewonnenen Referendums kam es ein Jahr später, am 14. Dezember 1989, zu Kongress- und Präsidentschaftswahlen, die den Christdemokraten Patricio Aylwin als demokratisch legitimierten Staatspräsidenten ins Amt brachten.

Warum fasziniert mich diese Geschichte so? Weil René Saavedra etwas tat, was ich niemals getan hätte. Ich wäre noch nicht mal auf die Idee gekommen. Nun gut. Ich bin auch kein Werbefachmann. Saveedra glaubte, dass man durch dunkle Anklagen gegen das Regime das Referendum niemals gewinnen könne. Er zeigte stattdessen ausschließlich schöne Dinge. Sein Slogan war „Chile, die Freude erwartet uns!“

Anschließend zeigte Saveedra eine heile Welt. Er zeigte die Vision eines helleren, besseren Chiles. Er zeigte sonnige Landschaften und glückliche Menschen. Menschen, die sich herzen und umarmen. Menschen mit Leidenschaft, Liebe, und Witz, die Lieder singen. René Saveedra ignorierte Pinochet komplett. Er konzentrierte sich auf die Vision einer schönen freien Welt ohne Pinochet. Er zeigte das, wonach sich die Menschen sehnten und nicht das, was sie täglich erlitten.

Kitschig und nicht auf das Jahr 2022 übertragbar? Vielleicht. Und doch ist die Geschichte wahr. Sie wurde sogar von Pablo Larrain verfilmt. Vielleicht braucht es eine andere Art von No!

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder.

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22 Antworten

  1. Finden Sie es legitim eine Militärdiktatur durch die 3197 Menschen ermordet wurden mit einem, wie Sie es nennen, „Corona-Regime“ ,durch das niemand ermordet wurde, zu vergleichen?

  2. Passend dazu folgende Geschichte : der chilenischen Musikgruppe Illapu wurde nach einer Auslandstournee 1981 die Einreise verweigert –
    wahrscheinlich mit den “üblichen” Begründungen, die Diktaturen ja immer schnell zur Hand haben. Erst 1988 durften sie in die Heimat zurück.
    Darüber schrieben sie eines ihrer bekanntesten Lieder “Vuelvo para vivir” ( “…zurückkommen, um zu leben” ). Was für ein schöner Titel !
    hier der link dazu https://www.youtube.com/watch?v=lc852MTrbZU

  3. Ja die Schreckens Bilder aus Chile vermisste Sohn, Tochter, Mütter und Väter! Ja Schreckliche Bilder! Mit unsere Demokratie wird nicht so weit kommen oder?
    Aber 15 Jahre Scholz,Habeks, Berbocks Regierung machen aus Deutschland wunderschönen grünen Entwicklungsland wie unserer U.S.A Partner schon seit dem 2-Weltkrieg sich gewünscht hat.

  4. Eine schöne, zum Nachdenken anregende Geschichte.

    Frage an spekulativ Denkende: Hätte es nach 15 Jahren Allende-Herrschaft einen Wahlkampf mit freier Meinungsäusserung für die Opposition im TV gegeben?
    Die Auswahl der damailigen Berater (- Kuba, UdSSR) des 1970 mit 36,4% gewählten und gegen die Parlamentsmehrheit regierenden Präisdenten spricht nicht dafür.

    PS Ich verteidige hiermit nicht Pinochet. Fakt ist, dass Allende in Europa sehr viel positiver gesehen wird als in Chile selbst. Und bei der Wahl 1989 war unter den für No! antretenden Parteien die PDC (Christlich-Demokratische Partei Chiles) am stärksten; die PDC war auch 15 JAhre früher eine entschiedene Gegnerin der sozialistischen Maßnahmen des präsidial (- wie gesagt: zuletzt 1972-73 gegen das Parlament regierenden) Allende.

  5. Der Werbefachmann hat folgende Weisheit umgesetzt:

    Wenn du Veränderung willst,
    dann zeige nicht den Weg,
    sondern zeige die

    V i s i o n

    Und das fehlt mir in vielen Medien, egal wo. Es wird immer nur das Übel gezeigt und nicht wie es anders aussehen könnte. Wie gesagt nicht den Weg zeigen, sondern die Vision. Die Menschen sind kreativ, sie finden die Wege.

    Meine Vision:
    Glückliche Menschen, Menschen die ihre Altlasten aufgearbeitet haben (dann müssen Menschen ihr Heil nicht im Außen, über Macht o. ä. Suchen) Menschen, die lachen, tanzen, singen, das Leben leicht nehmen können aber trotzdem reale Probleme energisch + lösungsorientiert angehen können.
    Utopisch? Haben wir es ausprobiert?…

  6. Schönes Beispiel für den Zustand des „Wissens“! Speziell meine ich damit das lexikalische „Wissen“, so Jimmy Wales’ Ziel bei Gründung DER Online-Enzyklopädie. Doch dokumentiert eben diese https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia heute sicherlich mehr und minder den Zustand gesellschaftlichen „Wissens“ allgemein. Das meine ich durchaus selbstkritisch, denn den Namen René Saavedra kannte ich bislang nicht. Zwar hatte ich an der Uni ganz privat mit vielen Südamerikanern und vor allem Chilenen zu tun, doch war das zu Pinochets Hochzeiten, also vor René Saavedra. Aber auch die Wikipedia kennt ihn nicht! Was ihrem Zustand entspricht, der eben wegen seines Zustandekommens dem der Gesellschaft entspricht. Genauer: Sie kennt ihn nicht als Eintrag, also eigenen Artikel, infolgedessen auch nicht als blauen Link oder auch nur roten, der auf einen fehlenden Artikel zeigt. Für einen solch roten Link muss der Name allerdings wenigstens vorkommen. Hollywood sei Dank tut er das auch, und zwar bei der Verfilmung eben seiner Werbekampagne https://de.wikipedia.org/wiki/No! als Hauptrolle sowie ein zweites Mal, raten sie wo? Beim Schauspieler, der diese Rolle verkörperte https://de.wikipedia.org/wiki/Markus_Pfeiffer. Das sind die Gewichtungen in unserer Welt der Fassaden: Filme und Schauspieler sind wichtiger als die Wirklichkeit und füllen daher die „freie Enzyklopädie“ des „Wissens“ dieser Fassadenwelt! Neben wirklich Wichtigem findet sich unendlich viel historisch Unwichtiges.

    Daher herzlichen Dank! Für ein kleines Stück Aufklärung durch die Erinnerung und Bezugnahme an den mir nun bekannten René Saavedra. (Nebenbei ganz ernst: Woher kannten Sie René Saavedra? Und provokant hinzugefügt: Vor 10 Jahren aus dem Kino ,-) Ich werde versuchen, das gesellschaftliche Wissen um ein kleines Mosaiksteinchen zu bereichern und René Saavedra in der Wikipedia zumindest zu einem roten Link formen, der auf einen fehlenden Artikel hinweist und dann hier zu finden sein wird: https://de.wikipedia.org/wiki/Spezial:Linkliste/Ren%C3%A9_Saavedra.

    1. Lieber Herr Schneider,
      Ihnen und allen anderen vielen Dank für Ihr Feedback.
      Zu Ihrer Frage: Ich kannte bis vor einigen Tagen weder Saveedra noch die Geschichte dahinter. Beim Pleisweiler Gespräch mit Ulrike Guérot wurde das Thema dieser Kolumne mehrfach in einer Publikumsdiskussion erörtert. Was kann man tun? Wie kann man aufklären? Wo sind die Künstler in Deutschland? In dem Zusammenhang erwähnte Guérot u.a. den Film No! Anschließend habe ich zu dem Thema (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) recherchiert.
      Die links im Text waren unabsichtlich platziert und verliefen dementsprechend ins Leere. Pardon dafür.
      Im Gegensatz zu diesem link, dem oben erwähnten Pleisweiler Gespräch. Mit ungefährem Zeitstempel, als es um Pinochet geht. 🙂
      https://youtu.be/OHGslfd-j8o?t=2033

      1. Lieber Herr Löcke,
        mit etwas Verspätung, aber umso herzlicher Dank für den Link zum Pleisweiler Gespräch mit Ulrike Guérot!

  7. Wenn der Westen – zu Recht – erwartet, dass Putin angesichts seines brutalen Überfalls auf die Ukraine vor Scham im Boden versinkt oder besser gleich abdankt, sollten sich unsere westlichen Politiker(innen) an die eigene Nase fassen und angesichts des vielfachen Leids der:
    – Einwanderung nach Amerika, Afrika und Australien inkl. Verfolgung der Ur-Einwohner
    – Sklavenhaltung
    – Kolonialpolitik
    – Kriege (u.a. in Vietnam, Afghanistan, Irak, Libyen)
    – Unterstützung diverser Diktaturen, u.a. in Mittelamerika
    – Ausbeutung der Menschen armer Nationen
    – Rüstungslieferungen
    – Radikale sowie schädliche, oftmals nicht zielführende und nicht selten gar tödliche (Suizid,…..) Corona-Maßnahmen
    – Behandlung von Julian Assange und Edward Snowden
    mit gutem Beispiel statt mit Waffenlieferungen und Ausdehnung militärischer Einflusszonen vorangehen.

    Solange die westliche und insbesondere die deutsche Politik selbst zur einfachen Lösung der beiden letztgenannten, besonders schändlichen Punkte nicht bereit ist, stellt das augenblickliche Fingerpointing Richtung Russland bestenfalls Heuchelei, schlimmstenfalls Geldmacherei skrupelloser Rüstungs- und Pharmabosse dar. Verständlicherweise mögen weite Teile der Welt dem westlichen Selbstbetrug nicht folgen. Selbstwahrnehmung und Fremdbild sind diesbezüglich nicht ansatzweise deckungsgleich. Ohne Änderung werden wir in Zukunft den Preis für diese widersprüchliche Politik in Form zerrütteter Staatsfinanzen, Energie- und Rohstoffarmut, kaputter Volkswirtschaften sowie weiterer Kriege, die mehr Waffen in Kombination mit innenpolitischen Krisen immer nach sich ziehen, bezahlen.

    1. Sehr geehrter Hr. Dr. Aßmann,
      ich würde gerne eine relevante Diskussion anstoßen. Ihre Kritik, soweit ich das richtig beobachtet habe, sollte ich irren, bitte ich selbstverständlich um Korrektur, bezieht sich primär und fokussiert auf politische Handlungen. Das erscheint mir in so weit als nicht hilfreich und vor allem bei möglicherweise angestrebter Suche (eigenständigem Nachdenken und Diskussionen) nach positiven Veränderungen für Land und Menschen sogar als sinnlos, wird nicht vorab das System, der Staat, vollumfänglich betrachtet und analysiert.
      So, wie der Staat mit seinen Repräsentanten und Sonderinteressengruppen den Zwangsuntertanen die Rahmenbedingungen für ihr Handeln unter Androhung und Anwendung von Gewalt vorgibt, so ist das Handeln von Politikern durch die im System festgelegten Rahmenbedingungen vorgegeben.
      Alle Privatpersonen sind an das Privatrecht gebunden und dürfen weder Rauben, Täuschen, Drohen, Zwang und Gewalt anwenden, den Wettbewerb behindern oder ausschalten, noch Stehlen und Hehlen, Mitmenschen entführen, misshandeln, ermorden, etc. Der Staat und seine Akteure hingegen dürfen all diese Verbrechen gegen das Privateigentum seiner Zwangsuntertanen sowie über Ländergrenzen hinaus legitim verüben, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden.
      Dass es zu Konflikten und Verwerfungen kommen muss, wenn Personen im Staatsdienst nicht denselben Normen unterliegen wie alle anderen Menschen, liegt auf der Hand.
      So lange über diesen Tatbestand nicht nachgedacht und diskutiert wird, sind jegliche Handlungsanalysen von einzelnen Politikern sowie politischen Gruppen irrelevant, da sie immer demselben Muster folgen werden und müssen, welche nie auch nur ansatzweise etwas mit Handlungen von Privatpersonen gemein haben werden und könnten. Es sind schlichtweg 2 völlig unterschiedliche Welten, die diametral zueinander im permanenten Widerspruch stehen.
      Darünber angestrengt nachzudenken wäre zielführend, sofern als Ziel Friede, Freiheit, Selbstbestimmung und Eigenverantwortung ALLER Menschen sngestrebt wird. Der Staat, wie wir ihn kennen, ist nicht mit dem Freiwilligkeits- und Nichtaggressionsprinzip vereinbar. Das ist eine nachprüfbare Tatsache und sollte daher Anstoß genug für eine offene, respektvolle Diskussion bieten, anstatt sich an bloßen Symptomen abzuarbeiten. Aber das ist nur meine persönliche Meinung, die selbstverstanändlich niemand teilen muss und gerne jeder, der sich angesprochen fühlt, mit Argumenten widerlegen kann.

      Freundliche Grüße
      G. Schmidt

      1. Sehr geehrte Frau Schmidt,
        Sie sind leider einige tausend Jahre zu spät geboren. Ein moderner Staat lässt sich nicht organisieren, wenn es nicht allgemein anerkannte Regel, sprich Gesetze und Verordnungen gibt, die auch mit Nachdruck durchgesetzt werden. In einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft sollten sich die Bürger(innen) darauf verlassen können, dass diese Regel mit Sinn und Verstand erlassen werden. Schließlich bilden diese die Leitplanken allen Handelns. Dazu ist neben Phantasie, Engagement und Diskurs vor allem Sachverstand seitens der Politik vonnöten. Doch bei allen Punkten mangelt es der aktuellen Politikergeneration. Leider lässt sich dieser Mangel auch durch noch so vernünftiges und wohlmeinendes Verhalten der Bürger nicht kompensieren, wie man aktuell sehr gut beobachten kann. Früher hieß es, wer nichts kann, wird Wirt. Heute scheinen sich diese Gesellen, u.a. Habeck, Lang, Kühnert, Esken, Merkel, Lauterbach,…… auf Politik (und notfalls Journalismus) verlegt zu haben. Die Leidtragenden sind wir alle.
        Viele Grüße
        Roland Aßmann

        1. Sehr geehrter Herr Dr. Aßmann,
          vielen Dank für Ihre “Antwort”. Leider sind Sie meiner Diskursanregung vollständig ausgewichen und haben dennoch, wenn auch typisch für Intellektuelle (keine Bewertung, eine reine Feststellung), zwischen den Zeilen Ihre persönliche Stellung preis gegeben. Sie können sich das Zusammenleben und Nebeneinanderleben der Menschen nicht ohne einen (“modernen”) Staat vorstellen, womit Sie nicht alleine stehen, was jedoch jeder Mensch, der sich wie ich für die Freiheit (Souveränität/Unabhängigkeit) aller Menschen (Individuum) einsetzt und wirbt, zutiefst bedauert.
          Sie verteidigen eine freiheitlich-demokratische Ordnung, deren System (Demokratie) ich zur Diskussion mit aufrichtiger Lageanalyse gestellt hatte. Von sog. Regel-/Norm-Verlässlichkeit zu träumenen, die in einem Staatskonstrukt als territorialen Rechts- ud Gewaltmonopolisten mit der Letztentscheidungsmacht über alle Konflikte, inklusive aller Konflikte, in die der Staat mit seinen Akteuren selbst involviert ist, jemals möglich wäre, offenbart leider Ihr Unverständnis von der Praxeologie (menschliches Handeln) sowie Recht ud Unrecht. Gerne führe ich es noch einmal explizit für Sie an: Mit 2 unterschiedlichen Rechtssystemen, indem unterschiedliches Recht seine angeblich legitime Gültigkeit besitzt, sprich:; die einen Personen und Personengruppen dürfen legitim Verbrechen an Mitmenschen begehen (“öffentliches Recht”), ohne für Ihre Handlungen zur Verantwortung und Schadensersatzleistungen herangezogen zu werden, während die Personen die dem Privatrecht unterstehen, keine Verbrechen begehen dürfen und für alle persönlichen Handlungen und Folgen die volle Verantwortung übernehmen und bei Schadensverursachung den Geschädigten Widergutmachung zukommne lassen müssen (wie es für ALLE Menschen gelten sollte!), in einem solchen (Un)”Rechtssystem” sind weder Frieden, Freiheit, Selbstbestimmung noch Eigenverantwortung möglich. Ein Austauschen von Politikern verändert nicht das System der Bevormundung und Ausbeutung der Zwangsuntertanen, sondern ggfs. lediglich graduell die Interventionen und feindlichen Angriffe auf (von Politikern in Machtpositionen) bestimmte/auserkorene Personen und Personengruppen. Verbrechen sind und bleiben Verbrechen.
          Bedauerlich, dass Sie diese Tatsachenfeststellung scheinbar unbedenklich finden.
          Es ist sehr ernüchternd für mich als freiheitlichen Mitmenschen, dass die Masse nach wie vor kein Problem darin zu sehen scheint, Zwang und Gewalt gegen Mitmenschen einzusetzen, um eigene Ziele zu erreichen und eigene Bedürfnisse zu befriedigen. Ein unlauteres Mittel, Verbrechen, welches für mich persönlich nicht ins 21. Jh. passt und ich grundsätzlich ablehne. Schade, dass Sie keine Diskussion über das System führen wollen.

          Freundliche Grüße
          G. Schmidt

        2. Sehr geehrter Herr Dr. Aßmann,
          wie darf ich Ihre erste Aussage interpretieren: “Ich sei leider einige Jahrtausende zu spät geboren?” Persönlich bin ich zutiefst dankbar im 21. Jh. leben zu dürfen und nicht im Mittelalter, womit ich vermutlich nicht alleine stehe.
          Leider weichen Sie meiner Grundsatzfrage aus, worin ich – bitte korrigieren Sie mich, wenn ich irren sollte – meine Vermutung bestätigt sehe, dass Sie sich persönlich ein Leben ohne einen Staat, also ohne ein Herrschaftssystem mit übergeordneteten Personen und Personengruppen, die über ihr territoriales Gebiet und die dort lebenden und sich bewegenden Menschen bestimmen dürfen sollen, nicht vorstellen können.
          Bedauerlich, dass Sie Herrschaft, welche immer Zwang ud Gewalt beinhalten, nicht grundsätzlich ablehnen.

          Freundliche Grüße
          G. Schmidt

        1. Sehr geehrter Herr Dr. Wessel,
          vielen Dank für diese interessante Frage.
          Ich persönlich lehne jedewede Form der Herrschaft ab, plädiere und werbe daher seit Jahrzehnten für eine freie Gesellschafts- ud Wirtschaftsordnung, der eine Privatrechtsgesellschaft gleich kommen würde, weshalb ich mich nicht mit Gedanken eines wie auch immer organisierten territorialen Herrschaftsgebietes beschäftige. Da wir alle jedoch in einer Welt leben, die in territoriale Staatsgebiete mit Herrschaftsstrukturen aufgeteilt wurde und bei eingehender Analyse alleine des deutschen Staatskonstruktes, erscheint es mir persönlich unrealistisch anzunehmen oder auch zu befürworten, das Staatskonstrukt von jetzt auf gleich aufzuheben, zu beenden, wegzunehmen oder wie auch immer man das dann bezeichnen möchte. Das wird nicht passieren und würde bei realistischer Betrachtung sehr wahrscheinlich zu Beginn zu großem Chaos führen, was sicher niemand möchte. Ich zumindest nicht, da großes Chaos i.d.R. mit großen Verwefungen einhergeht. Somit wäre nach meiner persönlichen Analyse realistisch und zielführend – besteht ein mehrheitliches Interesse der Menschen an Freiheit, Frieden und Selbstbestimmung in diesem Land – mit einem massiven Rückbau des Staates, seiner Institutionen und damit auch der anhängigen überbrodenden Bürokratie zu beginnen, plus der sofortigen Einführung der Politikerhaftung und der Festelgung des absoluten Respektes vor fremdem Eigentum. Würde die Wirtschaft wieder von ihren Staatsketten befreit, das Privateigentum wirklich geschützt und das Freiwilligkeits- und Nichtaggressionsprinzip für alle Wietschaftssubjekte in diesem Land verbindlich Geltung besitzen, würden die Menschen im realen Leben feststellen, um wie viel es allen besser geht, wenn kein Staat mehr willkürlich in das Leben und Wirtschaften aller Menschen ein- und zugreifen dürfte. Es könnte eine Brücke darstellen, von Herrschaft zu Privatrechtsgesellschaft.
          Leider kann ich nach wie vor bei der großen Mehrheit der Menschen in diesem Land primär sozialistische und leider auch zunehmend totlaitäre Tendenzen feststellen, die scheinbar erst wieder ihre volle Zerstörung entfalten müssen, die sich ja sicht- und spürbar katalysiert immer weiter Bahn brechen – um erneut das Scheitern dieses sozilaistischen Experiments zu offenbaren, wie alle anderen zuvor in Deutschland und der Welt auch schon und die Menschen erst wieder vor einem erneuten Scherbenhaufen mit erneut hohen Kosten stehen müssen, um wieder umzudenken und von ihren Irrwegen abzukommen.
          Spannende Zeiten und gerne teilen Sie Ihre Ideen, sofern Sie welche für dieses Land und seine Menschen haben.

          Herzliche Grüße
          G. Schmidt

  8. Chile…?
    Stets kein Grund für Jubel:
    Pinochet wirft in Chile extrem lange Schatten.
    Ist so.
    Die aktuelle Verfassung stammt aus dieser Zeit
    einer grausamen Folter-Diktatur.
    Trotz der völlig gegenteilig neuen Regierung,
    die, vor nicht allzu langer Zeit, von den Chilenen
    in das Amt gewählt wurde.
    Beweis:
    September 2022.
    Denn erst vor wenigen Tagen scheiterte in Chile
    ein Referendum für eine neue, eine humane und
    soziale, chilenische Verfassung.
    Bis leider hierhin, ergo bis aktuell heute, war
    diese damalige o.g. Werbung, für andere und
    stabile Entwürfe der Gesellschaft, offenbar ungenügend.
    Leider.

    Lucy

    PS:
    Zu erinnern ist, in diesem Kontext, zudem an die
    “blühenden Landschaften”, die, zur Wende in
    Deutschland, hier versprochen wurden.
    Wo sind sie denn nur…?!

    1. “… für eine neue, eine humane und soziale, chilenische Verfassung …”

      Viele Chilenen beurteilen das anders und sehen im Übrigen auch Allende nicht in dem rosigen Licht, das in Deutschland üblich ist.

  9. Saveedra erinnert an Ludwig Erhard und auch die weiteren Entwicklungen.

    Chile hatte sich von einer Militärdiktatur befreit – die wir ebenfalls hatten – und wieder der Demokratie zugewendet, nachdem die Zerstörungen von Gesellschaft und Land nicht mehr halt- und tragbar waren – wie einst in Deutschland -, dann aufgerüttelt durch einen liberalen Vertreter der freien Marktwirtschaft (in Chile Rene Saveedra) eine christdemokratische Landesführung/Neuausrichtung eingeläutet – wie im Nachkriegsdeutschland mit Ludwig Erhard -, jedoch unter unverändertem, bestehendem Herrschaftskonstrukt namens Demokratie – wie in Deutschland -, wodurch sich erneut sozialistische Politiker und Sonderinteressensgruppen zunehmend durchzusetzen begannen – wie in Deutschland – und schließlich aktuell ab 2022 in Chile vollständig dem Sozialismus wieder Tür und Tor geöffnet haben mit der Wahl von Boric und einer sozialistischen Landesführung – wie in Deutschland, nur mit kleiner Zeitverzögerung.
    Die Parallelen sind in der Tat eindrücklich und bei genauer Betrachtung der auffällig identischen und konzertierten Zusammenarbeit und Maßnahmen aller Regierungs- und Staatschefs weltweit (bis auf wenige Ausnahmen) bzgl. Gesundheitssozialismus, Klimasozialismus, neuem Feminismus, etc., braucht es in der Tat weltweit unzählige Saveedras und Erhards, um der wieder seit Jahrzehnten tobenden dekonstruktionistischen (sozialistischen) Zerstörungswut Einhalt zu gebieten. Es wird wahrlich auch immer notwendiger zu formulieren und sich einzusetzen FÜR die Freiheit und Selbstbestimmung ALLER Menschen, was in einer Privatrechtsgesellschaft möglich wäre, jedoch niemals in einer Demokratie. Solange das nicht erkannt und verstanden wird, helfen die besten Formulierungen nicht weiter und diese Erkenntnis kann ich leider immer noch nicht wirklich erkennen.

    Abschließend möchte ich noch eine Buchempfehlung aussprechen:
    „Demokratie. Ein Gott der keiner ist“,
    von Prof. Hans-Hermann Hoppe

    Mit freundlichen Grüßen
    G. Schmidt

  10. Wunderbar geschrieben, sowohl von Herrn Löcke als auch von Frau Weituschat. Ja die Chilenen sind schon etwas besonderes unter den Südamerikanern! Ich selbst war vor 6 Jahren in Santiago und konnte dennoch die Unterschiede zwischen arm und reich deutlich erkennen. Auf der einen Seite Santiago modern, mondän ein bischen Honeckerarchitektur, auf der anderen Seite die Elendshütten die man als Reisender nur aus der Ferne sieht. Auf meinem Flug von La Paz Bolivien nach Santiago lernte ich eine deutsche Lehrerin kennen, die seit mehreren Jahren dort tätig war. Wir führten ein sehr angeregtes Gespräch über Südamerika überhaupt und kamen auch auf die Besonderheiten der Chilenen zu sprechen. Dieses Land ist wunderschön und die Chilenen sind ein stolzes Volk mit Recht! Ich habe mich frei bewegt und bin sogar in der Fußgängerzone von einem chilenischen Ehepaar angesprochen worden mit dem Hinweis, ich solle doch bitte meinen Rucksack nach vorne tragen, aus Sicherheitsgründen um nicht beklaut zu werden.
    Gestern Abend schaute ich dann mal wieder die Öffis mit einem Bericht über ein Impfzentrum in Sindelfingen. Sowohl die 2 Ärzte als auch die paar Impflinge die interwievt wurden, beteuerten sich gegenseitig wie toll doch die neue Giftbrühe für die Untervarianten des Omikrons doch seien, wie sicher und wirksam. Ich saß strickend im Sessel, für den Moment legt ich die Nadeln beiseite, schlug die Hände über den Kopf zusammen und dachte mir so, einige haben es immer noch nicht begriffen…..

  11. Spricht mir aus dem Herzen – die Menschen müssen sehen, dass das Leben schöner sein kann!

    Der Erdball ist groß, bevölkert von Vielen,
    die vorwiegend folgen den eigenen Zielen.
    Das geht mal ganz gut, mal läuft es auch schlecht…
    Denn so ist das Leben: so bunt und so echt.

    Der Eigenbrötler bleibt gerne alleine.
    Die Hobbyisten gründen Vereine.
    Verbessrer der Welt – wert aller Ehren –
    woll‘n schwungvoll was schlecht läuft ins Bess‘re verkehren.

    Dem Einen fehlt nichts außer Zeit oder Ruhe,
    ein Andrer steigt aus aus Komfort und Getue.
    Familien, Verreisen, Theater und Sport,
    Garten und Bildung, Engagieren vor Ort…
    Die Meisten sind frei, Leben selbst zu gestalten,
    der Staat soll das Nötigste stets nur verwalten.
    Gesetze regeln, was grad noch gebührlich.
    Die Freiheit des Menschen ist Grundrecht – natürlich!

    Doch dann kommt im Gleichschritt bombastische Panik.
    Als wäre die Welt eine Riesentitanic,
    vom Sinken, vom Sterben unrettbar bedroht.
    Beim „Weiter so“ wären wir morgen schon tot.

    Aus Angst vor dem Tod wird das Leben beendet.
    „Abstand“ ist „Nähe“! So mancher verendet
    ohne die Hand, die ihn hält. Völlig einsam.
    Das geht jetzt nicht anders. „Allein“ ist „gemeinsam“.

    Horrorprognosen die Blicke verblenden.
    Home-Schooling, Home-Office, Home-Violence trenden.
    Bars, Kneipen, Kulturstätten – alles geschlossen.
    Die Meisten sind drum aber gar nicht verdrossen.
    Sie fühlen sich stark, wenn die Freiheit verreist,
    was im Neusprech jetzt „solidarisch-sein“ heißt.

    Die Grundrechte, die unveräußerlich sind,
    werden gekappt – sind jetzt Keller-Kind.
    Die unantastbare menschliche Würde
    ist gesetzgebungstechnisch so keine Hürde.
    Eine strenge Regierung macht das Volk infantiler,
    die Gruppe der Folgsamen immer stabiler. 

    Doch da sind noch die Ander’n, die Fragenden,
    nicht die unfreie Sicherheit Jagenden.
    Die woll’n alles geben
    in Gemeinschaft zu leben
    mit Eigenverantwortung Tragenden.

    Gesellschaftlich ganz weit nach außen gedrängt,
    von Familie und Freundeskreis abgehängt,
    entsteht dort ein Pool,
    (eigentlich cool),
    der reich dich mit menschlicher Wärme beschenkt.

    Und so nehmen wir vieles jetzt selbst in die Hand
    und vernetzen Talente dort draußen am Rand:
    Konzerte, Kultur,
    manchmal feiern wir nur…
    Willkommen im FREUNDLICHEN WIDERSTAND!

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„Kontroversen sind kein lästiges Übel, sondern notwendige Voraussetzung für das Gelingen von Demokratie." Bundespräsident Dr. h.c. Joachim Gauck a.D., vor nur 5 Jahren in seiner Rede zum Tag des Grundgesetzes.