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Rosa Elefanten sterben nicht aus.

von Peter Löcke //

„Denken Sie eine Minute lang nicht an rosa Elefanten!“ 

Dieser Satz und das Phänomen, das dieser Satz beschreibt, sind den meisten Menschen inzwischen bekannt. Natürlich hat anschließend jeder Mensch rosa Elefanten vor seinem inneren Auge. Die Negierung in der Aufforderung ist bedeutungslos. Niemand kann etwas lesen oder hören und sich im gleichen Moment davon distanzieren. Der Gedanke wird gedacht, das Bild wird im Kopf gemalt. Und doch wird das Phänomen unterschätzt, weil es nicht immer so offensichtlich ist. Rosa Elefanten, wohin man schaut. In der privaten Kommunikation, in der Politik, in den Medien. Die Politologin Prof. Ulrike Guérot erwähnte es in ihren eigenen Worten beim sehenswerten Gespräch mit dem Verleger Markus J. Karsten.

Guérot sprach nicht von Elefanten, sie sprach vom bewussten Setzen eines Begriffs oder eines Tabu-Themas zu Beginn der Corona-Krise und zu Beginn von Krisen im Allgemeinen. Impfpflicht, Aufhebung von Grundrechten, digitale Gesundheitspässe und vieles mehr. Dazu werde es nie kommen. Wirklich nicht. Versprochen. Ein Blackout, die Gefährdung der deutschen Energieversorgung? Niemals. Da müssen Sie sich als Bürger keine Sorgen machen. Wichtig war hier nicht, dass Politik wie Medien solche Pläne und Szenarien empört ausschlossen und ins Reich der Verschwörungstheorie verbannten. Wichtig war, dass Unaussprechliches ausgesprochen wurde. Wen interessiert schon das empörte Nein? Der rosa Elefant wurde sichtbar und denkbar. Die Tabuthemen müssen zunächst gesetzt werden. Das Unsagbare muss sagbar werden. Vermutlich ging es im März 2020 vielen Lesern wie mir. Beim Aussprechen des Unaussprechlichen, ob nun negierend oder nicht, wurde ich intuitiv misstrauisch. Warum ist das so?

Begleiten Sie mich in einen konstruierten, aber dennoch realistischen Alltag. Ich verlasse meine Wohnung. Ein Nachbar, den ich nur flüchtig kenne, verwickelt mich in einen Small Talk. Er erwähnt von sich aus, dass er niemals seine Kinder schlagen würde. Das erwähnte er bereits in der vergangenen Woche. Beruhigt mich das? Natürlich nicht. Dann frage ich mich, warum mein Nachbar eine Selbstverständlichkeit betont und wiederholend das Thema von sich aus anschneidet. Anschließend gehe ich in den Supermarkt. Die freundliche Kassiererin fragt mich zum xten Mal, ob und wann endlich auch ich freiwillig die hauseigene Treuekarte haben möchte, um Punkte zu sammeln. Das wäre doch nur zu meinem finanziellen Vorteil. Die Penetranz und die Betonung des Wortes „freiwillig“ bewirken bei mir genau das Gegenteil. Dadurch fühle ich mich unter Druck gesetzt. Sie sehen Parallelen zur betont freiwilligen Impfung? Ich auch. Nach dem Supermarkt entschließe ich mich spontan zu einem Bier in der Kneipe meines Vertrauens. Dort gehe ich unregelmäßig hin, treffe aber regelmäßig die üblichen Verdächtigen. Das meine ich wertfrei. Jedem Tierchen sein Plaisierchen. Mein stark angetrunkener Tresennachbar betont, dass er wirklich keine Probleme mit Alkohol habe. Ich schaue auf seinen vollen Deckel und stelle erschrocken fest, dass ich nach diesem Konsum den Notarzt bestellen müsste. Zuhause erwartet mich meine Frau. Sie sagt mir nicht, dass Sie mir treu ist. Gut so. Manchmal und wohl dosiert fühlt es sich durchaus schön an, das zu hören. Ich gestehe aber, dass ich misstrauisch werden würde, würde Sie den rosa Elefanten der Treue an die Wand malen. Ich würde stutzig werden, wenn Sie von einem auf den anderen Tag immer wieder betonen würde, dass Sie mir treu ist. Was hat all das mit Politik zu tun? Nichts. Vielleicht aber auch alles.

Zurzeit wird wieder ein Mal vieles ausgeschlossen. Vieles wird negiert. Lockdowns wie 2020 und 2021? Die wird es nie wieder geben. Nicht in dieser Form. Versprochen. Das Wiederbeleben des Themas Impfplicht? Das wird nicht passieren. Versprochen. Vielleicht gäbe es im Herbst und Winter ein paar notwendige Einschränkungen wie Maskenpflicht in Innenräumen. Aber mehr nicht. Wirklich nicht. Es sei denn … es sei denn, was? Beruhigt mich das also? Natürlich nicht. Wieder werden rosa Elefanten sichtbar gemacht. Wieder werden die Themen gesetzt. Wieder wird das Unaussprechliche ausgesprochen und ausgeschlossen. 

Und doch habe ich Hoffnung. Immer mehr Menschen erkennen das Spiel rund um die rosa Elefanten. Warum? Die polit-medialen Protagonisten verhalten sich dabei immer häufiger wie Elefanten im Porzellanladen. Und diese Elefanten im Porzellanladen treten in sämtlichen Farben auf. Vor allem grüne und rote.

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder.

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11 Antworten

  1. Nachdem nun heute das BVerwG die Klage der Offiziere gegen die Duldungspflicht der C-Impfung abgeschmettert hat (alles rechtlich einwandfrei, der Nutzen der Impfung überwiegt das Risiko etc.) und ich mich persönlich nach der Lektüre der Schriftsätze des von den Klägern beauftragten Rechtsanwaltsteams fragte, wie überhaupt jemand an dieser Argumentationskette vorbeikommen kann, wurde ich wieder einmal eines Besseren belehrt. Hier sind offenbar Kräfte am Werk, denen derzeit nicht beizukommen ist. Bleibt im Zweifel die eigene Entscheidung unter Inkaufnahme der Konsequenzen.

    Das Pferd ist offenbar tot, also steige ich jetzt ab und diskutiere oder kommentiere dieses C-Thema nicht mehr. Hier regiert das Primat des Faktischen, dem zu diesem Zeitpunkt scheinbar nicht beizukommen ist.

    Beste Grüße.

  2. „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht und wenn er auch die Wahrheit spricht“. Wir haben immer und immer wieder glauben wollen, denn wenn die Lüge absurd wird können wir uns nicht vorstellen, dass dies Realität ist. Sind wir freundlichen Menschen nicht auch so erzogen worden, dass wir an das Gute glauben, an den Menschen der nichts Böses will. Ich jedenfalls habe lange gebraucht um zu verstehen, wo mich mein Gutglaube an unsere politischen Vertreter nun gebracht hat. Spätestens seit über 2 Jahren ist nun Schicht im Schacht bei mir. Frei nach Erdingers Absacker: „Nun hilft wahrscheinlich nur noch: Smartphones wegschmeißen, alte Handyknochen aktivieren und Flugblätter verteilen“. Zum rosa Elefanten gibts doch auch eine Aussage, weis nicht mehr von wem, aber es ging ungefähr so: „Wir stellen ein weiteres Ziel das wir anstreben in den Raum und schauen auf die Reaktion“. Die Salamitaktik. Und Früherziehung für künftige Aussenpolitiker‘innen fängt nun beim Barbie rosaroten Panzer an. Ach wie süß ist unsere Welt geworden.

  3. Zu diesem Thema kommt mir zuallererst der Gedanke, “Sag nicht was du nicht willst, sondern sag und vielleicht noch wichtiger mach was du willst”. Aus meiner Sicht lernt man durch Vorbilder. Mich wundern die Ereignisse dieser Zeit nicht mehr, die guten Vorbilder sterben aus. Sie passen sich notgedrungen der Umwelt an, wenn sie nicht stark genug sind um gegen den Strom zu schwimmen. Es ist auch eine Frage der Ausdauer.
    Also liebe erstrebenswerte Vorbilder wo bleibt ihr? Ich möchte euch folgen. Das sagt einer der nicht die nötige Energie hat.

  4. Ich bin weder bibelfest, noch in dem Verein, aber spontan fallen mir doch zwei Zitate ein: Eure Rede sei Ja, Ja, Nein, Nein! Was darüber ist, das ist von Übel.
    Und: Jagt die Händler aus dem Tempel!
    Bei mir entstehen kristallklare Assoziationen dazu, aber ich kann mir an Wandel, Erkenntnis und Konsequenz im Umfeld wie auch global visualisieren, was ich will, es tritt einfach (noch!) nicht ein.
    Und dieser rosa Elefant im Hintergrund will auch partout nicht verschwinden.
    Aber ich gebe auch trotzdem oder deshalb (noch) nicht auf, auch wenn ich täglich perplex darüber bin, was alles möglich ist, was geschieht!

  5. Greta Thunberg 2019. Meine Konsequenz war 3 Monate Nasa Klimadaten analysieren. Nachdem ich mehrere stark unterschiedliche Datenbanken aus unterschiedlichen Zeiten gefunden habe, je älter, desto harmloser, wusste ich um den Klimakrisenfake und wurde nich neugieriger. Heute hat mir Greta nur klargemacht, daß Lüge das Fundament unserer derzeitigen Agenda ist.

  6. Vor allem der Schlusssatz hat es in sich! Gibt es den Unterschied zwischen einer Wassermelone und einem(r) grünen Politiker(in)? Nein, denn aussen grün und innen rot bleibt bei Beiden! Ich verstehe die Politik der Grünen und der Roten nicht, weil sie mehr interessiert sind an einer Diätenerhöhung als an der Lösung der vielen anstehenden Probleme, denn die kann man ja schwarz reden?!

  7. Wohl wahr! Je öfter Dinge ausgesprochen werden umso misstrauischer wird Mann oder Frau. Das hat so etwas von man kann so oft die Unwahrheit sagen bis man selbst das glaubt was man permanent wiederholt. Oder anders ausgedrückt jede Beteuerung sollte einen stutzig machen vor allen Dingen dann wenn sie sehr oft wiederholt wird.

  8. toller humor, schöne wortspielereien , die menschliche absurditäten im visier haben.
    ich lechze allerdings auch nach taten, die folgen müssen….
    das wort ist geduldig, ich nicht mehr….

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