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Wahlverwandtschaften

von Peter Löcke //

In den letzten Wochen gab es viele bissige Kommentare über die Bundestagswahl und das Kandidaten-Schrottwichteln. Ich werde sie sprachlich wie inhaltlich nicht toppen können und wähle einen anderen Blickwinkel. Für kritische Beobachter, für mich und viele Leser, waren die für Lockdowns und Notstandsgesetze verantwortlichen Parteien untragbar und unwählbar, weil schuldig des Demokratieverrats. Meinem demokratischen Gewissen folgend, musste ich nun in der Konsequenz eine lockdownkritische Partei wählen. Mein Problem? Genau die gelten in meiner gesamten Wahlverwandtschaft als undemokratisch. Das ist ein Dilemma, eine griechische Tragödie, eine lose-lose-Situation. Ich wurde und werde zum Nichtdemokraten, entweder vor mir selbst oder in den Augen der Gesellschaft.
Vielleicht liegt der Fehler bei mir. Das sollte man im Leben nie ausschließen. Vielleicht hat meine große Wahlverwandtschaft Recht und ich bin da sektengleich in etwas hineingeraten. Wie konnte ich so weit sinken? Wie konnte ich zum radikalen Demokratisten werden und auf die politisch schiefe Bahn geraten? Dafür muss es Gründe geben. Es ist der Versuch einer Selbstkritik. Vielleicht gibt es ähnliche Schicksale und Leser, die sich in meiner Vita wiederfinden. Vielleicht können wir eine Selbsthilfegruppe gründen. Vielleicht gibt es Menschen, die mir Tipps geben können, wie ich wieder auf den rechten bzw. linken Pfad der Tugend zurückfinde. Zurück zum solidarischen Staatsbürger. Ich erhoffe mir ein Feedback, außerdem Erkenntnis und Katharsis beim Schreiben.
Ich bin im Westen Deutschlands sozialisiert worden in einem linksliberalen Elternhaus. Demokratisch wohlbehütet. Ein verinnerlichtes DDR-Diktatur-Gen ist somit auszuschließen. Ansonsten würde ich mich vertrauensvoll an Merkels Ostbeauftragten Wanderwitz wenden, um Läuterung zu erfahren. Bis Ende der 1990iger Jahre war ich ein unauffälliger Vorzeigedemokrat, ein guter Mensch. In der Regel wählte ich die SPD. Einer von vielen Gründen war historischer Stolz. Schließlich war es die Partei, die gegen die Ermächtigungsgesetze 1933 stimmte. Einmal wählte ich gar grün. Ja, grün. Ich stehe zu meiner Vergangenheit. Ich war jung und brauchte kein Geld.
Durch und durch mit Demokratie geimpft, zeigten sich in mir erste Demokratismus-Durchbrüche am Ende des ausklingenden Jahrtausends. Nach über 50 Jahren zog Deutschland wieder in einen Krieg. Schlimm. Noch schlimmer war, dass dies unter einer rot-grünen Regierung geschah. Der grüne Turnschuh-Minister Fischer log, dass sich die Balken bogen, der rote Baron Schröder gestand immerhin im Nachgang ein, dass Deutschland gegen geltendes Völkerrecht verstoßen habe. Mein politisches Weltbild brach zusammen. Ich suchte kurzzeitig Seelenheil bei der CDU, doch Merkel, kaum an der Macht, folgte der USA vasallentreu von einem Krieg in den nächsten. Es kam, wie es kommen musste. Ich schloss mich der Volks-Partei der Nichtwähler an. Das tat ich bewusst, aber das machte mich zum Sünder, zum Nichtdemokraten.
Noch aber gab es Hoffnung für mich. Jahre später entstand eine neue, eine blaue Partei. War dieses Blau braun, war es ein Zeichen für einen Rechtsruck in der Gesellschaft oder war nicht eher Merkel der Grund, weil sie eine gesamte ehemals konservative Partei auf die linke Seite zog und somit Platz schaffte? Das ist Ansichtssache. Wie es sich für einen Demokraten gehört, sang ich anfangs im Chor jener mit, die diese neue Partei als rechtsradikal und gefährlich einstufte. So viele Menschen können schließlich nicht irren. Nichts ist gefährlicher als Faschismus. So mein Weltbild. Der Meinung bin ich bis heute. An dieser Stelle meines Lebens machte ich zwei weitere Demokratiefehler. Ich ging den Dingen auf den Grund, indem ich meine vormals einseitige mediale Ernährung umstellte. Außerdem sprach ich nun mit den Menschen statt über sie. Ich wurde also wiederholt kontaktschuldig im Sinne der demokratischen Anklage. Zwar war ich in vielem nicht der Meinung der neuen Partei, aber dennoch: Ich traf auf intelligente, empathische Menschen. Meine persönliche Erfahrung entsprach so gar nicht dem Bild des primitiven, radikalen Wutbürgers, welches in Dauerschleife medial gezeichnet wurde. Mein Weltbild geriet noch mehr ins Wanken und dann, ja dann, kam zu allem Übel Corona. Nach 1933 wurden erneut Notstandsgesetze beschlossen. Wie damals war es alternativlos. Man nannte es Bevölkerungsschutzgesetz. Vielleicht gab es Copyright-Probleme und man durfte deswegen den Begriff „Gesetz zur Behebung der Not“ nicht verwenden. Das entzieht sich meiner Kenntnis. Anderthalb Jahre später ist all das eingetreten, was im März 2020 noch krude Verschwörungstheorie war. Und nun hatte ich die Qual der Wahl. Wähle ich undemokratisch oder undemokratisch?
Am Wahlabend sah ich wie in Trance: Faites vos jeux. Rien ne va plus. Die Kugel rollte und fiel auf Rot. Man muss kein Prophet sein, um zu erahnen, dass nun das Gebalze folgt, sprich Koalitionsdiskussionsorgien. Jeder könnte mit jedem ins Bett, alle verweigern den Beischlaf mit der AfD. Es wird bei diesem Koalitions-Kamasutra auf einen Dreier hinauslaufen und beim gemeinsamen Höhepunkt das Klima- und Lockdownlied gesungen. Mir kommt es dabei nicht.
Es war kein schöner Wahltag für mich. Ja, ich war wählen. Endlich nicht mehr Nichtwähler. Und trotzdem war es ein Kreuz mit dem Kreuz. Meine Metamorphose zum Nichtdemokraten, zum Demokratisten scheint vollendet. Ich schäme mich vor meiner Wahlverwandtschaft. Die possierliche TV-Elefantchenrunde habe ich leider verpasst. Mir war nach einem Buch. Da sich in meinem Kaffee zu viel Cognac befand, verschwommen die Verse nach einer Weile.

Habe nun, ach! 

Rechts links und Mitte,
Sämtliche Farben

Und leider auch Grün
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.

Da steh ich nun, ich armer Tor! 

Geh wählen mit nem Trauerflor.

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder.

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24 Antworten

  1. In einer Welt, in der sich Gewissheiten in Wohlgefallen auflösen, weiß man irgendwann nicht mehr, wo man selbst steht. Das geht nicht nur Ihnen, Herr Löcke so. Für diese Erkenntnis braucht es keine Selbstkritik, sondern die alte Erkenntnis, die Nietzsche zugeschrieben wird: „Wenn man lange in einen Abgrund schaut, schaut der Abgrund auch in einen.” Es hilft, ab und zu den Blick von den aktuellen gesellschaftspolitischen Abgründen abzuwenden und sich den schönen Dingen im Leben zuzuwenden, so schwer es in diesen Zeiten auch manchmal fallen mag.

  2. Ganz ehrlich, Vertrauen in die gesamte AfD habe ich auch nicht, aber im Moment ist das Demokratie Verständnis in der AfD Fraktion im Bundestag dasjenige, das ich mir von den Grünen und vor allem auch von der FDP gewünscht hätte.
    Hätten die Grünen Widerstand gegen die merkelsche Corona Agenda geleistet, wäre Habeck wohl der nächste Bundeskanzler geworden. Auch in den etablierten Parteien hat sicher eine Minderheit begriffen, dass 3000 an Corona Verstorbene (Council of Disease Control) von 60.000 „Corona Toten“, die in Deutschland 2020 mit Corona verstorben sind, keine Übersterblichkeit bedeuten können.
    Diese Chance hat der Führungszirkel der Grünen nicht wahrgenommen, eventuell ist es besser so. Ganz im Gegenteil, das liberale Element, welches lange Zeit mit den Grünen in Verbindung gebracht wurde, haben alte Marxisten wie Kretschmann mit ihren gegen die Freiheit des Individuums gerichteten Allmachtsphantasien platt gemacht.
    Lindner und Kubicky waren viel zu lange antiliberal, das Thema Gewaltenteilung, das entscheidende Thema heute, haben sie, wenn, nur sehr verhalten angesprochen. Bundesrichter lassen sich von der Bundeskanzlerin beim Abendessen die Welt erklären?
    Die ganz jungen Wähler haben zu je zu einem Viertel die Grünen und die FDP gewählt, wollen wir hoffen, dass die alten Betonköpfe dort realisieren , wohin die Entwicklung geht. Ganz bestimmt nicht einseitig zu Fridays for Future, aber hoffentlich zu mehr Nachhaltigkeit und Weitsicht statt angstgesteurter Selbstaufgabe. Mich hat dieses Wahlverhalten der jungen Menschen auf jeden Fall sehr gefreut und zuversichtlich gemacht.

  3. An dieser Wahlniederlage der UNION hatte die komplette UNION Schuld, nicht nur Laschet, dem ständig in die Kniekehlen getreten wurde. Die Hauptschuldige an diesem Desaster ist jedoch Angela Merkel, die unbedingt die am längsten andauernde Kanzlerschaft ihr Eigen nennen wollte. Ein paar Prozentpunkte hätte der Kanzler Bonus und ein faires Verhalten Söders Armin Laschet und der UNION schon eingebracht. Wäre dazu noch ein Narrativ von der UNION an die Wählerschaft vorhanden gewesen, wäre ein Ergebnis um die 28% drin gewesen. Als “schreibender Zeitzeuge” auf meiner Webseite Fortunanetz-Aktuell stand ich bei dieser Wahl, die mir nur die Wahl von unsäglicher Mittelmäßigkeit lies einigermaßen ratlos vor dem Wahlzettel und wählt eben…..Mittelmäßige und nicht das, was diese Parteien eigentlich bieten könnten. Ein Trauerspiel für unser Land! Doch nun noch einmal zur Bundeskanzlerin und ein paar Worte an diese:

    Zufrieden Frau Merkel mit Ihrer neuen Position als Insolvenzverwalterin der UNION?
    Sie Frau Bundeskanzlerin haben es in 16 Jahren geschafft, dass zwei ehemals mehrheitsfähige Parteien heute nicht mehr in der Lage sind eine Mehrheit im Bundestag zu bilden und nun einen dritten Koalitionspartner benötigen. Bravo! Nun dürfen Sie höchstwahrscheinlich noch die Neujahrsansprache als Insolvenzverwalterin der UNION halten. Ist doch großartig, was Sie hinbekommen haben. Respekt! Sie haben die zwei großen Volksparteien bis zur inhaltlichen Unkenntlichkeit geschrumpft und der SPD, wie auch der UNION ihren Wesenskern / Charakter beraubt und beliebig gemacht! Eigentlich müssten Sie von der ehemaligen SED, heute DIE LINKEN einen Verdienstorden der EX. DDR bekommen, denn erfolgreicher hat noch kein Kanzler vor Ihnen den Interessen der EX. DDR ,dem sozialistischen Lager gedient. Aber eventuell bekommen Sie ja noch von Herrn Putin den russischen Ehrenorden für die Destabilisierung Deutschlands. Nur, bitte verzeihen Sie mir, dass sich meine Begeisterung für Ihr Tun in Grenzen hält, ich nicht an Ihrem Lorbeerkranz mitflechten will, da ich immer aufpassen muss, wer von ihren: „Die nun einmal da sind“ mir auf der Straße begegnet und ständig die stetig steigenden Kosten für mein Leben im Auge haben muss, die sie maßgeblich verursacht haben. Ansonsten sollen Sie Frau Merkel ja eine ganz Nette mit viel Witz sein und gut Erbsensuppe können. Bitte keine Einladung, denn dann hätte ich ja gleich wieder Merkel-Blähungen.
    Viele Grüße in ihren Ruhestand und werden Sie bitte steinalt, sodass sie die Ergebnisse Ihrer Politik selbst noch erleben müssen.
    Heiner Hannappel

    1. ” … weil ich irgendwie ein tiefes Misstrauen habe zu basisdemokratischen Gruppierungen.”
      “Vielleicht habe ich da ein autoritäres Verhalten in mir.”
      Angela Merkel 1991 im Interview mit Günter Gaus auf die Frage, warum Sie erst spät (zwei Monate nach der Wende) zum Demokratischen Aufbruch kam, siehe
      https://www.youtube.com/watch?v=YQBslPEZceI
      Merkel sagte es mit einem Grinsen. Natürlich sind die Zitate aus dem Zusammenhang gerissen, aber dennoch hinterlassen sie bei mir eine Gänsehaut. Spannend ist der Part ca. ab Min. 25.30.

  4. Lieber Ator,
    ich lass-als Nichtdeutsche – ihre Beichte mit Genuss. Qual der Wahl…+ Wir-in Tschechien -stehen vor gleichem Dilemma: problem bei mir ist, dass ich zwar frei wählen darf, aber nicht kann: mein Kandidat steht nicht auf der Wahlliste! Es geht um mich selbst…
    Ich konnte vor 30 Jahren eine grosse Kariere starten, aber mir reichte, einer Partei wieder auf die Beinen zu helfen und das tat ich, bis ich bemerkt habe, dass ich nur Luftnummern zum Futtertrog geholfen habe. Jetz bin ich wieder parteilos und ich werde eine Partei wählen, derer ich in normalen Zeiten keine Aufmerksamkeit schenken würde. Ich habe eine Priorität – und die anderen verschiedenheiten können wir nach der Erledingung des priositirten Problem erledigen. Ich kann nicht-selbst ganzen leben als Linker genannt- die neue Linke ertragen, mit ihren Lügen, Klimaalarmismus, Gender, Migration usw. Wie sagte eine deutsche Journalistin: “Was ist geschehen, dass ich auf anderem Ufer stehe, obwohl ich mich nicht bewegt habe?!”. Das ist ganze Tragedie wahren links-solidarisch eingestltem Menschen.

  5. Ach, wie schön Ihre Zeilen Herr Löcke!
    APPLAUS für diese Zeilen! Zeitweise musste ich mit dem Lesen stoppen und herzhaft lachen, bis kurz vor den Tränen.
    Wenn es Termine für die Selbsthilfegruppe gibt, geben Sie mir bitte ein Signal, ich bin dabei :-).
    Danke!
    Viele Grüße Köln
    Dirk Botschen

  6. “Lockdowns und Notstandsgesetze” – ja, aber war da nicht noch sehr viel mehr? Ausstieg aus der Kernernergie und langsames Abschalten aller Kohlekraftwerke,
    anhaltene Massenmigration, gendern und Verhunzung unserer Sprache, die EU als Schuldenunion, und die gewollte Zerstörung der Nationalstaaten.
    Auch diese Aufzählung ist nicht vollständig. ALLE Parteien außer der AfD haben diese Prozesse unterstützt und beschleunigt.
    Die selben Versager schicken sich nun an, ihr Zerstörungswerk fortzusetzen.
    Herr Lauterbach gewinnt seinen Wahlkreis. Ebenso der Gesundheitsminister Spahn. Einer malt mit hysterischen Worten die Apokalypse durch Corona an die Wand. Einer ist in seinem Amt ein Totalversager. Beide werden aber nicht etwa vom Wähler abgestraft, sondern belohnt.
    Die politischen Versager der Flutkatastrophe werden von den Flutopfern mit 60 Prozent gewählt. Wer versteht das?
    Nach Einstein ist Wahnsinn, das Gleiche immer und immer zu wiederholen und ein anderes Ergebnis zu erwarten. Sind große Teile des Volkes wahnsinnig und wie kann diesen Menschen geholfen werden?

  7. Sehr geehrter Herr Löcke,

    mit den Selbstzweifeln sind Sie nicht alleine. Ich gestehe, dass ich immer noch das eine oder andere Mal in Zweifel komme, ob ich auf dem richtigen Weg bin oder doch vielleicht in einer kleinen, falschen Blase. Ich kann mir noch immer nicht wirklich vorstellen, dass plötzlich fast rund um die Welt alle möglichen Menschen und Institutionen zu unverantwortlichen Dummköpfen oder Kriminellen mutieren. Dann lese und höre ich aber auch viele, viele Stimmen von, wie ich es empfinde, herausragend kompetenten und menschlich wirkenden Fachleuten, welche die Dinge wieder ganz anders erklären, mahnen und warnen. Ehrlich gesagt, ich bin vollkommen ratlos. Und will mich auch gar nicht mehr jeden Tag im Einzelnen mit den Entwicklungen beschäftigen. Hier regiert nun das Primat des Faktischen, ob es uns gefällt oder nicht. Eigene Entscheidungen zu treffen, sind wichtig, sein eigenes “Ding” zu machen. Nein sagen. Was mir als Pensionär vergleichsweise leichter fällt als anderen, die im Arbeitsleben stehen, zur Schule gehen, auf die Uni oder selbst Kinder in der Schule haben. Heute sah ich auf einer großen digitalen Werbetafel die Konterfeis einiger bekannter Medienleute. Die Botschaft war, dass man erklären will, welche “Fake-News” es gibt und wie sie zustande kommen. Näher will ich mich auch damit nicht befassen, da ich befürchte, zu wissen, in welche Richtung hier wieder geframt wird. Eine Selbstreflexion der ÖRR in Sachen nicht komplementärer Berichterstattung dürfte nicht stattfinden.

    Jedenfalls ganz herzlichen Dank für Ihre Kolumnen, und den Mut nicht verlieren.

  8. Gut beschrieben. Exakt so erging es mir auch! Aber siehe Wahlausgang in Deutschland und in Oberösterreich! Die unmündigen Bürger wählen exakt jene, die ihnen die Grundrechte bedenkenlos nahmen und immer noch nehmen, die sie isolieren, tyrannisieren und verachten. Die Hauptsache, der Futtertrog der Wähler und Nichtwähler ist gefüllt! Außerdem haben die meisten Menschen im Land meiner Meinung nach eine Untertanenmentalität. Man macht, was der Mächtige sagt, ohne viel nachzudenken, nachzulesen oder nachzuforschen. Auch das Spießbürgertum tritt wieder zutage! Ein wenig denunzieren und sich besser fühlen als die “dumme, verantwortungslose ungeimpfte Minderheit, vorwiegend aus der Unterschicht” die ja nun ohnehin an allem Schuld ist!!!
    Und da ist eine Partei, die AfD, die sich ohne Hintertürchen für die Grundrechte und die Eigenverantwortung der Bürger einsetzt, für sie kämpft, viele Nachteile in Kauf nimmt… – und die wird nicht gewählt! Man ist zu feige vor sich selbst und seiner Vita und vor der Gesellschaft – sprich: Vor der Meinung, die von den Medien vorgegeben wird! Da zersplittert man den Widerstand gegen die zerbröckelnde Demokratie in viele kleine Einzelparteien, die ohnehin die 5 %-Hürde nicht schaffen. Verlorene Stimmen! So dumm muss man erst einmal sein. Teile und herrsche!

  9. Nun ich war im selben Dilemma. OK ich hätte ,wenn es denn möglich gewesen wäre LKR in Sachsen gewählt…aber so..
    Oder war ich im größeren Konflikt als Direktkandidat LKR … immerhin 244 Stimmen ( Inzidenz bei 122) ??? Ich weiß es nicht…. würde also der Selbsthilfegruppe beitreten. Untergruppe : totale Irre die an konservative Werte glauben.

  10. Lieber eloquenter Verfasser, Herr Löcke
    gerade wenn es einem im Herzen um die Demokratie und den Rechtstaat in diesem Land geht und diese Sorge verfolgt mich selbst intensiv seit eineinhalb Jahren, dann bietet Deutschland durchaus noch andere Alternativen Auch mir war keine der etablierten Parteien wählbar, aus den von ihnen genannten Gründen, aber ich denke, wir brauchen eine neue Demokratie, eine, in der jeder Bürger aufgefordert und auch berechtigt ist seine Meinung mit politischem Einfluss kund zu tun. Die Parteien, die sich dafür stark machen sind klein, wie etwa Demokratie in Bewegung oder Die Basis und sie werden nicht ad hoc die Dinge verändern. Gut Ding will Weile haben sagt unsere Sprache und Die Hoffnung stirbt zuletzt. So habe ich gewagt den Reisnagel zu wählen, der vielleicht in ein paar Jahren den faulen und korrupten politischen Hintern zu quälen vermag.

    1. Danke. Ich finde auch, dass man nicht blöd ist, weil man die “Stimme verschenkt” hat, wie eine Vorrednerin schrieb. Sondern etwas mehr Weitblick als andere. Alles fängt klein an….

  11. Lieber Verfasser!
    Ich habe Ihre Schilderung “genossen” — Sprachgebrauch auf hohem Niveau!
    Interessieren würde mich, was Sie bewogen hat, Ihre Nichtwähler-Tradition aufzugeben ….
    Einem Menschen (oder gar einer “Partei”!) ein Mandat zur Vertretung meiner Interessen zu erteilen, der nicht meine, sondern die Interessen Anderer vertritt, will mir partout nicht einleuchten ….

    1. Liebe Frau Külzer!
      Die kurze Antwort auf Ihre Frage wäre: Eigenmedikation.
      Man kann Dinge im Innen und im Außen verändern. Im Außen habe ich mit meiner Stimme wenig bis nichts verändert. Insofern war es “sinnlos”. Zumal ich eine Partei gewählt habe, von der ich wusste, dass sie nicht die 5 %-Hürde schafft. Im Innen tat es mir dieses Mal gut. Es war eine Botschaft an meinen faulen Schweinehund, der mir zuflüstert “Du alleine kannst ja eh nix ändern.” Nichts ist schlimmer als Fatalismus.
      Nichtwählen oder Wählen und wenn ja, welche Partei? Das muss jeder mit sich selbst ausmachen. Ich möchte nicht belehren. Wer bin ich denn, dass ich das Recht hätte, das zu tun? Die größere Frage ist “Bin ich ein politisch denkender und handelnder Mensch?” Das bin ich durchgehend, nicht nur am Wahltag. Ich finde es erschreckend in Zeiten zu leben, in welchen das neue Tattoo eines C-Prominenten mehr Aufmerksamkeit erhält als Eingriffe in Grund- und Freiheitsrechte. Es motiviert mich, dagegen anzukämpfen. Herr Langemann kann für sich selbst sprechen, aber ihn scheint ähnliches zu motivieren. Deswegen bin ich dankbar, dass er diesen Ort geschaffen hat.
      Es ist in der Politik wie in der Religion. Werde ich zum gläubigen Menschen, wenn ich ein Mal im Jahr zu Weihnachten in die Kirche gehe im naiven Glauben, mir dadurch das Ticket für den Himmel zu erkaufen? Oder bin ich es, wenn ich meinen Glauben täglich lebe? Ich finde die Analogie insofern spannend, weil ich am Wahlsonntag Menschen gesehen habe, die sich für die Wahl “herausgeputzt” haben wie andere zum Hochamt. Und das waren brave Bürger, die ich für politisch desinteressiert halte.
      Ich freue mich über das Feedback hier. Nicht nur, weil es lobend und wertschätzend ist. Die Antworten bringen mich auch immer wieder zum Nachdenken. Eigentlich müsste ich mich hier bei jedem einzeln bedanken. Ich mache es exemplarisch bei Ihnen, weil Sie auch eine Rückfrage gestellt haben. Danke, Frau Külzer. Sabine, Wolfgang B., Herr Schauer und alle anderen, die ich gerade vergesse: Vielen Dank.

  12. Ich weiß, ich habe die richtige Bahn eingeschlagen. Diese werde ich weitergehen. Ja ich gebe Euch recht, es ist desaströs, was jetzt passierte.
    Noch ist nicht aller Tage Abend. Jeder bekommt was er säät zurück, wir bleiben stark und glauben an unsere Werte.

  13. Ich weiß, ich habe die richtige Bahn eingeschlagen. Diese werde ich weitergehen. Ja ich gebe Euch recht, es ist desaströs, was jetzt passierte.
    Noch ist nicht aller Tage Abend. Jeder bekommt was er säät zurück, wir bleiben stark und glauben an unsere Werte.

  14. Lieber Verfasser. Besser kann man es nicht beschreiben. Ich danke Dir von Herzen. Wie gerne würde ich Deinen Beitrag mit all meinen Freunden und meiner Familie teilen. Begleitet von der Hoffnung zu verstehen und verstanden zu werden. Ich wünsche Dir, mir und allen in dieser Situation den Mut in Kommunikation zu bleiben und jeglicher Spaltung, jeglichem Isolieren und Separieren entgegenzuwirken. Danke.

  15. Lieber Peter Löcke, Sie haben so sehr Recht mit Ihrer Meinung, ich kann Ihr emotionales Dilemma nur teilen. Ich für meinen Teil konnte mich nicht zwischen Teufel und Belzebub entscheiden, schon gar nicht für die grüne Lebenslauffälscherin. Mir fiel deshalb die Entscheidung leicht und ich hab die Wahl geschwänzt. Die Rechnung wird das Volk in ein paar Wochen präsentiert bekommen, wenn Gesetze verabschiedet werden, die dann wieder mal alle sagen lässt, das haben wir aber so nicht gewollt. Dann trabt die Schafherde wieder freiwillig zum Schlachter.

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„Kontroversen sind kein lästiges Übel, sondern notwendige Voraussetzung für das Gelingen von Demokratie." Bundespräsident Dr. h.c. Joachim Gauck a.D., vor nur 5 Jahren in seiner Rede zum Tag des Grundgesetzes.