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Wie man Wissenschaftler zum Schweigen bringt

Das zum Schweigen bringen von Akademikern kann noch umfassender sein als Zensur, Unterdrückung oder Ablehnung im Peer Review. Wenn ein Klima des Schweigens dadurch entsteht, dass Fragen nicht beantwortet werden, Anmeldungen von Beiträgen zu Kongressen nicht entsprochen wird, dann spricht man von „stonewalling“. Akademiker, die nicht konform sind, werden zum Schweigen gebracht. Dies ist unabhängig von der herrschenden politischen Ideologie.

Gastautor Oliver Hirsch schreibt hier zusammenfassend über das wissenschaftskritische Buch von Gordon Moran. Moran war Yale-Absolvent in Kunstgeschichte und verfasste bereits vor 25 Jahren seine Erlebnisse im Wissenschaftsbetrieb in seinem Buch  “Silencing scientists and scholars in other fields: Power, paradigm controls, peer review, and scholarly communication”.

Erstaunlich ist die hohe Aktualität dieses Buches. 

Oliver Hirsch fasst dieses Buch exklusiv für unsere Leser in diesem Beitrag zusammen.

Fehlerhafte Logik

von Prof. Dr. Oliver Hirsch

Gordon Friedrich Moran wurde 1938 in der Umgebung von New York (Tenafly, New Jersey) als Sohn einer irisch-deutschen Einwandererfamilie geboren. Er schloss 1960 sein Studium der Kunstgeschichte in Yale mit einer Arbeit über den mittelalterlichen sienesischen Maler Ambrogio Lorenzetti ab. Anschließend arbeitete er mehrere Jahre lang für die Investmentgesellschaft J. H. Walker an der Wall Street. Seine Leidenschaft für die italienische Kultur war so stark, dass er 1974 dauerhaft nach Florenz zog. In den späten 1970er Jahren begann die Guido Riccio-Kontroverse. Gordon Friedrich Moran und Prof. Michael Mallory (1936-2017) vom Brooklyn College bestritten die Zuschreibung des berühmten Freskos im Rathaus der Stadt Siena, dem Palazzo Pubblico, Guidoriccio all’assedio di Montemassi, an den berühmten Maler Simone Martini (1284-1344), welcher als Begründer der internationalen Gotik gilt. Vielmehr setzten beide Experten das Fresko kunstgeschichtlich auf einen deutlich späteren Entstehungszeitpunkt an: https://it.wikipedia.org/wiki/Guidoriccio_da_Fogliano_all%27assedio_di_Montemassi 

Da die Reaktion der lokalen Behörden – sowohl der Stadt als auch der Universität – auf die Hypothese, die archivarischen Beweise und die vielen Unstimmigkeiten, die er und Mallory entdeckt hatten, mehr als zurückhaltend war, da hiermit u.a. touristische und monetäre Interessen verbunden waren, brachte ihn eine lange Recherche über ähnliche verschleierte Zensurfälle schließlich dazu, das Buch „Silencing Scientists and Scholars in Other Fields“ [1] zu schreiben. Im Folgenden möchte ich über dieses und weitere wichtige Quellen in diesem Zusammenhang berichten. Gordon Moran verstarb im Jahr 2014 im Alter von 76 Jahren an den Folgen einer Herzerkrankung. Auf der Nachrufseite des Brooklyn Colleges für seinen Mitautor Prof. Michael Mallory, der dort 21 Jahre den Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Renaissance und des südlichen Barocks innehatte, ist zu lesen: „Heute sind ihre Schlussfolgerungen allgemein anerkannt, die Gegner wurden überzeugt (oder starben), und in späteren Ausgaben von Kunstgeschichtslehrbüchern wird das Werk nicht mehr erwähnt.“ http://www.brooklyncollegeart.info/2017/10/06/memorial-for-professor-michael-mallory/ 

Kultur des Schweigens

Probleme, die im Rahmen der Guido Riccio-Debatte auftraten [2], fanden und finden sich auch in anderen akademischen Bereichen. Das zum Schweigen bringen von Akademikern kann noch umfassender sein als Zensur, Unterdrückung oder Ablehnung im Peer Review (Begutachtung von Manuskripten durch Fachkolleginnen und -kollegen). Wenn ein Klima des Schweigens dadurch entsteht, dass Fragen nicht beantwortet werden, Anmeldungen von Beiträgen zu Kongressen nicht entsprochen wird, dann spricht man von „stonewalling“.

Akademiker, die nicht konform sind, werden zum Schweigen gebracht. Dies ist unabhängig von der herrschenden politischen Ideologie. In einem quasi totalitären organisierten System haben diejenigen mit der politischen Kontrolle wiederum die Macht, die Akademiker in ihrem wissenschaftlichen System zum Schweigen zu bringen. Die Regierung zensiert und unterdrückt unerwünschte Informationen und Ideen [1] (S. 5). Das zum Schweigen bringen von Akademikern in totalitären Regimen ist eine Erweiterung der Kontrolle der Regierung hinsichtlich der freien Rede des Einzelnen, der Kontrolle der Presse und der Kontrolle der Medien. In demokratischen Gesellschaften ist die Wissenschaftsfreiheit die logische Erweiterung der freien Meinungsäußerung und der Pressefreiheit [1] (S. 6).

Je größer der Eindruck von Dringlichkeit oder von einem Notfall, umso eher sind Wissenschaftler bereit, ihre Wissenschaftsfreiheit vorübergehend zum Wohle der nationalen Sicherheit aufzugeben. Die Frage ist jedoch, ob ein Problem der nationalen Sicherheit besteht und ob diese nicht als Vorwand verwendet wird, um Zensur auszuüben [1] (S. 7).

Aus taktischen Gründen werden sogenannte SLAPP-Verfahren (Strategic Lawsuit Against Public Participation; Strategische Klage gegen öffentliche Beteiligung) angestrengt, um gegen kritische Stimmen vorzugehen [1] (S. 10). Dabei geht es nicht darum, dass die Klage realistische Erfolgsaussichten hat, sondern der Beklagte soll durch die entstehenden Gerichtskosten und die negative Öffentlichkeit von einem weiteren Engagement abgehalten werden.

Unethisches Verhalten in der Wissenschaft 

Ein großer Teil der Forschung wird durch die Regierung und ihre Organisationen durch Drittmittel gefördert. Auch in Demokratien kann eine hohe Kontrolle über Forschung und Lehre ausgeübt werden durch Finanzierungsrichtlinien und bürokratische Strukturen [1] (S. 11).

Wissenschaftlicher Fortschritt und sich verändernde Theorien sind natürliche Feinde autoritärer Traditionen [1] (S. 12). Eine Lüge, die oft genug, weit genug und laut genug wiederholt wird, um alle gegenteiligen Ansichten zu übertönen, wird irgendwann als wahr akzeptiert. Dann sind keine Maßnahmen mehr erlaubt, um gegen die Lüge vorzugehen. Im akademischen Bereich sollte die Freiheit bestehen, Fehler zu machen und Hypothesen vorzuschlagen, die sich als falsch herausstellen, um die Wahrheit zu ergründen [1] (S. 18).

Der offene Charakter der Wissenschaft hat sich als essenziell für den Fortschritt des Wissens erwiesen und ebenso für das Erkennen und Vermeiden von Fehlern. Das zum Schweigen bringen von Wissenschaft ist das Gegenteil von traditioneller wissenschaftlicher Kommunikation. Ein wirklicher Sinn für Offenheit in der Debatte, kritische Analyse, fairer Peer Review sind aktive Bestandteile bei der Suche nach Wahrheit [1] (S. 22). Moran kritisiert den Peer Review-Prozess. Dabei kommt es zu kuriosen Fehlentscheidungen dahingehend, dass Artikel u.a. bei namhaften Zeitschriften wie Nature und Science abgelehnt wurden, die dann bei anderen Zeitschriften akzeptiert und sehr häufig zitiert wurden oder gar die Basis von Nobelpreisen dargestellt haben [3]. Die Vorstellung von Wissenschaft als selbstkorrigierendes System ist somit lediglich als Wunschdenken zu bezeichnen. Beim Ausschluss von Wissenschaftlern aus dem Diskurs geht es um die Ausübung von Macht. Es werden willkürliche Begründungen herangeführt, um einen Diskurs zu unterdrücken; wenn diese nicht mehr greifen, wird eine Mauer des Schweigens errichtet („stonewalling“) [1] (S.32/33).

In der Wissenschaft erweist es sich als schwierig, einen Wechsel von althergebrachten Paradigmen zu erreichen, wenn sich diese als falsch herausstellen. Diese wurden in der Vergangenheit häufig wiederholt und dadurch wurde der Eindruck erweckt, dass diese wahr seien. Wenn sich dann jedoch zeigte, dass grundlegende Annahmen falsch waren und diese korrigiert werden mussten, setzte häufig ein erbitterter Widerstand gegen die Annahme neuer Paradigmen ein. Die Annahme, dass es sich bei Wissenschaftlern um Individuen handelt, die einer offenen Diskussion gegenüber positiv eingestellt sind, ist also eher eine Illusion [1] (S. 36 ff.). Bei der Zuweisung von öffentlichen Forschungsgeldern wird in erster Linie auf die Übereinstimmung mit dem Establishment geachtet. Nichtkonformisten haben keine Chancen, ihre Forschungsvorhaben finanziert zu bekommen [1] (S. 44). Ein Forschungsantrag oder ein Manuskript werde unter Umständen abgelehnt, weil während des Peer Review-Prozesses plötzlich Kriterien oder allgemeine Regeln geändert werden [1] (S. 53). Es wurden akzeptierte Artikel namhafter Autoren nochmals bei Fachzeitschriften unter unbekannten Namen eingereicht und dies führte zu einer sehr hohen Ablehnungsquote [1] (S. 54). Ein Lösungsansatz der Zukunft könnte hier Crowdfunding für Forschung, losgelöst von althergebrachten Strukturen sein.

Üblicherweise haben alle Wissenschaftler im Rahmen der offenen wissenschaftlichen Diskussion ein Recht auf Entgegnung. Dieses Recht haben in Wirklichkeit jedoch lediglich einige und andere wiederum offensichtlich nicht [1] (S. 57). Besonders wenn verlautbart wird, dass die Diskussion nun beendet sei, sollte dies den Verdacht aufkommen lassen, dass Wissenschaftler zum Schweigen gebracht werden sollen [1] (S. 60).

Moran zählt einige Beispiele für unethisches Verhalten in der Wissenschaft auf, z.B. Datenfälschungen, Abwälzen von Verantwortung auf Mitautoren mit weniger Ansehen. Als weitere Verfehlung wird die in Wissenschaftskreisen übliche, nicht verdiente Autorenschaft erwähnt. Für eine wissenschaftliche Autorenschaft sind bestimmte Kriterien zu erfüllen (https://www.icmje.org/recommendations/browse/roles-and-responsibilities/defining-the-role-of-authors-and-contributors.html). Bei einer Anzahl von 50 und mehr publizierten Fachartikeln pro Jahr darf beispielsweise schon einmal nach dem jeweils signifikanten Autorenbeitrag eines solchen Wissenschaftlers gefragt werden. Ebenso, wenn man bei der überwiegenden Anzahl nicht als Erst- oder Letztautor gelistet ist, somit auch nicht als primär verantwortlich für die Publikation anzusehen ist. Eine „Hinzunahme“ als weiterer Autor kann zumindest ein Hinweis auf eine entsprechende Gefälligkeit darstellen, ohne einen bedeutsamen Beitrag zu dem jeweiligen Artikel geleistet zu haben. Dies würde dann als „parafraud“ (Betrugsnähe) bezeichnet [1] (S. 71). Auch die Annahme von Fachartikeln innerhalb weniger Tage entspricht nicht dem üblichen Verlauf eines Peer Reviews. Das weiß jeder einzuschätzen, der Artikel bei Fachzeitschriften eingereicht hat.

Unterdrückung und Zensur

Eine tatsächliche wissenschaftliche Debatte kann nicht stattfinden, solange nicht gegenteilige wissenschaftliche Positionen einbezogen werden [1] (S. 75). Durch den Ausschluss gegensätzlicher Positionen wird eher das Gegenteil erreicht, die ausgeschlossene Seite publiziert mehr über das Thema als sie ursprünglich vorhatte, darüber zu publizieren [1] (S. 76).

Wissenschaftler haben Angst, ihren Standpunkt öffentlich zu vertreten. Keine Position sollte es jedoch wert sein, nicht sagen zu dürfen, was man denkt. Wenn man sich darauf einlässt, ist das schlimmer als einen Pakt mit dem Teufel einzugehen [1] (S. 91). In der Wissenschaft besteht eine Unterdrückung Andersdenkender. Es wird versucht, deren Ruf zu ruinieren, sie zu degradieren, sie zu entlassen, ihre Publikationen abzulehnen und sie auf schwarze Listen zu setzen. Ein Beispiel ist das des australischen Mediziners Dr. John Coulter, der entlassen wurde, weil er die krebserzeugende Wirkung von Ethylendichlorid öffentlich gemacht hatte, während andere dazu geschwiegen haben: https://www.bmartin.cc/pubs/81metalworker.pdf . [1] (S. 95).

Die Unterdrückung abweichender Meinungen ist eine Maßnahme, die gegen abweichende Personen oder die Forschung, die ihre Positionen stützt, ergriffen wird und die über eine faire Debatte hinausgeht. Zu den Methoden der Unterdrückung von Personen gehören die Verbreitung von Gerüchten, Verunglimpfung, Belästigung, Verweise, Degradierung, Exmatrikulation und Entlassung. Zu den Methoden der Unterdrückung von Forschungsdaten gehören Zensur, Verweigerung der Finanzierung und Verweigerung des Zugangs zu Forschungsmaterialien. Es gibt Überschneidungen zwischen diesen Formen der Unterdrückung. So können beispielsweise die Förderanträge eines Wissenschaftlers abgelehnt werden, wodurch ihm die Möglichkeit zur Forschung genommen wird [4].

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Wissenschaftler zu isolieren. Die Anwendung von Doppelmoral und der Unterschied zwischen Gesagtem und der tatsächlichen Realität sind dafür geeignete Mittel. In der Guido Riccio-Kontroverse wurde beispielsweise behauptet, dass es sich bei den geäußerten Zweifeln lediglich um die Erfindung eines Nichtexperten handele, der niemanden gefunden habe, der mit ihm übereinstimme. Der Wissenschaftler mit abweichender Position soll also isoliert werden, eine einzelne Stimme in der Wildnis, kein anderer Wissenschaftler teilt seine Position. Ferner werden Versuche unternommen, die Position des Abweichlers verfälscht darzustellen. Andere Wissenschaftler sollen somit eingeschüchtert werden, damit sie diese Position nicht unterstützen oder mit dem Wissenschaftler in Verbindung gebracht werden [1] (S. 108).

Moran kritisiert das geheime Peer Review. Dadurch sei es möglich, unbequeme Positionen zu zensieren und herrschende Narrative durch entsprechende Seilschaften ungestörten Zugang zu wissenschaftlichen Zeitschriften zu ermöglichen. Besonders relevant ist dies bei toxischen, schädigenden Substanzen. Man kann sich beispielsweise fragen, wie Asbest eine derartige Verbreitung in der amerikanischen Arbeitswelt und in Schulen finden konnte, obwohl dessen Gefährlichkeit seit Jahrzehnten bekannt war [1] (S. 119/120).

Moran befasst sich ebenso mit dem Begriff „political correctness“. Dieser sei höchst mehrdeutig, widersprüchlich, trendabhängig und abhängig von sich verändernden akademischen Einstellungen basierend auf aktuell populären politischen Moderichtungen. Der Begriff „politisch korrekt“ sei in einer Demokratie an sich bereits ein Widerspruch, da es in einer Demokratie nicht legitim ist, von Vorneherein eine politisch korrekte Haltung vorzugeben, die dann dazu verwendet wird, die freie Meinungsäußerung und die Wissenschaftsfreiheit einzuschränken. Diktaturen setzen politische Korrektheit innerhalb ihrer Gerichtsbarkeit durch [1] (S. 123).

Was zensiert, unterdrückt und zum Schweigen gebracht wird, hängt davon ab, welche speziellen politischen Trends zum jeweiligen Zeitpunkt vorherrschen [1] (S. 128). Daher sollten die, die zu einem bestimmten Zeitpunkt begeistert applaudieren, wenn abweichende Positionen aus dem öffentlichen Diskurs verbannt werden, sich immer wieder verdeutlichen, dass dies ein grundlegendes Problem ist und es ihnen demnächst genauso ergehen kann. Wie sich die Einschränkung der freien Meinungsäußerung und der Wissenschaftsfreiheit entwickelt, wenn diese einmal eingeführt worden sind, lässt sich schwer prognostizieren. Dies kann eine Eigendynamik entwickeln, die niemand vorhersagen kann [1] (S. 131).

Bereits zu diesem Zeitpunkt Ende der 1990er Jahre machte Moran auf die mögliche Problematik der Internetzensur aufmerksam. Das Führungspersonal mächtiger Organisationen, von Regierungen und Regierungsorganisationen hat sicherlich andere Ansichten als Nutzer, welche Informationen als „Fehlinformationen“ zu beanstanden sind [1] (S. 165). Filteralgorithmen wurden damals schon als Gefahr angesehen, eine orwellähnliche Atmosphäre zu schaffen, die in den heutigen sozialen Medien längst Realität geworden ist.

Gefährliches „Expertentum“

Brian Martin ist emeritierter Professor für Sozialwissenschaften an der Universität von Wollongong, Australien. Er hat sich in seinen Veröffentlichungen mit kritischen Themen auseinandergesetzt, wie z.B. Zensur und Unterdrückung von abweichenden Meinungen, z.B. bei Impfungen, obwohl er öffentlich gemacht hat, selbst gegen COVID-19 geimpft zu sein. Er hat Moran und Mallory die Gelegenheit gegeben, die Guido Riccio-Kontroverse in einem seiner Sammelbände darzustellen und hat selbst einige grundlegende Aspekte zu Experten angeführt. Experten erhielten ihren Status durch ihre Referenzen und ihre Solidarität mit den etablierten Berufsvertretern. Diejenigen, die sich gegen sie aussprechen, haben eventuell nicht die gleichen Referenzen, obwohl sie den gleichen Stand an Wissen und Erfahrung haben können [5]. Problematisch wird es laut Martin, wenn eine Gruppe von Fachleuten in der Lage ist, andere davon zu überzeugen, dass sie die einzigen Autoritäten auf einem Gebiet sind. Dies kann in einer politischen Mobilisierung von Fachwissen resultieren. Die meisten Experten sind jedoch eng mit mächtigen Interessengruppen verbunden. Diese Gruppen werden nur selten grundlegend in Frage gestellt. Die dominierende Gruppe von Experten in einem Bereich ist in der Regel eng mit anderen Machtstrukturen verbunden, z.B. mit der Regierung, der Industrie oder Berufsverbänden. Diese Verbindungen werden durch Arbeitsplätze, Beratungsdienste, Zugang zu Macht und Status, Ausbildung und andere Methoden gefestigt [5]. Nur wenige Menschen hätten etwas gegen solche Verbindungen, wenn die Experten immer Recht hätten, aber das haben sie nicht. Es gibt viele Beispiele, bei denen nach späteren Einschätzungen die dominierenden Experten falsche Ideen, zweifelhafte oder korrupte Praktiken und unrechtmäßige Interessen vertreten haben. Wichtig ist die Situation, wenn eine ganze Gruppe von Experten mit einer mächtigen Institution verbunden ist – Regierung, Industrie, Beruf, Kirche usw. – und das Fachwissen systematisch genutzt wird, um der Institution auf Kosten des öffentlichen Interesses zu dienen. Wenn einflussreiche Experten in dieser Situation falsch liegen, dann ist das in der Tat ernst. Die Kritiker werden oft angegriffen, weil sie den Anschein der Einstimmigkeit zerstören können. Sie können verleumdet werden, ihre Veröffentlichungen werden blockiert, oder sie verlieren ihren Arbeitsplatz. Das mag extrem klingen, ist aber nur allzu häufig der Fall. Dies sind wichtige Mittel, um Dissens unter Experten zu entmutigen. Andererseits werden Belohnungen für Konformität geboten: attraktive Jobs, Forschungsgelder, Auszeichnungen, die unproblematische Annahme von Publikationen in Fachzeitschriften. Macht neigt dazu, zu korrumpieren. Um eine offenere und partizipativere Gesellschaft zu fördern, ist es entscheidend, dass abweichende Meinungen gehört werden. Im Establishment wird die vorherrschende Meinung so selbstverständlich, dass eine radikal andere Sichtweise kaum vorstellbar und schon gar nicht glaubwürdig ist. Dies bedeutet, dass die Kritiker leicht als unwissend oder gefährlich oder beides abgetan werden. Darüber hinaus werden die gegen sie angewandten Methoden als notwendig angesehen, um eine lohnende Sache zu schützen [5].

Es hat sich gezeigt, dass Experten sich in der Vergangenheit des Öfteren geirrt haben, so dass man die Frage stellen kann, warum die Öffentlichkeit diesen vertrauen sollte. Vertrauen ist in diesem Sinne als Unfehlbarkeit aufzufassen, dahingehend, dass Experten keine ernsthaften Fehler begehen werden [1] (S. 112). Wenn jedoch lediglich eine einseitige Expertensicht zugelassen wird und kein pluralistischer wissenschaftlicher Diskurs stattfindet, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich die eingesetzten Experten irren und folgenreiche Fehler begehen könnten. Angst und speziell Angst vor Unbekanntem oder Angst vor Katastrophen kann Vertrauen in politische und wissenschaftliche Führungspersonen hervorrufen und somit bewusst gesteuert werden [1] (S. 112).

Etablierte Experten sind in einer mächtigen Position. Sie sind in der Regel zahlenmäßig überlegen, haben prestigeträchtige Positionen inne, genießen hohe Glaubwürdigkeit in den Medien und in der Öffentlichkeit, kontrollieren Fach- und Wissenschaftszeitschriften und unterhalten Verbindungen zu mächtigen Gruppen. Wenn sie mit einer Herausforderung konfrontiert werden, besteht ihre erste Reaktion normalerweise darin, diese einfach zu ignorieren [6]. Wenn eine Kritik “ignoriert” wird, handelt es sich häufig um Unterdrückung, z. B. durch die Verhinderung der Veröffentlichung in wichtigen Zeitschriften oder die Weigerung, Schriften von Kritikern in angemessener Weise zu rezensieren. Neben der materiellen Abhängigkeit zeigen die etablierten Experten jedoch ein entsprechendes psychologisches Engagement. Die meisten der etablierten Experten glauben tatsächlich, dass die Kritiker falsch, fehlgeleitet und sogar gefährlich sind – nach Ansicht vieler sogar so fehlgeleitet und gefährlich, dass die verschiedenen Maßnahmen gegen sie gerechtfertigt sind. Es ist die Kombination aus Eigeninteressen und dem Festhalten an einer Weltanschauung, die den Standpunkt des Establishments so schwer zu erschüttern macht. Kritiker gehen oft davon aus, dass, wenn sie Lücken in den Argumenten zur Verteidigung der Orthodoxie finden und aufzeigen können, deren Position zusammenbrechen wird. Dies wird allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht passieren. Wenn die Kritiker nur gelegentlich zu Wort kommen, kann die Position des Establishments durch bloße Wiederholung akzeptiert werden: Sie wird so oft geäußert, dass sie “gesunder Menschenverstand” zu sein scheint. Die Lösung dieses scheinbaren Dilemmas besteht darin, dass die Argumente der Kritiker am wirkungsvollsten sind, wenn sie Dritte überzeugen, nämlich Menschen, die nicht Teil der etablierten Position sind. Dies können Politiker, Medien, Experten in verwandten Bereichen oder Mitglieder der “allgemeinen Öffentlichkeit” sein. Die Sichtbarkeit zumindest einiger Kritiker verwandelt Einstimmigkeit oder zumindest den Anschein völliger Übereinstimmung in eine Debatte. Für jede Gesellschaft, die sich selbst als frei bezeichnet, scheint dies eine offensichtliche und wesentliche Voraussetzung zu sein. Selbst in sozialen Bewegungen wie der Frauen- oder der Umweltbewegung, die selbst das Establishment in Frage stellen, ist interne Kritik oft unerwünscht. Die Debatte gibt den Kritikern eine Plattform, die das Establishment lieber verweigern würde [6].

Ausblick

Eine informierte Öffentlichkeit, die beide Seiten einer Debatte hört und versteht, ist ein besserer Schutz vor Irrtümern als eine Öffentlichkeit, von der erwartet wird, dass sie den Ratschlägen der Behörden unhinterfragt folgt. Wer entscheidet, was irreführende Informationen sind? Wenn es ein offizielles Gremium gibt, das über solche Fragen entscheidet, wer bestimmt die Zusammensetzung dieses Gremiums? Welche Maßnahmen sollte die Regierung gegen diejenigen ergreifen können, die als irreführend erachtete Informationen verbreiten? Bedeutet dies, dass Websites zensiert oder Einzelpersonen am Reden gehindert werden oder dass der Text von Vorträgen von einer offiziellen Stelle überprüft wird? Würden Anhänger der gängigen Meinung, wie z. B. Befürworter der aktuellen Impfungen gegen COVID-19, derselben Art von Prüfung unterzogen? [7] Ich stimme nicht mit allen Ausführungen von Gordon Moran und seinen gewählten Beispielen in seinem Buch überein, finde jedoch seinen grundsätzlichen historischen Weitblick erstaunlich. Nur durch eine wirklich demokratisch-pluralistische Wissenschaft, die in offener, respektvoller Debatte auch konträre Positionen zum Wohle der gesamten Menschheit abwägt, kann tatsächlicher Wissensfortschritt erreicht werden.

Denken Sie selbst.

Aber selig sind eure Augen, dass sie sehen, und eure Ohren, dass sie hören (Matthäus 13;16).

Literatur

1. Moran, G. Silencing scientists and scholars in other fields: Power, paradigm controls, peer review, and scholarly communication; Ablex Publishing: Greenwich, Ct, 1998.

2. Moran, G.; Mallory, M. The Guido Riccio controversy and resistance to critical thinking. Syracuse Scholar 1991, 11, 1–25.

3. Campanario, J.M. Commentary: On Influential Books and Journal Articles Initially Rejected Because of Negative Referees’ Evaluations. Science Communication 1995, 16, 304–325.

4. Martin, B. On the suppression of vaccination dissent. Science and Engineering Ethics 2015, 21, 143–157.

5. Martin, B. Introduction: experts and establishments. In Confronting the experts; Martin, B., Ed.: State University of New York Press: Albany, 1996.

6. Martin, B. Conclusion: learning from struggle. In Confronting the experts; Martin, B., Ed.: State University of New York Press: Albany, 1996.

7. Martin, B. Censorship and free speech in scientific controversies. Science and Public Policy 2015, 42, 377–386.

Über den Autor der Zusammenfassung: Prof. Dr. rer.nat. Oliver Hirsch ist Professor für Wirtschaftspsychologie mit Schwerpunkt Grundlagen und Methoden (Datenverarbeitung und Statistik, Forschungsmethoden, Biopsychologie) an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften.

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9 Antworten

  1. Zu dem Thema fällt mir nur der Ausspruch des italienischen Schriftstellers Umberto Ecco ein:
    “In der m modernen Kultur preist die wissenschaftliche Gemeinschaft den Dissens als ein Mittel zur Vermehrung des Wissens.
    Für den Ur-Faschismus ist Dissens Verrat.

  2. …das Buch ist 25 Jahre alt…die Problematik noch viel älter und so alt wie die Menschheit, oder? Ketzer und Hexenverbrennung…die gesamte Zeit der Aufklärung wurde in vielen Punkten erst Jahre später und post mortem anerkannt. Genauso verhält es sich auch in Kunst und Musik…
    Freiheit ist die Freiheit des Andersdenkenden. Wohl denen, die diesen Diskurs aushalten und tragen, Thesen und Antithesen gegenüberstellen können, hören und einbeziehen, was anders gedacht wird und immernoch im Hinterkopf haben, auch selbst irren zu können. Es könnte es ja tatsächlich jemand besser wissen. Macht, Einfluß, Herdentrieb und Eitelkeit der Menschheit war schon immer zunächst stärker als die bescheidene Wahrheit. Kurzfristig…nur: die Wahrheit setzt sich langfristig dann immer doch durch…

  3. Ist es nicht so, dass die Autoritätsgläubigkeit Kern des Problems ist? Anders wäre so eine Herrschaft über das Narrativ nicht so einfach und wirksam. Ich sehe Parallelen zu Galileo Galilei, Glaubenssätze, die nicht mehr geglaubt werden, untergraben die Autorität der Herrschenden. Wissenschaft wird zur Religion (Gunnar Kaiser „Es ist ein Kult“). Es stellt sich die Frage, ob wir uns diese Wirklichkeitsverweigerung leisten sollten, was uns das als Gesellschaft an materiellen und immateriellen Werten kosten wird. Wenn wir die anstehenden Aufgaben, Etablierung einer nachhaltige Landwirtschaft, die uns unsere Lebensgrundlagen erhält statt sie zu zerstören, Ressourcen und Umwelt schonende Wirtschaftsweise im allgemeinen und eine an Salutogenese orientierte Heilkunde ansehen, wird erkennbar, dass wir in vielerlei Hinsicht neue Wege gehen müssen.
    Das dazu notwendige Wissen und Können haben wir, noch fehlt das Wollen.

  4. Traurig, dass altbekannte Tatsachen alle 10 Jahre neu entdeckt werden müssen. Wissenschaftler, die der herrschenden Meinung widersprechen, wurden schon immer zum Schweigen gebracht. Sokrates war der erste bekannte Wissenschaftler (wenn man ihn so nennen möchte), dem das so ging. Galilei ist ein weiterer bekannter Fall. Den Gegnern der Relativitätstheorie, darunter berühmte Leute, ging es so wie heute den Coronaleugnern und Impfgegnern. Der geniale Autodidakt Oliver Heaviside fügte seinem Namen auf Briefköpfen die Bezeichnung WORM hinzu, so wie andere ihre akademischen Titel. Gefragt, was das zu bedeuten habe, antwortete er angeblich, das würde er tun, weil er von anderen Wissenschaftlern wie ein Wurm behandelt würde.
    https://www.oliver-heaviside.com/letters-from-heaviside-to-bjerknes/

    Es gibt haufenweise Literatur und Fallstudien darüber, wie es in der Wissenschaft außerhalb von Festveranstaltungen und Sonntagsreden zugeht. So wie überall in der Gesellschaft.

  5. Das Buch, worauf sich Prof. Hirsch bezieht, ist 25 Jahre alt? Es ist wie so oft. Um das Heute zu verstehen, muss man das Gestern studieren. Das bezieht sich nicht nur auf politische Themen sondern auch auf persönliche.

    @ Karin: Vielen Dank. Ich sehe es ähnlich.
    “Der Streitpunkt der beiden Professoren wäre durchaus diskutierbar gewesen …”
    Genau da sehe ich ein gesellschaftliches Grundproblem, nicht nur im Universitätsbetrieb. Die Menschen haben das Streiten verlernt. Bloß kein Dissens. Ein Dissens ist einfach nur eine Meinungsverschiedenheit. Nicht mehr, nicht weniger. Ich liebe es auf Menschen zu treffen, die einen anderen Standpunkt vertreten. Ich liebe es mich kultiviert zu streiten. Das macht Spaß, das erweitert meinen Horizont.
    Wie sieht die Realität aus? Ein Dissens wird bestritten oder – wenn das nicht möglich ist – man muss sich öffentlich “distanzieren”, um nicht kontaktschuldig zu werden.

  6. Wenn Wissenschaft zum Schweigekartell wird, dann wird aus einer Forschungsgemeinschaft eine Glaubensgemeinschaft. Doch Glauben statt Wissen passt viel besser zum aktuellen Zustand von Politik, Justiz, Behörden und Journalismus.

    In einem solchen Klima lässt sich auch die Demokratie leichter abbauen:
    “Daniel Günthers CDU und die Grünen präsentieren ihren Koalitionsvertrag. Der Norden soll im Sinne der Energiewende transformiert werden. Bürgerbegehren oder -entscheide sollen nicht mehr möglich sein, wenn es um Projekte zur Erreichung der Klimaziele geht.” (Auszug aus: https://www.welt.de/politik/deutschland/article239517459/Koalitionsvertrag-So-will-Schwarz-Gruen-Schleswig-Holstein-umbauen.html).

    Doch auch ein wissenschaftliches Schweigekartell hat Aussetzer. Der Klimaforscher der Max-Planckgesellschaft in Hamburg, Prof. Bjorn Stevens antwortete 2019 auf meine Frage, ob nicht auch das seit Jahrzehnten beobachtete terrestrische Stilling, d.h. eine stetige Windabnahme über Land (s. https://ec.europa.eu/research-and-innovation/en/horizon-magazine/stilling-global-wind-speeds-slowing-1960) und damit einhergehend eine Abnahme der Verdunstung den MENSCHGEMACHTEN Klimawandel hervorrufen könnte, in entlarvender Ehrlichkeit:
    “The basic question you raise is whether an Earth with weaker winds will be warmer, and whether the warming that we have been experiencing since industrialization might be a temporary response to a roughening of Earth’s surface. It is an interesting line of thought which I had not considered before, although others may have. However, I did not consult with colleagues, so the thoughts presented below are just an informal attempt to think through this problem, in the hope that my way of thinking will be of help for you.”

    oder übersetzt:

    “Die grundlegende Frage, die Sie aufwerfen, ist, ob eine Erde mit schwächeren Winden wärmer wird und ob die Erwärmung, die wir seit der Industrialisierung erleben, möglicherweise eine vorübergehende Reaktion auf eine rauere Erdoberfläche ist. Es ist ein interessanter Gedankengang, den ich zuvor nicht in Betracht gezogen hatte, obwohl andere es vielleicht getan haben. Ich habe mich jedoch nicht mit Kollegen beraten, daher sind die nachstehenden Gedanken nur ein informeller Versuch, dieses Problem zu durchdenken, in der Hoffnung, dass meine Denkweise für Sie hilfreich sein wird.”

    Sein bislang vorletztes Statement eines längeren, nicht abgeschlossen Diskurses von Ende 2021:
    “wow… that is quite an assemblage of information you have put together! Hopefully my arguments about the wind were helpful and you will forgive me if I don’t try to work through all what you have written below, but rather return my attention to my students, and my own research. Maybe one day you will make your way to Hamburg and we can discuss these points in an atmosphere that is more conducive to such open-ended exchanges.”

    und seine bislang letzte Antwort kurz danach:
    “Dear Mr Aßmann,
    if you were as skeptical of economic forecasts as you were of climate forecasts I think you might not come so quickly to the conclusion that reducing CO2 emissions necessarily implies an economic catastrophe.
    I am always surprised how happily people draw inferences about the economic implications of one or the other policy. If there is anything that is more difficult to understand than the climate system, it is the coupling between political and economic systems. Most people who worry about economic consequences are, I find, speaking from self interest. Indeed for every study that says the economic consequences of reducing CO2 emissions will be severe, there is another study that says the opposite.
    For this reason I am not so quick to conclude that prudence with respect to CO2 emissions necessarily implies negative economic consequences. Those who are ready to conclude this must have such a deep understanding of economics that they have become rich enough to not need to worry about such things anyway.
    Best wishes,
    Bjorn Stevens”

    oder übersetzt:
    „Wow … das ist eine ziemliche Ansammlung von Informationen, die Sie zusammengestellt haben! Hoffentlich waren meine Argumente zum Wind hilfreich und Sie werden mir verzeihen, wenn ich nicht versuche, alles, was Sie unten geschrieben haben, durchzuarbeiten, sondern meine Aufmerksamkeit darauf lenken meine Studenten und meine eigene Forschung. Vielleicht reisen Sie eines Tages nach Hamburg und wir können diese Punkte in einer Atmosphäre diskutieren, die einem solchen ergebnisoffenen Austausch förderlicher ist.”

    und:

    „Sehr geehrter Herr Aßmann,
    Wenn Sie Wirtschaftsprognosen genauso skeptisch gegenüberstehen wie Klimaprognosen, werden Sie meiner Meinung nach nicht so schnell zu dem Schluss kommen, dass die Reduzierung der CO2-Emissionen zwangsläufig eine wirtschaftliche Katastrophe bedeutet.
    Ich bin immer wieder überrascht, wie gern Menschen Rückschlüsse auf die wirtschaftlichen Implikationen der einen oder anderen Politik ziehen. Wenn etwas schwieriger zu verstehen ist als das Klimasystem, dann ist es die Kopplung zwischen politischen und wirtschaftlichen Systemen. Die meisten Menschen, die sich Sorgen um wirtschaftliche Folgen machen, sprechen meines Erachtens aus Eigeninteresse. Tatsächlich gibt es für jede Studie, die sagt, dass die wirtschaftlichen Folgen der Reduzierung von CO2-Emissionen schwerwiegend sein werden, eine andere Studie, die das Gegenteil behauptet.
    Aus diesem Grund komme ich nicht so schnell zu dem Schluss, dass Vorsicht in Bezug auf CO2-Emissionen zwangsläufig negative ökonomische Folgen haben muss. Wer bereit ist, darauf zu schließen, muss ein so tiefes Verständnis der Ökonomie haben, dass er reich genug geworden ist, um sich um solche Dinge sowieso keine Sorgen zu machen.
    Besten Wünsche,
    Björn Stevens”

    Seitdem herrscht weitgehend Funkstille, egal wie eindringlich man Politik, Wissenschaft und Journalismus auf die vorstehenden Erkenntnisse bzw. m.E. Denkfehler der Wissenschaft hinweist.

    Warum die Wissenschaft auf breiter Front schweigt, wird ersichtlich, wenn man zwei Diagramme übereinander hält:
    1. https://www.welt.de/wissenschaft/article158110222/Wetter-aendert-sich-in-Deutschland-besonders-krass.html, s. 1. Diagramm
    2. https://www.klima-warnsignale.uni-hamburg.de/der-klimawandel-und-die-entwicklung-der-niederschlaege/#, s. alle Diagramme

    und dazu folgende wichtige Erkenntnis liest: https://www.epochtimes.de/umwelt/erneuerbare-energie/die-rache-der-erneuerbaren-warum-es-weniger-regnet-a3852540.html

    Seit in Deutschland und Europa immer ausgedehntere Windparks errichtet werden (erster Windpark wurde Ende der 1980er Jahre am Kaiser-Wilhelm-Koog errichtet), haben offensichtlich nicht nur der Wind und damit einhergehend auch die Niederschläge abgenommen, sondern parallel auch der Klimawandel Fahrt aufgenommen.

    Spricht man führende Klimaforscher darauf an, erntet man betroffenes Schweigen. Die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) lässt nach meinen Beiträgen im jüngst von Herbert Niederhausen veröffentlichten Buch “Generationenprojekt Energiewende – Elektroenergiepolitik zwischen Vision und Mission*”, ab S. 137 nicht einmal mehr E-Mails von mir mehr zu.

    Nicht ohne Grund ähneln sich die Verhaltensweisen bei den Themen Klimawandel/Klimaschutz und Corona. Wer mitdenkt wird ausgegrenzt, diffamiert, benachteiligt oder gar seiner Existenz beraubt: https://www.welt.de/debatte/kommentare/article225908135/Corona-Massnahmen-Forscher-als-verlaengerter-Arm-der-Politik.html

    Dazu fällt mir nur ein Fazit ein: UNSERE KLIMAFORSCHUNG (UND NICHT NUR DIESE) HAT FERTIG IN UNSEREM LAND (Ausnahmen wie Prof. Stevens bestätigen die Regel)

    * s. https://books.google.pl/books?id=MGNsEAAAQBAJ&pg=PA153&lpg=PA153&dq=%22Dr.+Roland+A%C3%9Fmann%22&source=bl&ots=IlXNATc2O4&sig=ACfU3U0CBgvQi4i1UF31UMCK4I_Z-UXWfw&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiE38y43dz3AhUhIMUKHbzxAqc4FBDoAXoECBUQAw#v=onepage&q=%22Dr.%20Roland%20A%C3%9Fmann%22&f=false

  7. Ein wirklich großartiger artikel! Diese information, die man ja selbst sehr heftig erspüren kann, so detailiert dargestellt zu sehen, erweckt den wunsch, es in riesen-lettern von plakaten leuchten zu sehen!

  8. Liebe Karin, was für ein guter kommentar… danke für den first-hand einblick in deine erfahrungen. Respekt… und die besten wünsche fürs ethische durchhalten und ‘wirk’-lichen erfolg!

  9. Das nennt man auch Semmelweiss Effekt, oder Semmelweiss Syndrom, nach dem Wiener Arzt, der herausgefunden hat, dass man die Hände waschen soll, bevor man als Arzt bei der Geburt hilft. Semmelweis hat seine Approbation und seinen Lehrstuhl verloren und ist einsam und verarmt gestorben. Auch Alfred Wegener ist so ein Beispiel, der die Plattentektonik erfunden hat. Ich befasse mich schon lange damit, weil es mich schon lange stört wie totalitär der Unibetrieb abläuft. Unliebsame Denker werden mit sanfter Gewalt, die man fast nicht merkt und nicht nachweisen kann, oder sehr direkt und brutal mundtot gemacht. Ein Diskurs ist nur im ganz kleinen begrenzten Ramen erwünscht. Mein Professor und ein anderer Professor vom selben Institut sind juristisch gegeneinander vorgegangen. Als das Institut ein Ausflug gemacht hat, wurde ich ausgeladen, weil ich beim falschen Professor war, sonst habe ich aber jeden Tag mit den Kollegen Mittag gegessen. Der Streitpunkt der beiden Professoren wäre durchaus diskutierbar gewesen und ist war ein Streitpunkt, der in vielen Fakultäten diskutiert werden sollte. Die 4 Unibetriebe die ich kennengelernt habe, waren durch und durch klein geistig, autoritär, ausschliessend, nur sehr begrenzt wissenschaftlich und aus meiner Sicht eben Totalitär.

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