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Abgekürzt

von Peter Löcke //

Sprachkritik wohin man schaut! Die größte Empörung löst weiterhin das Gendern aus, das von einem Großteil der Bevölkerung abgelehnt und dennoch behördlich durchgezogen wird. Neben dem Orwellschen Gendersprech kritisieren viele Menschen die Verrohung, Infantilisierung und Anglifizierung der deutschen Sprache. Mein persönlich größtes Problem wird selten diskutiert und hinterfragt. Willkommen in der mir fremden Welt der Abkürzungen und Akronyme! Geht nur mir das so?

Lol, Rofl, Omg und Co! Schon im SMS-Zeitalter musste ich ständig nachfragen, was genau mit der jeweiligen Abkürzung gemeint sei. Als die Buchstaben-Emojis die Handys verließen und in die gesprochene Welt eindrangen, wurde mein Verwirrung größer. Mittlerweile erspare ich mir das Nachfragen. Ich gehöre nämlich zu jenen Idioten, die von einer spießigen Gesellschaft wissen wollten, was genau eine MILF sei. Seit dieser Peinlichkeit gilt für mich die Devise „Schweigen ist Silber, Googeln ist Gold!“ Doch Unwissenheit ist nicht mein einziges Problem. Ich ertappe mich regelmäßig dabei, etwas anderes als die Allgemeinheit zu assoziieren. 

RIP bedeutet wahlweise Rest in Peace oder Requiem in Pace. So übersetzt fast jeder die drei Buchstaben, um in digitalen Foren seine Anteilnahme für den Tod eines geliebten Menschen oder B-Prominenten zum Ausdruck zu bringen. Nur ich nicht. Der Schriftsetzer in mir verbindet mit RIP auf ewig einen Raster Image Processor. Vermutlich existieren diese Prozessoren gar nicht mehr im Zeitalter der künstlichen Intelligenz. Sie mögen in Frieden ruhen.

ESC? Eigentlich bedeutet ESC selbstverständlich Eurovision Song Contest. Den deutschen Vorentscheid in Berlin gewann am 16. Februar Isaak mit seinem Song „Always on the run“. Ich verbinde mit ESC die Escape-Taste links oben auf der Tastatur. Damit ergreift man die digitale Flucht am heimischen Rechner. Andererseits ergreife ich auch seit Jahren die Flucht bei den Sangeskünsten der deutschen ESC-Kandidaten. Insofern schließt sich der Kreis. Ich bin always on the run.

MSC? Das klingt fast so wie ESC. Gerüchten zufolge fand in München zwischen dem 16. und 18. Februar eine Sicherheitskonferenz statt. Das bezweifle ich, denn sicherheitshalber wurde jede Stimme ausgeladen, die aus dem Kriegsmonolog einen Friedensdialog hätte machen können. So wurde das MSC zum Munich Selfie Contest. Das passt wiederum! Man muss die Buchstabenzeichen der Zeit nur richtig deuten können. 

WTF! „What the fuck“ denke ich mir immer häufiger beim Betreten und Betrachten der Medienlandschaft. Diese seit Jahren gültige Abkürzung habe ich lange verweigert, weil sie mir zu vulgär war. Kaum lasse ich sie zu, ist sie von gestern. Der empörte Bürger sagt nicht mehr „fuck“ sondern nur noch FCK.

FCK? Mit dieser Buchstabenkombination drückt man seine Abneigung gegenüber Menschen und Parteien aus. Sehr beliebt sind momentan die Botschaften FCK PTN, FCK NZS, FCK AfD, mittlerweile aber auch FCK GRN. Streng genommen handelt es sich hierbei nicht um Akronyme, weil ein Vokal, in diesem Fall das „u“ in das kopulierende FCK hineingedacht wird. Vokale werden überbewertet. So funktioniert das menschliche Gehirn bis auf meines. Ich denke bei FCK weiter an die Fußballclubs Kaiserslautern und Köln.

Alait? Diese Abkürzung gibt es offiziell noch nicht, wird aber bald in den inoffiziellen Abkürzungsduden aufgenommen werden. Sie steht für „as long as it takes“. Der deutsche Bundeskanzler möchte die Ukraine so lange wie es halt dauert und koste es was es wolle militärisch unterstützen. Als ich das las, habe ich mir vorgenommen, Olaf Scholz höchstpersönlich per mail anzuschreiben. Wann genau? So bald wie möglich.

Asap! As soon as possible! Das mache ich so bald wie möglich. Mein Email wird höflich formuliert sein, schließlich schreibe ich den Respekt-Kanzler an. Scholz versichert mir und allen anderen deutschen Bürgern wiederholt YNWA. Jeder Fußballfan weiß, dass diese Abkürzung für „You’ll never walk alone“ steht. Das Schreiben endet mit MfG!

Mit freundlichen Grüßen? Nein. Mit fortschreitendem Magengeschwür.

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder.

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8 Antworten

  1. ich bezahle keine Rechnungen von Firmen die im Anschreiben gendern und habe alle Unterstützungen für Organisationen gestrichen die ebenfalls diesen Schwuchtelsprachirrsinn mitmachen.

  2. Sehr gut, allerdings haben Sie einen groben Schnitzer gemacht. FCK steht in der Tat für den 1 FC Kaiserslautern, aber kein Fußballfan bringt diese Abkürzung mit dem 1 FC Köln in Verbindung. Das ist nur der FC oder in kölscher Fassung der Äff Zeh:-)

  3. Ja in der Tat, ich verstehe auch nur noch Bahnhof. Mit MSC habe ich immer Fischfang assoziiert, selbstverständlich Umweltgerecht. Es ist nicht so einfach. ASAP heisst eine Schmerztablette in Polen. Man kann sich beileibe eben nicht alles merken. Gott sei Dank versteht man mich noch im Verwandten und Freundeskreis. Und hier in der neurologischen Reha haben die Menschen weiß Gott andere Sorgen.

  4. Hallo Herr Löcke,
    …in der neuen Rechtschreibreform wird dann das ‘e’ abgeschafft……
    und spuckefreundlich als Erbe der Coronaära auch das ‘t’ als Endlaut…’Lich und Luf bringt Saf und Kraf’…
    Das läßt sich bei erhöhtem Cannabiskonsum ganz easy umsetzen…Gesinnungs-TÜV für Kinderbücher inklusive…sie sollen nicht mehr lernen, daß die Welt eigentlich schlecht ist und wovor man sich besser schützt…

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